Aachen: Urteil im Captagon-Prozess: Dealer müssen lange in Haft

"Dschihadistendroge"

Urteil im Captagon-Prozess: Dealer müssen lange in Haft

Das Aachener Landgericht verkündet das Urteil im Captagon-Prozess. Vier Männer, angeklagt des bandenmäßigen Handels mit der Droge, müssen bis zu 10 Jahre in Haft.

Am Mittwoch, 22. Januar, ist das Urteil im Captagon-Prozess vor dem Aachener Landgericht gefallen. Vier Männer syrischer Herkunft im Alter zwischen 33 und 46 Jahren waren angeklagt wegen des bandenmäßigen Handels mit der Droge Captagon. Sie erhielten Haftstrafen zwischen fünf Jahren und 10 Monaten sowie zehn Jahren, teilte eine Sprecherin des Aachener Landgerichts auf Anfrage von t-online mit. Begonnen hatte der Prozess am 24. Juli 2024.

Die Angeklagten sollen mit fast einer halben Tonne Captagon im Verkaufswert von 58 Millionen Euro gehandelt haben. Dies gilt als der bisher größte Fund von Captagon-Tabletten in Deutschland. Die Staatsanwaltschaft wirft den Beschuldigten vor, zwischen Oktober 2022 und Oktober 2023 mindestens 480 Kilogramm Captagon-Tabletten erworben zu haben, um damit Handel zu betreiben.

Die mutmaßlichen Täter planten laut Anklageschrift, die Drogen nach Saudi-Arabien, Katar, Bahrain und Australien zu schmuggeln. Sie sollen die Pillen unter anderem zwischen Duftkerzen versteckt haben. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten bis zu 15 Jahre Haft.

Was ist Captagon und wofür wird es verwendet?

Captagon ist ein Aufputschmittel, das in den 1960er-Jahren von einem deutschen Pharmaunternehmen entwickelt wurde. Der Wirkstoff Fenetyllin wurde jahrzehntelang zur Behandlung von ADHS und anderen psychischen Erkrankungen eingesetzt. Das Präparat unterdrückt Müdigkeit, Ängste und Hunger und kann Euphorie auslösen.

Ähnlich wie die Aufputschmittel Speed oder Crystal Meth hat Captagon ein sehr hohes Suchtpotenzial. Auch im Sport wurde ist das Präparat früher zur Leistungssteigerung eingesetzt worden. Seit 1978 steht das Mittel auf der Dopingliste des Deutschen Sportbunds.

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Zudem ist Captagon auch als "Dschihadisten-Droge" bekannt. Bei den Pariser Terroranschlägen im November 2015 wurde Captagon etwa bei den Attentätern nachgewiesen. Zudem gibt es Berichte darüber, dass Hamas-Kämpfer die Droge vor dem Angriff auf Israel am 7. Oktober 2023 eingenommen haben. Auch in Konfliktgebieten in Syrien und im Libanon soll die Droge häufig von Kämpfern konsumiert werden – darunter auch Mitglieder der Terrororganisation Islamischer Staat (IS).