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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Mysteriöse Explosionen im Wald THW jagt jährlich Bäume in die Luft – das steckt dahinter
Einmal im Jahr trifft sich der Ortsverband Düsseldorf des THW in nahe gelegenen Wäldern, um mehrere Bäume in die Luft zu sprengen. Aber warum?
Ein Donnerschlag hallt durch den Wald, Rauch steigt auf, die Druckwelle ist selbst aus rund 400 Metern Entfernung spürbar. Gesplittertes Holz liegt nach der Sprengung auf der Lichtung, der Geruch von Schwarzpulver liegt in der Luft. Als die Gefahr vorüber ist, begutachten die Fachleute des Technischen Hilfswerks das Ergebnis: Alle sechs Bäume liegen wie geplant am Boden.
Das Werkzeug der Ehrenamtlichen war keine Motorsäge, kein Bagger mit Greifarm, sondern mehrere Hundert Gramm Sprengstoff. Dass der Ortsverband Düsseldorf des THW zu solch ungewöhnlichen Mitteln greift, hat seinen Grund: Einmal im Jahr müssen ihre Sprengmeister ihre Berechtigung erneuern – und jagen dafür eine Reihe abgestorbener Bäume in die Luft.
Zusammen mit den Kameradinnen und Kameraden der Ortsverbände Wuppertal und Siegburg stehen die Düsseldorfer Ehrenamtlichen an diesem Samstag in einem Wald in Lohmar bei Bonn. Ein Förster hatte vorab sechs abgestorbene Bäume ausgewählt, die ohnehin gefällt werden müssen. Einer von ihnen liegt quer in einer Astgabel – eine besondere Herausforderung für die THW-Leute.
Vorbereitungen dauern mehrere Stunden
Mit einem großen Bohrer treiben sie Löcher in die Stämme, in die später die Sprengladungen kommen. Andere werden mit Sprengschnüren umwickelt, die den Stamm sauber abtrennen sollen. Die Helferinnen und -helfer verbinden die Sprengladungen mit Drähten und schrauben Matten als Splitterschutz um die Stämme. Mehrere Stunden dauert es, bis die Vorbereitungen abgeschlossen sind.
"Diese Sprengungen heute dienen ausschließlich Ausbildungszwecken. Aber auch sonst sind Sprengungen ein geeignetes Mittel, um Bäume zu fällen", erklärt Jürgen Truckenmüller, Pressesprecher des Ortsverbands Düsseldorf. "Wenn Bäume nach einem Sturm abbrechen, stehen sie womöglich unter Spannung. Wenn man sie dann zersägt, springen andere Äste blitzschnell nach oben – das ist gefährlich. Deswegen sprengt man sie", sagt er. Auch in steilem Gelände, wo Forstarbeiter nicht mehr hingelangen könnten, seien gezielte Detonationen oft besser.
Dann stehen die Zündungen bevor: Der erste Baum soll einzeln gesprengt werden, die anderen fünf alle auf einmal. Alle Beteiligten müssen einen Abstand von 300 Metern einhalten. Spaziergänger müssen ebenfalls warten. Ein Signal, das klingt wie die Hupe eines Zugs, hallt durch den Wald. Per Funk kommt die Durchsage: "Achtung, Zündung in drei, zwei, eins."
- Reporter vor Ort