Vorbild Seesterne Bremer Wissenschaftler erfindet noch nie da gewesenes Material
Seesterne können Dinge, die andere Tiere nicht können. Genau diese Fähigkeit hat sich ein Bremer Doktorand abgeschaut – und eine Weltneuheit entwickelt.
Von dieser Erfindung könnten zahlreiche Menschen profitieren: Der Bremer Nachwuchswissenschaftler Raman hat ein bislang einzigartiges Material entwickelt. Im Rahmen seiner Doktorarbeit, die der 32-Jährige gerade an der Hochschule Bremen schreibt, hat er sich Seesterne zum Vorbild genommen und deren Fähigkeiten analysiert. Herausgekommen ist ein Material, das es so auf der Welt bislang nicht gegeben hat, heißt es von der Hochschule.
Das neuartige Material besteht aus 3D-gedrucktem Spezialkunststoff als Skelett und Silikon als Ummantelung und ist in der Lage, sich im Grunde jeder Formen anzupassen. Nimmt man das Material und legt es in heißes Wasser, dann lasse sich der Stoff formen, verbiegen und individuell anpassen. Sobald das Material erkaltet, wird es hart und formstabil, berichtet Raman, der aus dem Norden Indiens stammt. Dort werden üblicherweise keine Nachnamen verwendet.
Erfindung könnte in der Medizintechnik angewandt werden
Raman sagt, der Kunststoff lasse sich kostengünstig herstellen und seine Erfindung sei grundsätzlich auch eine sehr nachhaltige Angelegenheit. Würde sich heute jemand den Ellenbogen brechen, müsste der Gips, sobald er sehr nass geworden ist oder kaputtgeht, komplett erneuert werden. Ramans Material könne einfach erwärmt, abgenommen und wieder neu geformt werden. Und auch wenn der Arm geheilt sei und der Kunststoff-Gips nicht mehr benötigt werde, könne das Material recycelt werden.
Aber auch im Flugzeugbau oder in der Autoindustrie könnte seine Erfindung zum Einsatz kommen. Unter anderem sei für Raman vorstellbar, mit seiner Seestern-Erfindung Autositze herstellen zu lassen. Er sagt: "Bestünde die Sitzfläche eines Autositzes aus dem Material und erwärmt sich, könnte sie sich passgenau der Ergonomie der Person anpassen, die draufsitzt."
Raman studierte Verhaltensweisen der Seesterne
Erste Prototypen hat Raman bereits entwickelt. Dabei, so sagt er es, habe er jedoch nur ein wenig experimentiert und spaßeshalber einen Stift- sowie einen Handyhalter gebaut, die einem Seestern ähneln. Die Konstruktionen ließen sich innerhalb kurzer Zeit durch Hitze verbiegen und in andere Formen verwandeln.
Seesterne sind in der Lage, bis zu zehn Stunden in verhärteter Position am Meeresgrund zu liegen. Möglich macht das ihr ausgeklügeltes Nervensystem, erzählte er dem Regionalmagazin "buten un binnen". Was bei den Tieren über Chemikalien im Körper gesteuert wird, hat Raman auf Hitze übertragen. Dazu musste er die Verhaltensweise der Seesterne lange studieren und kam ihrem Geheimnis so auf die Spur.
- hs-bremen.de: Mitteilung der Hochschule Bremen
- butenunbinnen.de: "Doktorand der Hochschule Bremen erfindet ein neues Material"