Landkreis Emsland "Purer Sadismus": Hähnchen-Quälerei in Mastbetrieb – Anzeige
Sadismus-Skandal im Emsland: Masthähnchen werden beim Verpacken in Kisten erhebliche Schmerzen zugefügt, viele werden getötet. Nun folgt eine Anzeige.
Das Ministerium für Landwirtschaft Ernährung und Verbraucherschutz hat bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz erstattet. Dabei gehe es um Videoaufnahmen, in denen zu sehen ist, wie Masthähnchen in einem Betrieb mit mehr als 200.000 Tieren im Landkreis Emsland für den Transport zum Schlachthof in Kisten verpackt werden. Dabei werde den Tieren "in einem rohen Umgang erhebliche Schmerzen und Leiden zugefügt", teilt das Ministerium mit.
Die Videoaufnahmen seien heimlich von der Tierrechtsorganisation "Soko Tierschutz" erstellt worden, die sie an den Landkreis Emsland weitergeleitet hatten. Die Tierrechtsorganisation spricht von "unfassbaren Zuständen": "Schwache, verletzte und kranke Tiere werden nicht etwa separiert und gepflegt, sondern illegal mit einer selbst gebastelten Pike erstochen. Extreme Rohheit und Brutalität gegenüber den Tieren ist an der Tagesordnung", heißt es.
Video zeigt "Leichenfeld quer durch die ganze Halle"
"Beim Verladen der Tiere setzen sich die Exzesse fort. Der übliche rücksichtslose Umgang wie das Werfen der Tiere und das Stopfen in die Transportkisten gipfelt hier in purem Sadismus. Verletzte Tiere werden durch die Halle getreten und die Arbeiter schubsen sich zum Spaß in die Massen von Hühnern, die sich erschöpft von der Turbomast kaum bewegen können und deren Knochen bei geringster Belastung brechen", so die Soko weiter.
Am Ende zeige das Video "ein Leichenfeld quer durch die ganze Halle." Einige Tiere seien zerquetscht und mutmaßlich von einem Ausstallertruck überfahren worden.
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Der Landkreis Emsland sowie das Landwirtschaftsministerium bewerten die Videoszenen als strafrechtlich relevant. Gegen den Hühnermastbetrieb wurde Strafanzeige wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz gestellt. „Es gibt immer wieder Hinweise darauf, dass es zu Verletzungen von Geflügel beim sogenannten Ausstallen kommt. Ein systemischer Grund für diese Verstöße liegt in den Arbeitsbedingungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das bedeutet oft fehlende Pausenzeiten und Akkordarbeit. Tierschutz ist unter solchem Zeitdruck kaum möglich", so Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte.
Stichprobenartige Kontrollen nur bedingt effektiv
Man werde nun prüfen, wie für Mitarbeitende sogenannter Fangkolonnen Arbeitsschutzmaßnahmen festgelegt werden können. Stichprobenartige Kontrollen der Veterinärbehörden beim Ausstallen seien seit 2022 zwar Pflicht, aber "leider nur bedingt effektiv", so Ministerin Staudte.
Sobald die Kontrollpersonen vor Ort seien, werde das Arbeitsverhalten angepasst. "Wir weisen darauf hin, dass die Tierhalterinnen und Tierhalter solange die Tiere auf ihrem Hof sind, die Gesamtverantwortung tragen und das Ausstallen im Auge behalten müssen", sagt die Ministerin. Beim Thema dauerhafte Videoüberwachung sei die Geflügelbranche gefragt, datenschutzkonforme Lösungen zu erarbeiten.
- soko-tierschutz.org: Aktuelle Erfolge
- Mitteilung des Niedersächsischen Ministeriums für Landwirtschaft Ernährung und Verbraucherschutz vom 23. August 2023