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Königs Wusterhausen: "Querdenker"-Vater war wohl auch Impfpassfälscher


Fünf Tote in Königs Wusterhausen
Familienmörder fälschte Impfpässe im "größeren Stil"

Von t-online, lka, mtt, pb

Aktualisiert am 09.12.2021Lesedauer: 3 Min.
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Der Tatort im Video: In diesem Wohnhaus fand die Polizei am Samstag fünf Leichen. (Quelle: t-online)
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Der Familienvater, der in Königs Wusterhausen seine Töchter, seine Frau und sich selbst erschossen haben soll, war offenbar stark ins "Querdenker"-Milieu verstrickt. Laut einem Bericht soll er auch Impfpässe gefälscht haben.

Er glaubte an wirre Theorien, hatte Angst, dass man ihm seine Kinder wegnimmt – und soll am Ende seine gesamte Familie erschossen haben. Immer mehr Details über den Familienvater und Berufsschullehrer Devid R. kommen ans Licht. Sie zeichnen das Bild von einem Mann, der zuletzt tief in die "Querdenker"-Szene abgerutscht war. Laut einem Bericht des "RBB" von Mittwochabend soll R. sich auch "in größerem Stil" als Impfpassfälscher versucht haben.

Am vergangenen Samstag hatte die Polizei im Haus der Familie in Königs Wusterhausen die Leichen von R., seiner Ehefrau und seinen drei kleinen Töchtern im Alter von vier, acht und zehn Jahren gefunden. Die Ermittler gehen derzeit davon aus, dass R. Donnerstagnacht vergangene Woche mit einer illegal beschafften Waffe erst Kinder und Frau und dann sich selbst erschoss.

Berlin / Königs Wusterhausen: Mehr als nur eine Impfpassfälschung

Im Haus lag ein Abschiedsbrief, in dem der 40-Jährige über seine Angst sprach, ins Gefängnis zu müssen und seine Kinder zu verlieren. Grund für die Sorgen ist ein Impfzertifikat, das offenbar für seine ebenfalls 40-jährige Frau gefälscht worden war. Laut "RBB", der sich auf Ermittlerkreise bezieht, wohl nicht die einzige Fälschung. Der genaue Umfang seiner Fälschung sei aber noch nicht bekannt.

Ihr Arbeitgeber, die Technische Hochschule Wildau, hatte um eine schriftliche Stellungnahme gebeten. Die Dokumente, die sie wegen der eingeführten 3G-Regelung am Arbeitsplatz vorgelegt habe, hatten laut Wissenschaftsministerium Brandenburg Fragen aufgeworfen. Wie der "RBB" am Mittwoch berichtete, sei daraufhin vom Arbeitgeber der Frau ein Disziplinarverfahren oder auch eine Entlassung der Frau in Erwägung gezogen worden.

Devid R.: "Ich bin bereit, mich mit allem, was ich aufzubieten habe, zu wehren"

R., so berichtet es der "Tagesspiegel", war offenbar von der Angst getrieben, der Staat würde ihn als Impfgegner mit härtesten Mitteln verfolgen. Laut dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" ("RND") war er Mitglied in mehreren Chatgruppen des Messengerdienstes Telegram, die vorrangig von sogenannten "Querdenkern" und Impfgegnern genutzt werden. Dort schrieb R., man müsse sich gegen "Unrecht und Tyrannei" durchsetzen.

Und: "Ich bin bereit, mich mit allem, was ich aufzubieten habe, zu wehren, und bin brennender Unterstützer derjenigen, die gerade für Frieden, Freiheit und Grundrechte ganz vorne kämpfen." Er sei "stark für meine Familie, komme, was da wolle".

Dass R. absurdesten Theorien anhing, wird in einer weiteren Nachricht deutlich, die er laut "RND" Ende Juli verfasste: Er habe eine Gürtelrose bekommen, nachdem er Kontakt mit einem geimpften Freund hatte, behauptete er da. Hintergrund dieses konstruierten Zusammenhangs ist, dass manche Impfgegner glauben, die Corona-Impfung sei ansteckend und könne durch Körperkontakt an Ungeimpfte weitergegeben werden. Folge einer vermeintlichen "Impf-Ansteckung" könne unter anderem eine Gürtelrose sein.

Ermittlungen im Umfeld der Getöteten

Wie der "Tagesspiegel" berichtet, hatte R. sich offenbar auch politisch organisiert. Ein Mitglied einer Telegram-Gruppe habe am Sonntagabend über R. geschrieben: "Er war ein gewonnener Freund ebenso wie seine Frau. Somit haben wir auch ein Parteimitglied aus 'Die Basis' verloren."

Nach Angaben der Fahnder gehen die Ermittlungen auch im Umkreis der Getöteten weiter. Donnerstag erklärte Oberstaatsanwalt Gernot Bantleon, die schriftlichen Ergebnisse der Obduktion stünden noch aus – sie lägen erst in einigen Wochen vor. Auch sei noch nicht sicher, dass die im Haus gefundene Waffe auch die Tatwaffe gewesen sei.

Geänderte Gesetzeslage: Das droht bei Fälschung eines Impfausweises

Die Gesetzgebung zum Anfertigen oder Vorlegen eines gefälschten Impfnachweises ist vor zwei Wochen verschärft worden. Seitdem ist der "Gebrauch unrichtiger Gesundheitszeugnisse" allgemein strafbar. Der entsprechende Paragraf des Strafgesetzbuchs sieht dafür eine Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr vor.

Auf Grundlage der Gesetzesänderung muss man nun auch als Privatperson mit rechtlichen Konsequenzen rechnen, wenn man einen Impfnachweis fälscht. Das war zuvor eine juristische Grauzone. Das Fälschen kann ebenfalls mit einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr bestraft werden.

Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.

Verwendete Quellen
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur Dpa
  • rbb24.de: Tatverdächtiger Vater soll Impfnachweise im größeren Stil gefälscht haben
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