Sensationsfund in der Milchstraße Forscher entdecken große Schwester der Sonne
Ein Forscherteam um den Astronomen Ivan Ramirez von der University of Texas hat in unserer kosmischen Nachbarschaft erstmals eine "Schwester" unserer Sonne gefunden: Der Stern HD 162826 stamme mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus derselben Gaswolke wie unser Zentralgestirn, berichten die Wissenschaftler in Austin. Am 1. Juni soll ihr Beitrag im renommierten Fachblatt "The Astrophysical Journal" erscheinen.
Der Hintergrund: Wolken aus Gas und Staub, die Dutzende Lichtjahre groß sind - so genannte "Sonnenküchen" - durchziehen die Milchstraße. In ihnen treten immer wieder Bereiche auf, in denen die Schwerkraft überhand nimmt. Dort stürzen dann Gas und Staub ineinander und führen zur Entstehung reaktorartiger Gebilde, die sich dann zu neuen Sonnen entwickeln.
Aus einer solchen "Küche" ist vor rund 4,6 Milliarden Jahren auch unsere Sonne hervorgegangen - und sämtliche Planeten, inklusive der Erde, mit ihr. In der gleichen Wolke sind mutmaßlich hunderte, wenn nicht tausende weitere Sterne entstanden. Darunter offenbar auch HD 162826, glauben die Texaner.
"Schlüsselkandidaten bei der Suche nach Leben"
"Wir wollen wissen, woher wir kommen", so Ramirez auf der Homepage seiner Universität. "Wenn wir herausfinden, aus welchem Teil der Galaxie wir stammen, können wir die Bedingungen im frühen Sonnensystem festlegen. Vielleicht hilft uns das, zu verstehen, warum es uns gibt."
Noch spannender: Es gebe, so Ramirez, eine Chance - "klein aber nicht gleich Null" - dass diese Sonnengeschwister Planeten haben, auf denen ebenfalls Leben existiert. Einzelne Planeten-Trümmer könnten in der Frühzeit der Sonnenentstehung aufgrund von Kollisionen durchaus von Sonnensystem zu Sonnensystem gewandert sein. Möglicherweise schlummerte in ihnen der Keim zu den Aminosäuren, aus denen auf der Erde Leben entstand.
"Sonnengeschwister sind insofern Schlüsselkandidaten bei der Suche nach außerirdischem Leben", ist sich Ramirez sicher.
Wie viele verlorene "Schwestern" gibt es?
Sonnenschwester HD 162826 verfügt über 15 Prozent mehr Masse als die Sonne und strahlt rund doppelt so hell. Sie ist aber 110 Lichtjahre entfernt und damit unerreichbar. Um sie im Sternbild Herkules zu sehen, braucht man mindestens einen guten Feldstecher.
Die Aufgabe von Ramirez und seinem Team war durchaus kompliziert: Neben der Analyse des Lichtspektrums mussten sie vor allem die Flugbahn des Gestirns zurückverfolgen. Doch schon seit Jahren verfügen Astronomen über die Möglichkeit, nachzuvollziehen, wie sich die Teile unseres Muttersternhaufens voneinander entfernt haben. Dabei blieben am Ende rund 30 potenzielle "Geschwister" der Sonne übrig, unter denen HD 162826 nun identifiziert zu sein scheint.
Nicht ausgeschlossen ist, dass im Umkreis von bis zu 300 Lichtjahren noch mehr verlorene Schwestern der Sonne um den Mittelpunkt der Milchstraßen-Galaxie kreisen. Irgendwann könnten sie Aufschluss geben, wo und wie es dazu gekommen ist, dass es uns gibt - und womöglich nicht nur uns.