Trotzdem Zweifel am Erfolg Terminal in Wilhelmshaven ist bislang wichtigste LNG-Anlage in Deutschland
In Rekordzeit wurde das Flüssiggas-Terminal in Wilhelmshaven hochgezogen, jetzt zeigt sich: Der Bau zumindest dieses Standortes hat sich offenbar gelohnt.
Das Terminal zur Einfuhr von verflüssigtem Erdgas (LNG) in Wilhelmshaven ist nicht nur das Erste, das in Deutschland in Betrieb genommen wurde – sondern bislang auch das Wichtigste im Hinblick auf die Gasimporte. Wie aus Daten der Bundesnetzagentur und des Bundeswirtschaftsministeriums hervorgeht, wurde über den Standort in Niedersachsen im ersten Halbjahr 2023 deutlich mehr Gas importiert als über Brunsbüttel in Schleswig-Holstein und Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern.
Demnach hat Deutschland von Anfang Januar bis Ende Juni rund 33,8 Terawattstunden Gas über die LNG-Terminals eingespeist. Mit 21,8 Terawattstunden flossen fast zwei Drittel davon über Wilhelmshaven. Brunsbüttel kommt auf 5,2 Terawattstunden, Lubmin nach Angaben des privaten Betreibers Deutsche Regas auf knapp 7 Terawattstunden.
LNG-Terminals machen nur Bruchteil der Gasimporte aus
Insgesamt machen die milliardenschweren Terminals allerdings erst einen Bruchteil der deutschen Gasimporte aus. So importierte Deutschland im ersten Halbjahr 2023 rund 526 Terawattstunden Gas, fast die Hälfte davon aus Norwegen. Der Anteil der LNG-Terminals daran beträgt jedoch lediglich 6,4 Prozent. Die weitaus größte Menge LNG wurde dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zufolge aus den USA importiert.
Die Bundesregierung hatte für dieses Jahr LNG-Importkapazitäten von 13,5 Milliarden Kubikmetern Gas in Aussicht gestellt. Das entspricht mehr als 130 Terawattstunden - und damit etwa dem Vierfachen dessen, was im ersten Halbjahr tatsächlich an LNG importiert wurde.
Kosten für Terminals könnten noch steigen
Die Kosten für den Aufbau der LNG-Infrastruktur sind immens. Der Bund hat dafür bis 2038 rund 9,8 Milliarden Euro bereitgestellt. Das Wirtschaftsministerium rechnet aber schon mit noch höheren Ausgaben.
Neben den drei bereits genutzten LNG-Terminals sollen weitere entstehen, unter anderem zwei zusätzliche in Wilhelmshaven und eines in Stade. Kritiker befürchten, dass damit Überkapazitäten für die fossile Energie geschaffen werden könnten, die größer sind, als nötig wäre, um die früheren Gasimporte aus Russland zu ersetzen.
- Nachrichtenagentur dpa