Berlin Zu zweit ins Standesamt: Hochzeiten in der Pandemie
Rauschende Feste mit zahlreichen Gästen: Hochzeiten, wie man sie kennt, waren auch im zweiten Pandemiejahr mit Tanzverboten und Maskenpflicht kaum möglich. Doch trotzdem wollten viele Paare nicht auf das Ja-Wort verzichten. "Die Paare haben überwiegend ihren Termin zur standesamtlichen Trauung wahrgenommen und in einem kleineren Kreis gefeiert beziehungsweise die Feierlichkeiten verschoben", berichtet etwa Sebastian Maack, Bezirksstadtrat für Bürgerdienste und Ordnungsangelegenheiten in Reinickendorf.
Auch in diesem Jahr registrierten Berliner Standesämter mehrere Hundert und zum Teil über 1000 Trauungen. In Steglitz-Zehlendorf beispielsweise wird in diesem Jahr voraussichtlich fast das Niveau aus der Zeit vor der Pandemie erreicht: "Bis einschließlich 30. November gab es 1033 Eheschließungen. Voraussichtlich werden bis Jahresende 1100 Paare getraut sein", teilte Ordnungsstadtrat Michael Karnetzki mit. Im Jahr 2019 hatte das Standesamt 1187 Trauungen registriert.
In Marzahn-Hellersdorf wurden bis Ende November 673 Trauungen gezählt. Vor der Pandemie, 2019, lag die Zahl bei 816 und im ersten Pandemiejahr 2020 bei 577. In diesem Jahr ging es also wieder etwas bergauf.
Doch für Hochzeitsdienstleister war auch das aktuelle Jahr schwer. Viele haben die finanziellen Einbrüche nicht verkraftet. "Wir haben gute Kollegen verloren", sagt Svenja Schirk, Sprecherin des Bundes Deutscher Hochzeitsplaner. Auch ihr seien die Umsätze von zwei Jahren entgangen. "Das lässt sich auch 2022 nicht nachholen. Man kann nur eine bestimmte Anzahl von Hochzeiten organisieren und ich bin zwei Jahre im Voraus ausgebucht", so die Berlinerin, die sich auf Mottohochzeiten spezialisiert hat.
"Es war und ist ein ständiges Bangen von Woche zu Woche", so Schirk. Immer wieder sei mit neuen Regelungen zu rechnen, die eine längerfristige Planung unmöglich machten. "Viele Paare gehen deshalb einfach zu zweit ins Standesamt", berichtet die Hochzeitsplanerin.
Durch die Lockdowns seit Beginn 2020 seien so große finanzielle Einbußen eingefahren worden, dass die verkürzte Hochzeitssaison 2021 diese Verluste nicht auffangen konnte, berichtet auch die Sprecherin des Bundesverbands der Hochzeitsdienstleister, Annika Kahl aus Köln.
Neben Planern seien auch viele andere Gewerke betroffen: Cateringunternehmen, Konditoreien, Floristen, Papeterie-Anbieter, Dekorateure. Dienstleister seien in andere Branchen abgewandert, die ihnen mehr Sicherheit böten.
"Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund der vielen Verschiebungen von Hochzeiten im vergangenen Jahr ebenso viele Paare ihre Ausweichtermine in die Wintermonate verlegt haben", so Kahl. Auch diese Termine seien zu einem großen Teil wieder abgesagt oder erneut verschoben worden. "Doch anders als im letzten Jahr gibt es gerade kein Hilfspaket, um die neuen finanziellen Einbußen aufzufangen", betont sie.
Weil viele Paare trotz Corona heirateten, erwarten Standesämter keinen Boom im kommenden Jahr. "Ein Nachholeffekt wird nicht erwartet", sagt etwa Michael Karnetzki aus Steglitz-Zehlendorf. Auch in Marzahn-Hellersdorf oder Pankow rechnen die zuständigen Mitarbeiter nicht damit, dass 2022 viele Hochzeiten nachgeholt werden.