Wal-Hotspot Wilhelmshaven Erste Schweinswale am Jadebusen gesichtet
Experten hatten Sorge, dass der Bau des Anlegers für das LNG-Terminal in Wilhelmshaven die Schweinswale vertreiben könnte. Doch jetzt sind sie zurück.
Ob vom Wilhelmshavener Südstrand aus oder auf dem Wasser des Jadebusens: Neugierige können mit etwas Glück in diesen Tagen rund um Wilhelmshaven wieder Schweinswale entdecken. An diesem Samstag beginnen die 7. Schweinswal-Tage. Die ersten Tiere seien schon gesichtet worden, sagte Juliana Köhler, Geschäftsführerin des Wattenmeer Besucherzentrums in Wilhelmshaven.
"Wir haben in den letzten Jahren festgestellt, dass im April einfach die beste Sichtungszeit ist." Acht Tage lang können Interessierte die Wale etwa auf Schiffsexkursionen oder vom Land aus beobachten. Außerdem gibt es Vorträge, Lesungen, eine Fotoausstellungen und Mitmach-Aktionen.
Schweinswal-Kinderstube im Borkum Riff
Wilhelmshaven wird jedes Frühjahr zum Hotspot für Walbeobachter, da die Tiere dann zur Nahrungssuche in die Nähe der Küste und in die Meeresbucht schwimmen. "Im Frühjahr kommen Jungfische, besonders die Stinte, in den Jadebusen und da schwimmen die Schweinswale einfach hinterher", erklärte Köhler. In den Wintermonaten werden die Jungtiere der kleinsten Wale der Welt geboren. Eine Kinderstube von Deutschlands einziger heimischen Walart liegt vor der niedersächsischen Küste im Naturschutzgebiet Borkum Riff.
Nach der deutschen Roten Liste ist der Schweinswal (Phocoena phocoena), der auch Kleiner Tümmler genannt wird, als stark gefährdete Art eingestuft. Wenn die Meeressäuger aus dem Wasser auftauchen, ist meist ihre dreieckige Finne zu erkennen.
LNG-Terminal machte Wal-Experten Sorgen
Eine Garantie, die Wildtiere zu sehen, gibt es bei den Schweinswaltagen nicht. "Es ist Natur und man weiß es nie", sagte Köhler. Gute Chancen gebe es bei den täglichen Schiffsexkursionen der "MS Harle Kurier". Auch vom Land aus könne es klappen. Auf der Südstrandpromenade sind kostümierte Walrufer unterwegs, die zum Beobachten der Schweinswale einladen. Dort gibt es Führungen und Infostände. "Wir geben Tipps zur Beobachtung und haben Ferngläser bereitgelegt."
Für eine Erleichterung sorgte bei Naturschützern, dass die Schweinswale nun nach dem Bau des Anlegers für das Wilhelmshavener Importterminal für Flüssigerdgas (LNG) im vergangenen Jahr zurückgekehrt sind. Damals hatte die Deutsche Wildtier Stiftung davor gewarnt, dass Unterwasserlärm der Bauarbeiten das empfindliche Gehör der Schweinswale schädigen könnte.
"Die Schweinswale sind wieder da", stellte Köhler fest. Beobachtet und untersucht werden müsse aber, welche langfristigen Folgen die Einleitung von chlorhaltigen Abwässern an dem Terminalschiff auf die Ökologie und die Nahrungskette der Schweinswale haben könnte.
- Nachrichtenagentur dpa