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Studie der Stanford University: Unsere Intelligenz verkümmert


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Entwickeln wir uns zurück?

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 13.11.2012Lesedauer: 3 Min.
Wohin geht die Menschheit? Laut einer Studie nimmt die Intelligenz ab.Vergrößern des Bildes
Wohin geht die Menschheit? Laut einer Studie nimmt die Intelligenz ab. (Quelle: dpa-bilder)
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So hatten wir uns das nicht vorgestellt: Wir werden Millionen von Jahren lang immer intelligenter, erfinden dann mithilfe unserer Intelligenz Ackerbau, Flugzeuge und Computer – und werden prompt wieder dümmer. Der Grund: Die Intelligenz wird heute immer weniger gebraucht und verkümmert.

Gerald Crabtree, führender Genetiker der kalifornischen Stanford University, hat jetzt genau diese Behauptung aufgestellt. Seine Argumentation ist einfach: In den zurückliegenden 500.000 Jahren mussten die Menschen ständig intelligenter werden, sonst hätten sie nicht überlebt.

War schon Ötzi auf dem absteigenden Ast?

Unter den brutalen Umständen der Urzeit habe eine auch nur geringfügig verminderte Intelligenz meist ein Todesurteil bedeutet. Die Urmenschen mit eingeschränkten Fähigkeiten seien wesentlich öfter ums Leben gekommen, bevor sie die Chance gehabt hätten, sich fortzupflanzen. Bis zur Fortpflanzung seien oft nur die Individuen gelangt, die jeweils schlauer als der Rest ihrer Umgebung waren.

"Der rohe natürliche Auswahlprozess vollzog sich damals täglich", so Crabtree im Fachblatt "Trends in Genetics". Am intelligentesten seien die Menschen demnach zwischen 50.000 und 500.000 Jahre vor unserer Zeit gewesen, so die erstaunliche Aussage Crabtrees - selbst "Ötzi", der vor etwas über 3000 Jahren gelebt haben soll, wäre demnach schon auf dem absteigenden Ast gewesen.

So schlimm wird es nicht werden - oder?

Spätestens seit der neolithischen Revolution - der Zeit vor rund 10.000 Jahren, als immer mehr Menschen im heutigen Irak vom Jagen und Sammeln zum Ackerbau übergingen - sei das Prinzip des Überlebens der Fähigsten (Darwins "Survival of the fittest") nach und nach zum Stillstand gekommen. Dadurch sei, so Crabtree, auch die natürliche Selektion eingeschränkt worden. "Unnütze" genetische Mutationen wurden somit nicht mehr eliminiert und bestehen seitdem weiter.

Doch keine Sorge: Bis man wirklich etwas merkt, dürften noch einige Tausend Jahre vergehen, schätzt Crabtree. Und so schlimm werde es auch nicht werden: "Man muss sich das nicht so vorstellen, dass die Weltbevölkerung belämmert vor dem Fernseher sitzt und sich nur noch Wiederholungen alter Serien anschaut, weil sie selbst keine neuen mehr produzieren kann."

Lob der alten Griechen

Die Gene seien in ihrer Zusammensetzung zwar eine schwache Konstruktion. Die Gesellschaften selbst seien jedoch bemerkenswerterweise durch ihre Bildungssysteme, die Wissen und die damit zusammenhängende Stärke flugs an alle Mitglieder verteilten, relativ robust.

Interessant hat sich Crabtree diesbezüglich auch über die Frage ausgelassen, wie es wohl wäre, Menschen von früher zu treffen. Während sich viele unsere Vorfahren aus der Antike oder dem Mittelalter als dumpfe, abergläubische, verängstigte Wesen vorstellen, hätte der Genetiker ganz andere Erwartungen.

Der Besucher wäre uns intellektuell vermutlich sogar überlegen: "Ich könnte wetten, dass ein Durchschnittsbürger aus Athen - würde er heute plötzlich unter uns leben - zu unseren hellsten und intellektuell lebendigsten Kollegen und Freunden gehören würde."

Widerspruch zum Flynn-Effekt

Der- oder diejenige hätte vermutlich ein gutes Gedächtnis, viele Ideen und einen gut ausgebildeten Sinn dafür, was wichtig und was unwichtig sei. "Zudem würden er oder sie vermutlich zu den emotional stabilsten Menschen in unserem Umfeld gehören", glaubt der Forscher. Das gelte vermutlich auch für die früheren Bewohner anderer Erdteile.

Die menschliche Intelligenz hängt Crabtree zufolge von rund 2000 bis 5000 Genen ab. Diese Erbanlagen für das Gehirn seien Studien zufolge besonders anfällig für Mutationen, schreibt Crabtree. Er vermutet, dass die Menschheit in den vergangenen 120 Generationen - also etwa 3000 Jahren - Schritt für Schritt an Intelligenz einbüßte.

Mit seiner These widerspricht der Forscher Studien, denen zufolge der durchschnittliche Intelligenzquotient seit Anfang des 20. Jahrhunderts von Generation zu Generation stieg. Dieses Phänomen wurde nach dem Intelligenzforscher James Robert Flynn als Flynn-Effekt bekannt. Doch Crabtree relativiert dies: Die Steigerung gehe von einem niedrigen Niveau aus. Außerdem sei die Zunahme durch bessere Bildung bedingt, nicht durch genetische Mutationen.

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