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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Topform trotz Schicksalsschlag Endlich angekommen: Sabitzer trumpft beim BVB auf
Für Marcel Sabitzer ist das Gastspiel bei RB Leipzig auch eine Reise in die Vergangenheit. Beim BVB trumpft er gerade groß auf – trotz privater Sorgen.
Wenn der BVB an diesem Samstag zum Prestige-Duell und im Kampf um die Champions-League-Teilnahme bei RB Leipzig antritt, spielt bei Marcel Sabitzer die Erinnerung mit. In seinen sechs Jahren in Leipzig reifte er zum Unterschiedsspieler, war das Herzstück dieser Mannschaft, führte die Sachsen als torgefährlicher Stratege im Mittelfeld zu zwei Vize-Meisterschaften. Über die Stationen FC Bayern und Manchester United landete der heute 30-Jährige im vergangenen Sommer in Dortmund. Bei der Borussia tat er sich lange Zeit schwer, seine Rolle und seine Form zu finden. Jetzt aber scheint er endlich angekommen im Ruhrpott: Für den BVB könnte Sabitzer im Endspurt dieser Saison zum entscheidenden Trumpf werden.
Die letzten Wochen waren ohne Zweifel seine bisher besten im schwarz-gelben Trikot. Das drückt sich auch in den blanken Zahlen aus. Erst seine zwei Tore zum Dortmunder Auswärtssieg bei Borussia Mönchengladbach, sein erster Doppelpack seit 2018 noch im Leipziger Trikot. Dann der Gala-Auftritt samt berauschendem Europapokal-Abend gegen Atlético Madrid, an dem sein Tor und zwei Vorlagen den BVB maßgeblich ins Halbfinale der Champions-League beförderten. Und auch gegen Leverkusen setzte Sabitzer seine Topform mit einem weiteren Assist fort.
Drei Spiele, sechs Torbeteiligungen – das kann sich sehen lassen. Julian Brandt, gegen Atlético kongenialer Partner des Österreichers im schwarz-gelben Mittelfeld, war nach dem Madrid-Spiel voll des Lobes: "Er gibt uns einen brutalen Impact." Auch Edin Terzić sprach von einer "brutalen Qualität" seiner Nummer 20 und hob neben den offensiven Glanzpunkten auch seine defensive Arbeit hervor: "Er hat ein unglaubliches Spiel in beide Richtungen gemacht. Extrem fleißig im Verteidigen, immer da für den zweiten Ball, Bälle erobert, Bälle gejagt."
Vom Mitläufer zum Leistungsträger
Schon nach der Partie in Gladbach hatte der Trainer geschwärmt, "wie viel er investiert hat, um den Gegner immer wieder anzulaufen, um ihn weit wegzuhalten vom eigenen Tor. Marcel hat in den letzten Wochen und Monaten richtig gute Leistungen gezeigt". Für den Trainer, aber auch für Hans-Joachim Watzke ein Beweis dafür, "dass man einem Spieler ein paar Wochen Zeit gibt, bis er sich komplett in die Abläufe integriert", wie der BVB-Boss jetzt zufrieden feststellte.
Watzke sieht damit auch die Kritiker ausgebremst, die Sabitzer schon als Transferflop abgeschrieben hatten. Rund 20 Millionen Euro hatten sich die Dortmunder seine Verpflichtung im Sommer kosten lassen. Der startete aber mit erheblichen Anlaufschwierigkeiten, war eher Mitläufer als Leistungsträger. Besonders kritisch beobachtet wurde Sabitzer von Fan-Seite auch aufgrund seiner Vergangenheit: Wer für RB Leipzig und den FC Bayern gespielt hat, muss sich in Dortmund erst einmal beweisen.
Nach München war Marcel Sabitzer 2021 gewechselt – zu dem Verein, in dessen Bettwäsche er einst als Kind geschlafen hatte. An der Isar aber konnte er seine jahrelangen Top-Leistungen nicht bestätigen, wurde zu Manchester United ausgeliehen. Auch dort lief es für den österreichischen Nationalspieler, dessen Vater Herfried ebenfalls Fußballprofi gewesen war, übersichtlich. Der Wechsel zum BVB sollte in gewisser Weise ein Neustart sein. "Seit Tag eins habe ich mich hier wohlgefühlt und das Vertrauen ist da", sagt Sabitzer rückblickend selbst – und zahlt jetzt auf dem Rasen zurück.
Torgefahr, Laufbereitschaft und Zweikampfstärke
Als Torschütze, Stratege und Kämpfer geht er als Führungsspieler voran beim BVB. Er bezeichnet sich selbst nicht als "Dauerlautsprecher", überzeugt lieber mit Leistung. Das Dortmunder Spiel profitiert von seiner Torgefahr, vor allem aber auch von seiner Laufbereitschaft und Zweikampfstärke. Unter Julian Nagelsmann war er einst in Leipzig aus der zentralen, offensiven Position im Mittelfeld weiter nach hinten gerückt, wo er auch seine physischen Stärken ausspielen kann.
Sabitzers aktuelle Auftritte müssen umso höher eingeschätzt werden, weiß man von seinem privaten Schicksalsschlag. Der 18-jährige Sohn seiner Verlobten, der Ex-Bachelor-Siegerin Katja Kühne, mit der er seit sieben Jahren liiert ist und die gemeinsame Tochter Mary-Lou hat, ist Ende März verstorben. Marcel Sabitzer, der sein Privatleben aus dem Rampenlicht heraushält, hat das öffentlich nicht thematisiert. Nur sein Torjubel bei den letzten Spielen, als er die Zeigefinger mit traurigem Blick Richtung Himmel reckte, offenbarte seine Trauer.
- Eigene Recherchen
- TAG24: "Drama bei BVB-Star Sabitzer"