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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Drogensüchtige in Dortmund Crack-Konsum: Stadt spricht von "deutlichem Rückgang"

Nur zwei Monate ist es her, dass die Stadt einen Sonderstab aufgrund der zunehmenden Zahl an Crack-Konsumenten ausrief. Nun will die Stadt einen deutlichen Rückgang des Konsums beobachtet haben.
Eine Crack-Welle überschwemmt Dortmund. Die Auswirkungen sind dramatisch: Weil die Droge extrem süchtig macht und der Rausch nur wenige Minuten anhält, betteln vermehrt Suchtkranke in der Innenstadt nach Geld.
Gewerbetreibende gehen aufgrund der teils aggressiven Süchtigen vor ihren Geschäften auf die Barrikaden. Die Stadt und Polizei reagierte im September mit einem Sonderstab. Am Dienstag verkündete Dortmunds Rechtsdezernent Norbert Dahmen (CDU) nach der Sitzung des Verwaltungsvorstands erste Zahlen: Laut dem Dezernenten sei das aggressive Betteln bereits "deutlich zurückgegangen". "Wir hatten in der ersten Phase der Kontrollen 101 Fälle in der Woche, letzte Woche waren es zehn Fälle, die wir ermittelt haben", sagte Dahmen am Dienstag.
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Zudem wollen der Kommunale Ordnungsdienst der Stadt Dortmund (KOD) und die Polizei einen Rückgang des illegalen Drogenkonsums im öffentlichen Raum beobachtet haben. Repräsentative Zahlen gibt es hierfür jedoch nicht. Rechts- und Ordnungsdezernent Norbert Dahmen zieht hierfür lediglich die Zahl der Platzverweise des Ordnungsamtes sowie der Polizei heran. Der "Kontrolldruck" habe für einen Rückgang des Konsums in den vergangenen zwei Montagen gesorgt, so Dahmen. Konkret seien seit Ausrufung des Sonderstabes vor rund zwei Monaten laut Angaben der Stadt 3.200 Platzverweise vom Kommunalen Ordnungsdienst und Polizei ausgesprochen worden.
"Es gibt natürlich eine entsprechende Dunkelziffer, der wir natürlich ja nicht habhaft werden, aber wir merken schon, dass sich hier noch die Situation deutlich verändert hat im Vergleich zu dem, was wir Mitte August kennzeichneten", sagte Dahmen am Dienstag weiter. Es gebe natürlich Schwerpunkte des öffentlichen Drogenkonsums. "Der eine Schwerpunkt ist im Bereich des Stadtgartens, der andere im Umfeld des Drogenkonsumraums, sprich Martinstraße /Grafenhof. Doch ist die Situation aber schon deutlich besser geworden, weil die Kontrollen stattfinden."
Verstärkte Kontrollen in der Kritik
Der Leiter der Drogenhilfe, Olaf Schmitz, hatte gegenüber t-online die erhöhten Kontrollmaßnahmen des Ordnungsamtes und der Polizei kritisiert. "Es geht für die Konsumentinnen und Konsumenten einher, dass der Verfolgungsdruck zunimmt", sagte Schmitz.
"Die Suchtkranken fühlen sich noch ausgegrenzter, und ja, es geht damit den Süchtigen noch mal schlechter, und der Stress und der Leidensdruck für sie wird noch mal größer, als er ohnehin schon ist", sagte er weiter. Eine kurzfristige Beruhigung in der Innenstadt mit solchen geballten Maßnahmen mache natürlich an den Stellen, wo es schlicht und einfach auffällig straffälliges Verhalten gibt, Sinn. "Aber es wird letztlich an der Symptomatik nicht viel ändern. An der Stelle greifen die Maßnahmen zu kurz."
Auch die Fraktion der Grünen im Dortmunder Stadtrat hatte sich im September gegen Aktionismus in der aktuellen Debatte um den ansteigenden Crack-Konsum in der Dortmunder Innenstadt ausgesprochen. Hingegen fordert sie die Entwicklung einer Gesamtstrategie. "Dabei soll es vor allem um die Stärkung der Hilfsangebote für suchtkranke Menschen, die Stärkung der aufsuchenden Sozialarbeit und die Vernetzung sozialer, medizinischer und ordnender Maßnahmen gehen", teilte die Fraktion mit.
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