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Dresden: Asylbewerber brechen aus Abschiebehaft aus – Alarm ignoriert


"Menschliches Versagen"
Asylbewerber fliehen aus Abschiebehaft – Wachschutz ignoriert Alarm

Von dpa, t-online, mgr

Aktualisiert am 17.04.2023Lesedauer: 2 Min.
Regina Kraushaar, Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, kündigte an, alle sicherheitstechnischen Anlagen und Prozesse zu überprüfen.Vergrößern des Bildes
Regina Kraushaar, Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, kündigte an, alle sicherheitstechnischen Anlagen und Prozesse zu überprüfen. (Quelle: xcitepress/Benedict Bartsch)

Im September wurde das Sicherheitsniveau in der Dresdner Abschiebehaft gesenkt. Nun entkamen zwei Asylbewerber – vor allem der Wachschutz steht in der Kritik.

Nach der Flucht zweier abgelehnter Asylbewerber aus der Abschiebehaft in Dresden hat die zuständige Landesdirektion Sachsen (LDS) Konsequenzen angekündigt: Der Bereich, aus dem die Asylbewerber entkommen sind, wurde geräumt, die verbliebenen Asylbewerber verlegt, teilte LDS-Sprecher Ingolf Ulrich t-online mit. Weitere Maßnahmen würden geprüft.

Bei einer Pressekonferenz stellte LDS-Präsidentin Regina Kraushaar klar, dass die Personen in Ausreisegewahrsam keine Strafgefangenen seien. Deshalb gälten viel niedrige Standards als im Gefängnis.

Kraushaar zufolge ist allerdings zu prüfen, ob die Insassen – wie früher praktiziert – nachts wieder eingeschlossen werden. Im Rahmen eines Pilotprojektes habe man im September 2022 die Unterbringung gelockert, seither hätten die Betroffenen auch nachts Flure, Duschen und Gemeinschaftsräume betreten können. Die Absenkung des Sicherheitsniveaus werde nun auf den Prüfstand gestellt. Die LDS nehme diesen Vorfall zum Anlass, alle sicherheitstechnischen Anlagen und Prozesse zu überprüfen.

Wachschutz übersieht Bettlaken bei Rundgang

In der Nacht zum Sonntag waren zwei Algerier im Alter von 30 und 31 Jahren aus der Einrichtung am Rande der Innenstadt geflohen. Nach Angaben der Polizei und der LDS hatten sie ein Fenster in der ersten Etage der Unterkunft geöffnet und sich dann über zwei verknüpfte Bettlaken zunächst in den Außenbereich abgeseilt. Anschließend überwanden sie ohne Hilfsmittel einen drei Meter hohen Zaun, der zudem oben mit sogenanntem Nato-Draht gesichert war. Beide waren im Abstand von einer knappen halben Stunde geflohen – der erste gegen 2.40 Uhr

Während der Innenbereich von Beamten der Landesdirektion gesichert werde, werde der Außenbereich von einem Sicherheitsdienst überwacht, so LDS-Sprecher Ingolf Ulrich. Der hätte das Bettlaken weder bei einem Rundgang um 3.30 Uhr noch auf den Aufzeichnungen der Überwachungskamera bemerkt: "Beides sind Hinweise auf menschliches Versagen", so Ulrich.

Außerdem wurde ein ausgelöster Alarm ignoriert, weil die Alarmanlage angeblich immer wieder Fehlalarm ausgelöst hatte – etwa, wenn Spinnen über die Videokamera liefen. Der Alarm sei daher "manuell weggedrückt" worden und habe "nicht zu Verhalten geführt", wie es Kraushaar ausdrückte. Auch sie sprach von erheblichen Fehlern bei der Überwachung und menschlichem Versagen.

Gab es eine Gefangenenbefreiung?

Unklar ist bisher, wie die Geflohenen das Fenster öffnen konnten. Dazu seien Spezialschlüssel erforderlich, hieß es. Aufbruchspuren habe man nicht gefunden. Die Kriminalpolizei ermittelt auch wegen des Verdachts der Gefangenenbefreiung.

Von einer Gefahr für die Bevölkerung sei nicht auszugehen, sagte die Präsidentin. "Es gibt keinen Anhaltspunkt, die Leute verrückt zu machen. Die Bevölkerung muss nicht gewarnt werden." Beide Männer seien als nicht gefährlich eingestuft. Nur einer von ihnen sei bislang wegen Straftaten wie Sachbeschädigungen, Diebstählen und einer Körperverletzung auffällig gewesen.

Im Januar 2020 waren schon einmal drei abgelehnte Asylbewerber aus der Einrichtung geflohen – am helllichten Tag. Einer von ihnen ist bis heute untergetaucht, einer ist unterdessen abgeschoben, der Dritte besitzt eine Duldung, teilte die LDS mit.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Ingolf Ulrich, Sprecher der Landesdirektion Sachsen
  • Mit Material der dpa
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