Berlin: Autofreie Friedrichstraße ein Reinfall?

Modellprojekt in Berlin

Autofreie Friedrichstraße ein Reinfall?

Eine Einkaufsmeile ohne Autos: Dieses Modellprojekt in der Berliner Friedrichstraße ist inzwischen Realität. Von einem vollen Erfolg kann man dennoch nicht sprechen.

Die Friedrichstraße in Berlin nur für Fahrradfahrer und Fußgänger – an diesem Projekt scheiden sich derzeit die Geister. Die Flaniermeile zieht laut "Berliner Zeitung", seit sie autofrei ist, deutlich mehr Besucher an. Eine Analyse von Bewegungsdaten habe außerdem ergeben, dass Besucher sich dort nun länger aufhalten und dass es sich bei ihnen häufiger als früher um Berlinerinnen und Berliner handelt. Eine durchaus positive Entwicklung also.

Doch es gibt auch zahlreiche Gegner des Projekts. Laut "B.Z." klagen Gastronomen vor Ort über heftige Gewinneinbrüche und ausbleibende Kundschaft.

Berlins Bürgermeisterin: "Nicht zufrieden"

Eine weitere Kritikerin der autofreien Friedrichstraße ist Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD). Ihrer Einschätzung nach hat das Projekt bisher nicht geklappt und sollte überarbeitet werden. Eine Rückkehr der Autos schloss sie nicht aus. Sie sei "nicht zufrieden", sagte Giffey am Donnerstag.

Von den ausbleibenden Gewinnen einiger Geschäftsleute habe sie auch gehört. "Die Flaniermeile Friedrichstraße muss anders aussehen", sagte Giffey. Die Straße müsste so gestaltet werden, dass sie "ansehnlich ist, ein lebenswerter Ort ist und dass Menschen dort angezogen werden."

Neues Konzept Hand in Hand mit Geschäftsleuten angekündigt

Giffey kündigte eine Überarbeitung des Konzepts gemeinsam mit den Geschäftsleuten an. "Ob dann dort Autos fahren oder nicht – das muss man besprechen." So, wie es im Moment aussehe, mit den verschiedenen Aufbauten und dem Radweg in der Mitte, sei es jedenfalls nicht optimal. Giffey sagte, auch Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) habe eine Überarbeitung zugesagt.

Im August 2020 begann der umstrittene Verkehrsversuch zur "Flaniermeile Friedrichstraße". Die von den Grünen geführte Senatsverkehrsverwaltung und der Bezirk Mitte sprachen 2021 von einem Erfolg und wollen die Straße weiterhin dauerhaft für Autos sperren. Im Februar hatte Jarasch gesagt, sie könne sich auch eine Sperrung des Autoverkehrs in weiteren großen Einkaufsstraßen vorstellen. Als Beispiele nannte sie Hackescher Markt und Tauentzienstraße.