Wissen Klimaforscher warnen vor mehr und längeren Hitzewellen
Hamburg (dpa) - Hitzewellen wie momentan wird es nach Ansicht von Klimaforschern künftig häufiger in Deutschland geben.
"Ob es immer neue Rekordwerte werden oder wir einfach häufiger an diese Rekordmarken herankommen, ist aber noch ein bisschen unklar", sagte die Direktorin des Climate Service Center Germany in Hamburg, Daniela Jacob, der Deutschen Presse-Agentur.
Eine Vorhersage der Entwicklung bei den Spitzenwerten sei schwierig und von Region zu Region unterschiedlich. "Wenn man aber den regionalen Klimamodellen Glauben schenkt, dann können beispielsweise im Oberrheingraben zur Mitte des Jahrhunderts auch Temperaturen bis zu 44, 45 oder 46 Grad kommen."
Ballungszentren seien besonders betroffen. "In den Städten, insbesondere in denen mit dichter Bebauung, wenig Grün und wenig Frischluftschneisen, gibt es den sogenannten Wärmeinseleffekt. Dort müssen sie damit rechnen, dass es noch einmal bis zu vier Grad wärmer sein kann im Tagesmaximum als im Umland", sagte Jacob.
Alles hänge davon ab, ob es gelinge, die weitere Klimaerwärmung zu begrenzen. "Wenn wir weitermachen wie bisher, dann können sich diese Hitzeperioden bis zum Ende des Jahrhunderts auch um den Faktor vier verlängern, es also durchaus zwei, drei Monate um die 25, 30 Grad geben. Das wären bis zu 60 Tage mehr als heute."
Gelänge es aber, die globale Erwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, wären es nur wenige Tage mehr. "Dann hätten wir auch am Ende des Jahrhunderts noch ein Klima ungefähr so wie heute: Also schon Hitzewellen, schon ungewöhnlich im Vergleich zu vor 30 oder 40 Jahren, aber dann wäre das Wetter ähnlich wie heute", sagte Jacob.
Der Wandel habe auch Auswirkungen auf das Leben der Menschen. "Bei diesen extremen Hitzeperioden merken sie ja jetzt gerade, dass sie auch an die Grenzen ihrer Gesundheit kommen. 28 oder 30 Grad kann man noch ganz gut aushalten, aber wenn es an die 35 Grad geht, dann wird es eben auch wirklich beschwerlich."
Dies habe nicht nur Einfluss auf das Wohlergehen jedes Einzelnen. "Es wird auch unsere Arbeitswelt betreffen", sagte Jacob und erinnerte daran, wie früher in Südeuropa gearbeitet wurde. "Da hat man am Vormittag gearbeitet, dann hat man eine lange Pause gemacht und dann hat man noch einmal in den kühlen Abendstunden gearbeitet. Es gab also eine an das Klima angepasste Arbeitswelt und Rhythmen, die für den menschlichen Körper gesünder sind."
Mit der Globalisierung habe sich das geändert. Nun werde in ganz Europa in der Regel von neun bis fünf Uhr gearbeitet. "Aber ich glaube, solche Regularien müssen wir überdenken." Es gehe darum, jetzt zu handeln, "dass wir die Chancen und Risiken sehen und dass wir uns jetzt auch wirklich im täglichen Leben umstellen und vermeiden wollen, dass es noch schlimmer wird."