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Hunderttausende bei Rosenmontagszügen im Rheinland


Rosenmontagszüge im Rheinland
Hunderttausende feiern Straßenkarneval nach Corona

Von dpa
20.02.2023Lesedauer: 2 Min.
imago images 0203130194Vergrößern des Bildes
Der Kölner Zug zog erstmalig von Deutz aus über den Rhein. (Quelle: IMAGO)

Erstmals seit drei Jahren sind wieder die Rosenmontagszüge durch Düsseldorf und Köln gerollt. Im Gepäck: jede Menge Satire.

2021 und 2022 waren die Züge wegen Corona ausgefallen, doch jetzt fand der höchste Feiertag der Karnevalisten wieder wie gewohnt statt. Bei überwiegend sonnigem Wetter feierten Hunderttausende auf den Straßen.

Das Comitee Düsseldorfer Carneval schätzte die Besucherzahl auf etwa 600.000. Eine Sprecherin des Festkomitees Kölner Karneval sagte dagegen, es sei unmöglich, die Zuschauerzahl seriös zu schätzen. Es herrsche aber "sehr, sehr großer Andrang" - noch mehr als in den Jahren vor Corona.

Wagenbauer Tilly: "Gute Satire in schlechten Zeiten nötig"

"Ich bin der Meinung, dass man in schlechten Zeiten gerade gute subversive Satire braucht", sagte der Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly. Dementsprechend übten die Karnevalisten insbesondere an Wladimir Putin ätzende Kritik: Im Kölner Rosenmontagszug küsste er den Teufel und drehte als Vampir die Welt durch den Fleischwolf. In Düsseldorf nahm der russische Präsident in einer Wanne in den ukrainischen Farben Blau und Gelb ein Blutbad.

Ein zaudernder Bundeskanzler Olaf Scholz wurde im Düsseldorfer Zug von einem Ziegenbock auf die Hörner genommen und nach vorn gestoßen - beschriftet war das Tier mit "Strack-Zimmermann", dem Namen der energischen Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses. Wirtschaftsminister Robert Habeck musste unterdessen eine Kröte nach der anderen schlucken: Atomkraft, Aufrüstung, Gas aus Diktaturen... In Köln machte "Habück" auf der Suche nach neuen Energielieferanten einen tiefen Diener vor einem überdimensionalen Scheich.

Ein weiterer Düsseldorfer Wagen zeigte eine triumphierende, Union-Jack-Flaggen-schwenkende "Miss Brexit "23", die aber bis auf die Knochen abgemagert war - eine Anspielung auf die wirtschaftlichen Einbußen Großbritanniens nach dem EU-Austritt. Auch die katholische Kirche - ein erklärtes Lieblingsthema von Tilly - war wieder vertreten: Der Missbrauchsskandal in Gestalt eines Teufels wollte den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki mit sich wegziehen, doch der klammerte sich mit aller Kraft am Kölner Dom fest, wodurch er das Kirchengebäude zum Einsturz brachte.

Den Mittelpunkt des Wagens "Free Iran" bildete der Kopf einer jungen Frau, in deren wehendem Haar sich ein "Mullarsch" verfängt. "Was diese Frauen für ihre Freiheit auf sich nehmen, das ist der Wahnsinn", sagte Tilly der Deutschen Presse-Agentur. "Ich habe wirklich höchsten Respekt vor ihrem Mut."

In Köln war auch Ex-US-Präsident Donald Trump wieder mit von der Partei: Mit Schnorchel und Taucherbrille entstieg er einem goldenen Klo, in der Hand ein Fähnchen mit der Aufschrift "Trump 2024" - dann will er als Kandidat der Republikaner erneut ins Rennen um das höchste Amt gehen. Unternehmer Elon Musk erschien als Bond-Bösewicht mit goldenem Colt in der Hand und weißer Katze auf dem Schoß.

Der Kölner Rosenmontagszug, der dieses Jahr sein 200-jähriges Bestehen feierte, startete erstmals im rechtsrheinischen Deutz und fuhr dann über den Rhein in die linksrheinische Innenstadt. Für TV-Moderator Johannes B. Kerner erfüllte sich ein "kleiner Lebenstraum", weil er in Köln zum allerersten Mal auf einem der Wagen mitfahren durfte. Der gebürtige Rheinländer versprach, mit Kamelle nicht zu geizen - als Kind habe ihn immer gestört, "dass die viel zu wenig geschmissen" hätten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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