Niedersachsen mit Vorreiterrolle Wasserstoff-Netz wird größer: Nächste Anlage eröffnet in Brake
Wasserstoff gilt als Zukunft im Energiesektor, nun kommt eine weitere Anlage im Norden hinzu. Niedersachsen nimmt damit immer mehr eine Vorreiterrolle ein.
Eine Anlage für die Produktion von Wasserstoff im Braker Hafen soll bis Ende des Jahres in Betrieb gehen. Am Donnerstag um 9 Uhr ist der symbolische Baubeginn, wie das Unternehmen Lhyfe mit Hauptsitz im französischen Nantes mitteilte. Nach der Fertigstellung soll es sich dem Betreiber zufolge um die erste Anlage in der Region handeln, die Wasserstoff für den "breiten Markt" verfügbar macht. Zu der Veranstaltung wird laut Ankündigung der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) erwartet.
Nach Einschätzung des Niedersächsischen Wasserstoff-Netzwerks (NWN), einem Beratungsunternehmen des Landes, ist noch unklar, welches Unternehmen in der Region zuerst Wasserstoff für den "breiten Markt" anbieten wird. Das NWN weist auch auf eine 14-Megawatt-Anlage des Energiekonzerns RWE in Lingen hin. Ein RWE-Sprecher sagte auf Anfrage, die Anlage werde schon in Betrieb genommen, in den nächsten Wochen werde der Vorgang abgeschlossen. Geplant sei, den Markt anschließend über eine Tankstelle mit Wasserstoff zu beliefern.
Ampel-Regierung will Kapazität ordentlich hochfahren
Die Anlage in Brake soll über eine Elektrolysekapazität von zehn Megawatt verfügen. Die Kosten der Anlage gab Lhyfe nicht bekannt. In Niedersachsen sind laut NWN Elektrolyseure schon im Betrieb – unter anderem in Werlte, Cuxhaven und Salzgitter. Die Ampel-Regierung hat im Koalitionsvertrag das Ziel formuliert, bis 2030 eine Elektrolysekapazität von rund zehn Gigawatt (10.000 Megawatt) zu erreichen.
Wasserstoff wird in Elektrolyseuren erzeugt: In den Vorrichtungen wird Wasser mithilfe von Strom in Wasser- und Sauerstoff zerlegt. Produzieren Windräder und Solarzellen den für den Vorgang notwendigen Strom, bezeichnet man den Wasserstoff als "grün". Auch in Brake soll "grüner" Wasserstoff produziert werden. Den Wasserstoff sollen Kunden aus dem Industrie- und Mobilitätsbereich abnehmen, teilte Lhyfe mit. Namen von Kunden wurden nicht genannt.
Niedersachsen kommt Vorreiterrolle zu
Nach Angaben des NWN gibt es in Niedersachsen mehr als 80 Wasserstoffprojekte, darunter mehrere Großvorhaben. Das NWN schreibt dem Bundesland eine mögliche Vorreiterrolle zu. Über die Häfen können Wasserstoff und seine Derivate wie Ammoniak und Methanol nach Niedersachsen importiert werden, erneuerbare Energien sind vorhanden und der Wasserstoff kann in unterirdischen Hohlräumen («Kavernen») gespeichert werden.
Die Fläche, auf der die Anlage in Brake entsteht, gehört der landeseigenen Hafenbetriebsgesellschaft Niedersachsen Ports (NPorts). Den Zuschlag für das Gelände im Hafenbereich erhielt Lhyfe nach einem europaweiten Vergabeverfahren, wie NPorts mitteilte. Von der Ansiedlung erhofft sich NPorts eine wirtschaftliche Stärkung des Binnenhafens.
- Nachrichtenagentur dpa