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Berlin: Corona-Maßnahmen? Ärztin will "auf eigene Abwehrkräfte setzen"


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"Auf eigene Abwehrkräfte setzen"
Ärztin überrascht mit Corona-Strategie


Aktualisiert am 25.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Eine Frau mit einem Plakat (Archivbild): Ärzte sind sich uneinig, ob die Corona-Einschränkungen enden sollten.Vergrößern des Bildes
Eine Frau mit einem Plakat (Archivbild): Ärzte sind sich uneinig, ob die Corona-Einschränkungen enden sollten. (Quelle: Rene Traut/imago-images-bilder)
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Ein Ende aller Corona-Beschränkungen zum 30. Oktober forderte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Unter Ärzten gehen die Meinungen darüber auseinander. Hier erklären zwei ihre Sichtweisen.

Der Chef der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, hat das Ende aller Corona-Beschränkungen zum 30. Oktober gefordert. Die Bundesregierung hat dem bereits eine Absage erteilt und unter Ärzten ist der Vorschlag umstritten. t-online hat mit einer Befürworterin eines "Freedom Day" gesprochen und mit einem, der wenig von dem KBV-Vorschlag hält.

Christina Wrede ist seit 30 Jahren niedergelassen, seit 40 Jahren "im Medizingeschäft", wie sie sagt. Die Ärztin ist für das Helios Gesundheitszentrum Berlin-Weißensee tätig. Dort impft sie Berliner und Berlinerinnen. Ein Ende der Corona-Beschränkungen hält sie für richtig.

"Ich bin froh, dass es endlich jemand sagt und noch dazu aus der oberen Etage", so Wrede. "Ich bin nicht gegen die Impfung. Aber gegen den Druck, der gemacht wird. Diejenigen, die geimpft sind, und die, die das ablehnen, sind so aggressiv miteinander."

Klinik in Berlin-Weißensee: Impfanfragen gehen zurück

Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind in Deutschland knapp 64 Prozent der Menschen komplett gegen das Coronavirus geimpft. Aber die Zahl stagniert seit Wochen. Das sieht auch Wrede. Die Impfanfragen seien auch in Weißensee weniger geworden.
"Bei mir sind fast 99 Prozent der Leute geimpft. Es gibt nur wenige, die nicht geimpft sind, und die haben Gründe, wie Mütter, die noch stillen."

Sie beobachtet, dass es vor allem durch Biontech zu Impfreaktionen komme, vor allem zu Rheuma-Symptomen. Darum steht sie dem Vakzin kritisch gegenüber, was von ihrem ohnehin geringen Vertrauen in die Pharmaindustrie bestärkt wird.

Dass anfangs vor allem ältere, besonders gefährdete Menschen geimpft wurden, fand Wrede richtig und gut. "Die Alten sind nun geschützt. Jetzt sollte man auf die eigene Abwehrkraft der Menschen setzen."

"Mehr Menschen spüren den Druck der gesellschaftlichen Teilhabe"

Jonas Schneider arbeitet einmal die Woche im Impfzentrum in der Messe Berlin, auch bei der Aktion bei Ikea in Lichtenberg war der Arzt dabei.

Die Forderung der KBV sei nicht der richtige Weg, meint der 38-Jährige. "Man darf die einschränkenden Maßnahmen nicht einen Moment länger aufrecht erhalten als nötig, aber soweit sind wir noch nicht. Experten gehen von einer Impfquote von 80 Prozent aus, erst dann haben wir eine Herdenimmunität erreicht."

Anfangs hat er durchweg Leute geimpft, die das auch unbedingt wollten. "Jetzt kommen mehr und mehr Menschen, die den Druck spüren und sich impfen lassen, weil es ihnen um die gesellschaftliche Teilhabe geht." Trotzdem, so Schneider, werde niemand gezwungen. "Wir verurteilen auch niemanden, der die Impfung nicht will."

"Dann entscheidet der Patient"

Auch will der Arzt, der nach eigenen Schätzungen wohl ein paar Tausend Berliner geimpft hat, niemanden überreden. "Ich bin da relativ vorsichtig. Ich bin nicht dazu da, die Menschen zu überzeugen: Ich kläre sie über das Für und Wider auf, dann entscheidet der Patient."

Bei der Impfaktion in Lichtenberg hätten viele eine ganz ähnliche Geschichten erzählt: Eigentlich wollten sie nicht geimpft werden, aber sie wollen alle auch weiterhin ausgehen. Da es bei Johnson & Johnson ein erhöhtes Thrombose-Risiko für junge Frauen gibt, führt er mit ihnen teils lange Gespräche, um sie aufzuklären. Ein Drittel bleibt trotzdem bei der Entscheidung für Johnson & Johnson.

Beliebt ist dieser Impfstoff, weil er nach bisherigen Erkenntnissen nur einmal gespritzt werden muss. "Die wollen es alle hinter sich bringen und ihre Ruhe haben. Ein zweites Mal wollen sie nicht kommen", sagt Schneider.

"Die Impfung ist der richtige Weg"

Seiner Beobachtung nach sind Nebenwirkungen "wahnsinnig selten." Zudem überwiegt der Nutzen das Risiko. "Alle Daten sprechen dafür, dass die Impfung der richtige Weg ist. Sie schützen das Individuum und die Gesellschaft", sagt Schneider. Da man auch bei jungen Menschen schwere Verläufe der Krankheit beobachtet, sollte man sich auf körpereigene Abwehrkräfte allein nicht verlassen.

"Die Impfstoffe sind nach allem, was man gesehen hat, sehr effektiv und super sicher. Sonst wären sie auch nicht zugelassen", so der Arzt.

Auch die meisten Deutschen sind gegen ein rasches Ende aller Corona-Auflagen. Bei einer Online-Umfrage des Meinungsforschungsinstituts "YouGov" im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur wandten sich 61 Prozent der Befragten gegen eine sofortige Aufhebung aller Beschränkungen. 33 Prozent wären hingegen dafür.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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