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Unbekannte randalieren im Bezirksamt in Berlin-Mitte und verstopfen Klo


Staatsschutz ermittelt
Randale im Bezirksamt: Unbekannte stopfen Europaflagge ins Klo

Von t-online, Jel

03.12.2022Lesedauer: 2 Min.
Menschenandrang bei der Straßenumbenennung im Afrikanischen Viertel in Berlin: Der "Nachtigalplatz" wurde in "Manga-Bell-Platz" umbenannt.Vergrößern des Bildes
Menschenandrang bei der Straßenumbenennung im Afrikanischen Viertel in Berlin: Der "Nachtigalplatz" wurde in "Manga-Bell-Platz" umbenannt. (Quelle: Britta Pedersen/dpa)

Unbekannte haben im Bezirksamt in Berlin-Mitte randaliert, weil zwei Straßen umbenannt wurden. Sie verstopften ein Klo und schmierten Sprüche an die Wände.

Freiheitskämpfer statt Kolonialherren: In Berlin sind am Freitag nach jahrelangen Auseinandersetzungen und Vorbereitungen ein Platz und eine Straße umbenannt worden. Ihren Unmut darüber drückten Unbekannte mit Randale und Sachbeschädigung im zuständigen Bezirksamt aus, wie der RBB berichtet.

An die Wände des Amts schmierten die Randalierer demnach den Spruch: "Gebt uns Lüderitz Str. und Nachtigal zurück." Der Nachtigalplatz und die Lüderitzstraße im sogenannten Afrikanischen Viertel im Ortsteil Wedding heißen jetzt Bell-Platz und Cornelius-Fredericks-Straße. Die bisherigen Namensträger Adolf Lüderitz (1834-1886) und Gustav Nachtigal (1834-1885) stehen für die deutsche Kolonialzeit und vertraten massiv rassistische Einstellungen.

Politisches Motiv: Unbekannte randalieren im Bezirksamt Berlin-Mitte

Zudem verstopften die mutmaßlichen Täter eine Toilette mit Gegenständen und einer Europafahne, die sie dem RBB zufolge zuvor aus dem Sitzungssaal der Bezirksverordnetenversammlung gestohlen haben sollen. Weil die Polizei von einem politischen Motiv ausgehe, habe der Staatsschutz beim Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen, hieß es zuvor in der "Berliner Zeitung".

Auch die neuen Namensträger des Platzes und der Straße stammen aus der Kolonialzeit: Der Platz ist nach Rudolf und Emily Duala Manga Bell benannt. Von 1908 an setzte er sich als König der Duala mit seiner Frau gegen Vertreibung und Entrechtung in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun ein. 1914 wurde Duala Manga wegen angeblichen Hochverrats von der deutschen Kolonialverwaltung zum Tode verurteilt und am nächsten Tag erhängt. Am selben Tag töteten die Deutschen auch mehrere Führer anderer Volksgruppen im ganzen Land. Sie werden heute alle als Märtyrer und Volkshelden geehrt.

Die Cornelius-Fredericks-Straße erinnert an Fredericks als wichtige Figur des militärischen Widerstandes gegen die deutsche Kolonialherrschaft in Namibia. Während des Genozids der Deutschen an den Ovaherero und Nama von 1904 bis 1908 wurde Fredericks in ein Lager gesperrt und starb dort 1907 aufgrund unmenschlicher Lebensbedingungen. Der bisherige Namensgeber, der Bremer Tabakhändler Adolf Lüderitz, hatte die Nama-Gruppe von Fredericks um einen Großteil ihres Landes betrogen.

Verwendete Quellen
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