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Geheimnisse Ägyptens: "Schwarze Pharaonen" stießen Herrscher vom Thron


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Geheimnisse Ägyptens
"Schwarze Pharaonen" stießen Ägyptens Herrscher vom Thron

Von Angelika Franz

Aktualisiert am 01.08.2021Lesedauer: 4 Min.
Antiker Tempel im Sudan: Einst wurde Ägypten von den sogenanten Schwarzen Pharaonen regiert.Vergrößern des Bildes
Antiker Tempel im Sudan: Einst wurde Ägypten von den sogenanten Schwarzen Pharaonen regiert. (Quelle: imageBroker/ullstein-bild)

Nicht einmal hundert Jahre lang wurde das alte Ägypten von den "Schwarzen Pharaonen" aus dem Süden regiert. Trotz reicher eigener Geschichte wollten sie vor allem eines sein: ägyptischer als die Ägypter.

Ägyptens Reichtum war im Altertum der Nil. Er sorgte für reiche Ernten und dafür, dass die Tiere niemals Durst leiden mussten. Doch weit im Süden, wo der Fluss immer schmaler und die Ernten immer spärlicher wurden, gab es Reichtümer ganz anderer Art. Von dort kamen Gold, exotische Felle, Elfenbein und Ebenholz – Luxusgüter, die der Nil nicht bieten konnte. Es war eine andere Welt dort unten am Oberlauf des Nils, wo heute der Sudan liegt. Und diese Welt gehörte nicht zum Einflussbereich der ägyptischen Pharaonen, sondern wurde von eigenständigen Herrschern regiert: den Königen von Kusch, dem antiken Nubien.

Zu eigenständig für den Geschmack von Ahmose (ca. 1560 v. Chr. bis 1525 v. Chr.), dem ersten Pharao der 18. Dynastie. Nachdem er Ägypten zunächst von den Hyksos, Invasoren unbekannter Herkunft, im Norden befreit hatte, machte er sich auf Richtung Süden und sicherte die Kontrolle über das Tor gen Süden – das Tor, durch das die Reichtümer ins Land strömten.

Eroberer aus dem Norden

Für die späteren Historiker begann mit Ahmoses Eroberung der südlichen Regionen eine neue Zeitrechnung in Ägypten: das Neue Reich. Für die Nubier dagegen endete eine tausendjährige Blütezeit ihres Landes.
Mit den Pharaonen aus dem Norden, merkten die Bewohner von Kusch bald, war nicht zu spaßen. Als sie sich zwei Generationen später gegen die ägyptischen Herrscher auflehnten, bestieg Pharao Thutmosis ein Schiff, fuhr den Nil hinauf und tötete den nubischen König mit eigenen Händen.

Als Zeichen seines Sieges hängte Thutmosis den Körper des besiegten Konkurrenten an den Bug seines Schiffes und kehrte damit zurück nach Theben. Die Härte, mit der Thutmosis vorging, hatte einen Grund. Er wollte dauerhaften Frieden im Süden, um das Land enger an das ägyptische Reich zu binden.

Statt von Königen wurde Nubien fortan von einem vom Pharao eingesetzten Beamten regiert, der nur formal den Titel "Königssohn von Kusch" trug. In der ägyptischen Rangfolge war er lediglich den beiden Wesiren von Ober- und Unterägypten gleichgestellt. Die alte nubische Hauptstadt Kerma lag in Trümmern, doch bald formierte sich ein neues Machtzentrum im Süden. In Napata, unterhalb des vierten Nil-Katarakts, kreuzen sich wichtige Handelsrouten.

Vor den Toren der Stadt erhebt sich der heilige Berg Barkal, der auch von den Ägyptern verehrt wurde. Auf dem Plateau an seiner Spitze, sagten sie, wohne der Gott Amun. Rund 400 Jahre brauchte Kusch, um sich von den Strafexpeditionen der 18. Dynastie zu erholen. Dann aber, um das Jahr 1000 vor Christus, entstand um Napata herum wieder ein Fürstentum. Und noch einmal 250 Jahre später gab es erneut ein unabhängiges Königreich von Kusch.

Wohlstand für das Reich

Von hier aus startete Pije, Sohn des nubischen Königs Kaschta, um 725 vor Christus seinen Feldzug gen Norden. Ägypten war geschwächt durch Bürgerkriege – und hatte dem Adligen aus dem Süden kaum etwas entgegenzusetzen. Stadt um Stadt fiel an den Eroberer, bis Pije schließlich mit seinen Truppen am Nildelta stand. Ägypten war wieder vereint – doch diesmal unter nubischer Herrschaft. Sein Nachfolger Schebitko sollte später diesen Machtanspruch noch einmal festigen.

Pije und seine Nachfolger gingen als die 25. Dynastie in die Geschichte Ägyptens ein. Da sie aus Nubien kamen, war ihre Haut deutlich dunkler als die ihrer ägyptischen Zeitgenossen – weshalb sie auch "Schwarze Pharaonen" genannt werden. Obwohl die Pharaonen der 25. Dynastie Stabilität und Wohlstand nach Ägypten brachten, ist nur wenig über sie bekannt.

Denn anders als die Ägypter, die bereits seit Jahrtausenden akribisch alle historischen Ereignisse in ihrem Land dokumentierten, verfügten die Nubier über keine eigene Schrifttradition. Eines der wenigen bekannten Schriftzeugnisse ist eine 1,80 Meter hohe Stele, die Pije anlässlich eines Sieges am Fuß des heiligen Berges Barkal errichten ließ. Er wandte sich jedoch nicht an sein eigenes Volk, sondern zu jenen Untertanen, die er gerade unterworfen hatte. Die Sprache auf der Stele ist ein altmodisches Ägyptisch, wie es damals am Nil eigentlich schon lange nicht mehr gesprochen wurde.

Pferde als Beute

Der Inhalt aber ist erstaunlich persönlich. So erzählt der Text, wie Pije nach der Schlacht in den Pferdestall ging, wo auch die Fohlen untergebracht waren: "Als er sah, dass man die Pferde (während des Krieges) hatte hungern lassen, sprach er (…): 'Bei meinem Leben, so wahr ich Re liebe und meine Nase vom Leben erfrischt wird: wie weh tut es mir in meinem Herzen, dass diese Pferde hungern mussten, weher als jede andere Untat, die du in deinem Leichtsinn begangen hast.'" Schnelle, kräftige Pferde hatten maßgeblich zum Erfolg der nubischen Feldzüge beigetragen, die nubischen Pferde waren in ganz Ägypten und auch den Nachbarländern begehrte Geschenke und Handelsobjekte. Pije schätzte die Tiere so sehr, dass er nach seinem Tod acht von ihnen mit ins Grab bekam.

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Nicht einmal ein Jahrhundert dauerte die Herrschaft der "Schwarzen Pharaonen". 669 vor Christus gelang es den Ägyptern, sie mit Hilfe der Assyrer wieder an den Oberlauf des Nils zurückzudrängen. Als Kriegsbeute holte der assyrische König Asarhaddon sich 1.000 nubische Pferde in seine Hauptstadt Ninive.

Das Königreich Kusch verspürte niemals wieder Ambitionen, Ägypten zu unterwerfen. Doch es erholte sich von der Niederlage, um 590 vor Christus entstand eine neue Hauptstadt in Meroë. Die Faszination für den Nachbarn im Norden aber blieb erhalten. Statt eine eigene Schrift zu entwickeln, bedienten sich die Bewohner von Kusch lange Zeit für ihre eigene Sprache, das Meroitische, immer noch der ägyptischen Hieroglyphen.

Und die meroitischen Könige wählten für ihre ewigen Ruhestätten eine Grabform, die in Ägypten bereits Jahrhunderte zuvor aus der Mode gekommen war: die Pyramiden. Wie schon mit der altertümlichen Schrift klammerte sich das Königreich Kusch auch hier an längst vergessene ägyptische Traditionen. Und hielt sie noch am Leben, nachdem sie in Ägypten schon längst vergessen waren: Die Pyramiden von Meroë sollten die letzten sein, die je auf dem afrikanischen Kontinent gebaut wurden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Angelika Franz: Tutanchamun. Leben, Tod und Geheimnis, Frankfurt/Main 2017
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