Erfurt Schulklasse wegen Lehrermangels zu Hause: Kritik der CDU
Im südthüringischen Schmalkalden ist eine ganze Grundschulklasse wegen akuten Lehrermangels nach Hause geschickt worden. "Wir haben an der Grundschule eine verschärfte Situation aufgrund plötzlicher Krankheitsfälle", sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums am Mittwoch in Erfurt. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
Demnach arbeiten an der betroffenen Schule insgesamt 16 Lehrer, wobei es bereits einen Fall einer Langzeiterkrankung gibt sowie eine Lehrerin, die in Elternzeit ist. Als nun noch zwei Lehrer krank wurden, konnte das Personaldefizit den Angaben zufolge nicht mehr aufgefangen werden. Betroffen ist eine Klasse der Klassenstufe zwei. Eine weitere zweite Klasse wird derzeit von Horterzieherinnen betreut und löst von Lehrern vorbereitete Aufgaben.
An der Grundschule gibt es laut dem Ministeriumssprecher insgesamt fünf Klassen in dieser Klassenstufe. Eltern der nach Hause geschickten Schüler könnten ihre Kinder im Notfall zur Betreuung trotzdem zur Schule bringen, wenn sie keine andere Möglichkeit hätten. An der betroffenen Schule lernen 355 Schülerinnen und Schüler in 15 Klassen. Aufgrund der Erkrankungen steht damit pro Klasse nicht mehr mindestens ein Lehrer zur Verfügung, obwohl bereits die Schulleiterin als Klassenlehrerin eingesetzt wird.
"Auch das Schulamt hat nur noch sehr wenig Reserven", sagte der Ministeriumssprecher. Die Situation sei insgesamt sehr angespannt. Demnach sind im Bereich des Schulamtes 19 Lehrerstellen unbesetzt - 14 davon in der Region Schmalkalden-Meiningen. Um des Mangels Herr zu werden, hatte das Bildungsministerium bereits im Juli elf Lehrer an die Schulen mit dem höchsten Bedarf abgeordnet. Nun hoffe man, dass sich die Lage im November leicht entspannt, weil dann zwei Neueinstellungen in Suhl und in Meiningen zu erwarten seien.
Immer wieder hat in Thüringen Lehrermangel Aufmerksamkeit erregt. So drohte im Jahr 2018 einer Zwergschule im Ostteil des Landes die Schließung, weil nicht genügend Lehrer da waren. Ein Jahr später kam es an einer Grundschule in Gera zu Engpässen und es fiel eine Woche lang der Unterricht aus.
Der Thüringer CDU-Abgeordnete Christian Tischner kritisierte das Bildungsministerium, nicht ausreichend steuernd in die Verteilung der Lehrer einzugreifen. "Lehrer sind Beamte. Wenn die Situation so drastisch ist, müssen welche abgeordnet werden", sagte Tischner. In den größeren Städten wie Erfurt oder Jena sei der Lehrermangel weniger schlimm.
Zwar könne man nicht einem Lehrer aus Erfurt zumuten, plötzlich im weit entfernten Sonneberg zu arbeiten. Aber es sei denkbar, dass man einen Lehrer nach Arnstadt abordnet und dafür einen aus dem Ilm-Kreis nach Südthüringen. "Wenn ein Schulleiter wie in Schmalkalden eine ganze Klasse nach Hause schickt, muss die Situation ganz dramatisch sein", sagte Tischner.
Er mahnte zudem an Anreize wie Prämien für Lehrer, die sich verpflichten, eine gewisse Zeit in einer ländlichen Region zu unterrichten, endlich umzusetzen, wie er sagte. "Mich ärgert, dass die Mittel, die der Landtag zur Verfügung gestellt hat, um Lehrer zu gewinnen, nicht genutzt werden", sagte Tischner.