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Campino, Kästner und Unbehagen: Frontmann der Toten Hosen mit neuem Buch


Neues Buch des "Hosen"-Frontmanns
Campino, Kästner und das Unbehagen

Von dpa
Aktualisiert am 24.10.2024Lesedauer: 3 Min.
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Campino spricht bei seiner Gastvorlesung an der Universität Düsseldorf (Archivbild): Nun ist sein zweites Buch erschienen. (Quelle: Oliver Berg/dpa)
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Toten-Hosen-Frontmann Campino hat sein zweites Buch veröffentlicht. Darin geht es diesmal nicht um Fußball, sondern um Musik, Lyrik und sein Unbehagen an bestimmten Entwicklungen.

Toten-Hosen-Frontmann Campino hat sein zweites Buch geschrieben. Die Basis bilden seine Vorlesungen als Gastprofessor an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Nachträglich hat der 62-Jährige sie allerdings deutlich ergänzt – und dabei wird er auch sehr privat. "Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer – Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik", heißt das Buch (Piper Verlag).

Hing bei seinem Erstlingswerk "Hope Street", in dem es hauptsächlich um seine Leidenschaft für den FC Liverpool ging, noch der Haussegen schief, sei es diesmal anders: Seine Frau habe sich gefreut. "Beim ersten Buch hat sie den Trick von mir natürlich sofort durchschaut, dass ich meine Besuche in Liverpool als Arbeit legitimieren wollte."

Wie Campino zu 768 Liedern in rund 45 Jahren kam

Im ersten Teil des neuen Buches erläutert Campino, wie er zum Songschreiber geworden ist, welchen Einflüssen er gefolgt ist, was ihn inspiriert hat. Es geht um immerhin 768 Lieder in rund 45 Jahren.

Dabei wird er auch sehr privat. Sein Hadern mit der Schule, das schwierige Verhältnis zu seinem Vater, dem Kriegsheimkehrer, Juristen und CDU-Mitglied. Aus der spießbürgerlichen Vorstadtenge flüchtet der Jugendliche Campino in die aufkommende Punkbewegung. Es ist die Entstehungsgeschichte der Toten Hosen.

Missklänge der Gegenwart

Im zweiten Teil geht es um die Kakophonie, die Missklänge der Gegenwart, das Internet. Die Risse zögen sich heute ganz anders durch die Gesellschaft als früher. "Gute Freunde, mit denen wir jahrelang klargekommen sind, stehen bei entscheidenden Themen plötzlich auf der anderen Seite." Die Art und Weise der Auseinandersetzung habe sich verschärft, verroht und bleibe oft oberflächlich.

"Wir müssen es schaffen, dass wir unabhängige Berichterstattung, freien Journalismus, dass wir das irgendwie in die neue Zeit retten, dass diese Freiheit nicht angegriffen wird", sagt Campino der Deutschen Presse-Agentur.

Vom Systemkritiker zum -verteidiger

Für ihn selbst ist das eine Zäsur: "Das sind alles Entwicklungen, die es leichter machen, mir einzugestehen, dass ich plötzlich doch mehr mit dem sogenannten System zu tun habe, als das früher der Fall war. Es geht darum, dass unsere Gesellschaft für den Erhalt unserer Demokratie kämpfen muss und auch für unser Sozialwesen, das zwar reparaturbedürftig ist, aber vom Prinzip her ja steht. Das alles haben wir hart errungen und dürfen es nicht riskieren."

Kommt sein Buch nun ins Regal der Boomer-Bücher, der alten weißen Männer? "Dass ich ein älterer Herr bin, muss ich zugeben und weiß bin ich auch. Aber ich hoffe, dass ich dem Klischee des alten weißen Mannes zumindest in mir wichtigen Teilen widerspreche."

Campino gibt ein Beispiel: "Der Begriff Groupie war in der Punk-Welt absolut verpönt. Es ist nicht so, als hätten wir nicht auch unsere Liebeleien gehabt und alle möglichen Abenteuer, aber eben auf Augenhöhe und nicht aus der Situation heraus, dass jemand seine Position ausnutzt."

Schließlich verrät er im Buch, dass die Toten Hosen sich nicht nur mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt haben, sondern sie auch schon testweise zur Song-Produktion eingesetzt haben. Das Ergebnis sei erschreckend gut gewesen. Auf dem nächsten Album der Hosen werde dennoch eher kein KI-Song enthalten sein und falls doch, dann ordentlich gekennzeichnet.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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