"Verschlossene Auster" Tesla bekommt Negativ-Preis für Umgang mit Medien
Keine Reaktionen auf Anfragen und nur selektive Auswahl von Berichterstattern: Der Konzern Tesla wurde für diese Haltung "ausgezeichnet".
Der Autohersteller Tesla ist mit dem Negativ-Preis "Verschlossene Auster" der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche bedacht worden. Als Grund nannte die Vereinigung am Samstag das "intransparente Verhalten von Tesla gegenüber Medien und Öffentlichkeit".
Beispiele dafür seien die Verhinderung von Berichterstattung durch selektive Auswahl von Berichterstattern und das Nichtbeantworten von Presseanfragen, hieß es in einer Mitteilung. Das Unternehmen äußerte sich dazu gegenüber der Deutschen Presse-Agentur nicht. Seine Presseabteilung in den USA hat Tesla aufgelöst.
Auf eine Einladung der Journalistenvereinigung an Tesla, den Preis entgegenzunehmen und eine Dankes- beziehungsweise Gegenrede zu halten, habe es keine Reaktion gegeben, hieß es bei der Verleihung in Hamburg, die im Livestream übertragen wurde.
Mit dem Negativ-Preis zeichnet das Netzwerk Recherche seit 2002 Personen und Institutionen aus. Frühere Preisträger waren etwa der ADAC, die katholische Kirche, Facebook, Aldi, die Fifa, die bayerische Staatsregierung und Russlands Präsident Wladimir Putin.
Tesla-Fabrik in Brandenburg feiert 2000er-Marke
In der Tesla-Fabrik in Grünheide werden seit der Eröffnung am 22. März Elektroautos produziert. Gut ein halbes Jahr nach dem Start hat Tesla eine wöchentliche Produktion von 2.000 Fahrzeugen erreicht. Der Elektroauto-Hersteller gab die Marke am Wochenende bei Twitter bekannt. Dazu gab es ein Foto von Mitarbeitern neben einem Tesla mit dem aufgeklebten Schriftzug "2000" – wie schon bei Erreichen der 1.000er-Marke Mitte Juni.
Das im März eröffnete Werk ist die einzige europäische Fabrik von Tesla-Chef Elon Musk. Das Unternehmen will dort einmal mit 12.000 Mitarbeitern 500.000 Elektroautos im Jahr herstellen. Die Produktion ist weiterhin im Aufbau. Nach dpa-Informationen wird für das erste Quartal 2023 die Marke von 5.000 Fahrzeugen pro Woche angepeilt.
Werkbau in Grünheide von viel Kritik begleitet
Gründe für Presseanfragen gab es während der Bauphase der Fabrik und nach dem Start viele. Die Ansiedlung des US-Elektroautobauers wurde begleitet von Kritik von Umweltschützern und einer Bürgerinitiative. Sie kritisieren seit Langem, dass Behörden mit Auflagen für Tesla nicht stringent genug umgehen. Zudem befürchten sie Folgen für die Umwelt, weil das Gelände teils im Wasserschutzgebiet liegt.
Im Mai dieses Jahres wurde das Tesla-Werk nach Angaben des Brandenburger Umweltministeriums einer umfassenden Kontrolle unterzogen. Geprüft wurde, ob die Anlage tatsächlich genehmigungskonform errichtet wurde und betrieben wird. Tesla hatte staatliche Auflagen zum Schutz vor Verunreinigungen und zum Naturschutz in der Fabrik in Grünheide nach Angaben des Landesumweltamts überwiegend erfüllt.
Zahlreiche Pannen bei Tesla
Zuletzt wurde bekannt, dass in der Fabrik des US-Elektroautobauers seit Produktionsbeginn die Brandmeldeanlage und Sprinkler nicht funktionieren. Stattdessen patrouillieren zur Brandvorbeugung Mitarbeiter in der Halle. Die zuständige Behörde sieht darin kein Problem für den Brandschutz. Umweltschützer kritisieren das Vorgehen.
Einen Lagerplatz für Abfälle auf seinem Gelände muss Tesla stilllegen. Am vergangenen Montag hatten Abfälle wie Papier und Holzmaterial gebrannt. Da Löschmittel ins Erdreich gelangten, wurden Bodenproben untersucht. Ein Ergebnis stand nach Angaben des zuständigen Landkreises Oder-Spree noch aus.
- Nachrichtenagentur dpa