Nordrhein-Westfalen Warnstreik beim ÖPNV – so ist die Lage
Nach Zugausfällen und gestrichenen Flügen bleiben jetzt Busse, Straßenbahnen und U-Bahnen vielerorts in den Depots – auch in zahlreichen NRW-Städten.
In Nordrhein-Westfalen fahren an diesem Freitag keine Straßenbahnen und U-Bahnen. Vielerorts sind nur wenige Busse unterwegs. Im öffentlichen Nahverkehr hat in der Nacht ein ganztägiger Warnstreik in den meisten kommunalen Nahverkehrsbetrieben begonnen. Die Gewerkschaft Verdi hat etwa 30.000 Beschäftigte zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Deshalb blieben die meisten Fahrzeuge in den Depots. Der Warnstreik habe planmäßig mit dem Schichtbeginn in der Regel zwischen 3 und 4 Uhr begonnen, sagte Peter Büddicker vom Verdi Landesbezirk NRW am Morgen der dpa. Die Streikbeteiligung sei hoch.
Bestreikt werden in NRW nahezu alle großen Verkehrsbetriebe wie KVB (Köln), Rheinbahn (Düsseldorf), DSW21 (Dortmund) oder die Stadtwerke Münster. "KVB ist komplett dicht, die Stadtwerke Bonn sind es auch. Wir sind zufrieden", sagte Frank-Michael Munkler vom Verdi-Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen zur Streikbeteiligung bei diesen beiden großen Unternehmen.
Private Unternehmen und S-Bahnen streiken nicht
Nicht bestreikt wird hingegen das Aachener Verkehrsunternehmen ASEAG, dessen Busse planmäßig in Aachen und der Städteregion fahren. Aber auch etwa RVK (Köln), RSVG (Troisdorf), OVAG (Gummersbach) und die WVG-Gruppe (Münster) werden nicht bestreikt.
Aktuell sind Warnstreiks im öffentlichen Nahverkehr in mehr als 30 kommunalen Verkehrsbetrieben angekündigt. Nur ein kleiner Teil der Linienbusse fährt in den Streikregionen, die ohnehin von privaten Subunternehmen betrieben werden. Die kommunalen Verkehrsbetriebe informieren darüber, welche Buslinien in der jeweiligen Stadt oder Region am Streiktag noch bedient werden können. Zudem verweisen sie darauf, dass der Bahnverkehr mit den RE-, RB- und S-Bahn-Linien nicht vom Warnstreik betroffen ist.
Im bevölkerungsreichsten Bundesland müssen sich Millionen Menschen eine Alternative für den Weg zur Arbeit oder zur Schule suchen. An solchen Tagen arbeiten erfahrungsgemäß viele Arbeitnehmer von zu Hause aus. Die Schulpflicht gilt trotz des Warnstreiks, teilte das NRW-Schulministerium mit. Eltern müssten dafür sorgen, dass ihre Kinder zur Schule kommen.
Bis zu 2,5 Millionen Menschen betroffen
Der ADAC Nordrhein rät dazu, am Streiktag alternative Verkehrsmittel wie das Fahrrad zu nutzen oder mit anderen eine Fahrgemeinschaft zu bilden. Insbesondere in den Großstädten und auf Stadtautobahnen sei aufgrund des Streiks mit einem höheren Verkehrsaufkommen und damit einhergehend einem erhöhten Staurisiko zu rechnen.
Laut dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sind die kommunalen Verkehrsbetriebe in Nordrhein-Westfalen täglich mit etwa fünf Millionen Fahrgästen unterwegs. Wenn man bedenkt, dass es sich zumeist um Hin- und Rückfahrten handelt, könnten rund 2,5 Millionen Menschen von den Arbeitsniederlegungen betroffen sein. Die Verkehrsbetriebe rechnen damit, dass die Auswirkungen der Streiks noch bis zum Schichtbeginn am frühen Samstagmorgen zu spüren sein werden.
Tarifverhandlungen als Streikgrund
Hintergrund des Warnstreiks sind in Nordrhein-Westfalen die Tarifverhandlungen über die Arbeitsbedingungen in den kommunalen Verkehrsbetrieben. Diese sind im Manteltarifvertrag geregelt. Verdi NRW fordert zusätzliche freie Tage. Der Arbeitgeberverband KAV NRW hält den ganztägigen Warnstreik kurz nach dem Beginn der Verhandlungen für überzogen.
Verdi betont, dass die Forderungen zum Manteltarifvertrag schon länger bekannt seien. Die Arbeitgeber verweisen hingegen darauf, dass zum 1. März eine deutliche Lohnerhöhung für Beschäftigte bei kommunalen Nahverkehrsunternehmen in NRW greift. Auch dies sei ein Signal, um die Attraktivität der Jobs im Nahverkehr zu erhöhen. Diese Entgelterhöhung war bereits im vergangenen Jahr vereinbart worden. Beim Aachener Unternehmen ASEAG gilt ein mehrjähriger Haustarifvertrag. Deshalb finden dort keine Arbeitsniederlegungen statt.
- Nachrichtenagentur dpa