Dresden Ifo-Ökonom befürchtet massive Folgen bei Öl-Lieferstopp
Ein Ende der Erdöllieferungen aus Russland nach Deutschland hätte nach Ansicht von Ökonomen massive Auswirkungen auf die Preise und möglicherweise auch auf die Versorgung mit Kraftstoffen. Hinzu kämen Folgen für die chemische Industrie, vor allem in Ostdeutschland, sagte Joachim Ragnitz, Vize-Chef des Ifo-Instituts Dresden, am Donnerstag.
Der französische Energieriese Total hatte mit Blick auf den Ukraine-Krieg beschlossen, mit Ablauf dieses Jahres kein russisches Erdöl mehr kaufen zu wollen. Es würden keine neuen Verträge mehr geschlossen oder bestehende verlängert, stattdessen setze man auf Öl aus "internationalen Märkten".
Die Total-Raffinerie Leuna (Sachsen-Anhalt) bezieht bisher direkt über die "Druschba"-Pipeline Erdöl aus Russland. Alternativlösungen wie den Transport per Tanker über den Seeweg nach Ostdeutschland sieht Ragnitz mit Skepsis. "So viele Öltanker wird es nicht geben, um das in ausreichender Menge zu liefern. Und eine neue Pipeline kann man nicht von heute auf morgen bauen", sagte er.
In Leuna werden in der Raffinerie von Total Kraftstoffen wie Benzin und Diesel hergestellt, rund 1300 Tankstellen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen damit beliefert. Zudem wird in der Raffinerie Methanol hergestellt, das für die chemischer Produktion und deren Verbundsystem vor allem in Ostdeutschland nötig ist.
Die nach 1990 neu gebaute Raffinerie Leuna gilt als das Herz des gesamtem 1300 Hektar großen Industriestandorts Leuna, wo allein rund 12 000 Menschen der Branche in 100 Betrieben arbeiten, davon rund 650 in der Raffinerie. Auf dem Areal befindet sich ein Tanklager mit Vorräten. Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht dazu, wie lange die Reserven reichen würden.