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Trentino: Nach tödlichen Attacken Abschussbefehl für Bären


"Eine Frage der Sicherheit"
Tödliche Attacken: Abschussbefehl für Bären in Trentino

Von dpa, t-online, MJP

04.02.2025 - 16:18 UhrLesedauer: 3 Min.
Bären im TrentinoVergrößern des Bildes
Mehrfach gab es im Trentino Attacken von Bären auf Menschen. (Symbolfoto) (Quelle: Matteo Zeni/Servizio Faunistico/dpa/dpa-bilder)
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Tödliche Bärenattacken in Trentino stellen die Provinz vor die Frage: Werden die angesiedelten Tiere eher zu einem Problem als einer Bereicherung für die Gegend?

Eine tödliche Attacke auf einen Jogger hat die Menschen in der italienischen Provinz Trentino aufgeschreckt. Immer häufiger kommt es in der Region zu gefährlichen Begegnungen zwischen Bären und Menschen. Seit 2014 gab es mindestens neun Bärenangriffe auf Menschen, einer endete tödlich. Die Provinzregierung unter Präsident Maurizio Fugatti von der rechten Lega-Partei erlaubte im Januar 2024 Abschüsse von bis zu acht Bären pro Jahr. Im vergangenen Jahr wurden drei Bären getötet, nachdem sie Menschen verfolgt, angegriffen oder verletzt hatten. "Es ist eine Frage der Sicherheit", betont ein Sprecher der Provinzregierung.

Einwände von Tierschützern

Doch die Entscheidung sorgt für eine Kontroverse, obwohl Fachleute des Umweltministeriums die Tötung der drei Bären für zulässig befunden haben. Die oppositionelle Fünf-Sterne-Bewegung wandte sich mit einem Brief an die EU-Kommission, um eine Prüfung der Vorgänge im Trentino zu erwirken, da Bären unter strengem Schutz stehen. Des Weiteren klagten Umweltschützer gegen die Entscheidung bei dem obersten Verwaltungsgericht in Rom. Der Einspruch galt der Tötung von der Bärin "JJ4", die 2023 einen Mann getötet hatte. Die Richter gaben dem Umweltschützer recht, die Tötung sei "unverhältnismäßig" gewesen.

Steigende Angst in der Bevölkerung

Die Bärenpopulation im Trentino ist seit dem Start des EU-geförderten Projekts "Life Ursus" um die Jahrtausendwende schneller gewachsen als erwartet. Heute leben dort rund 100 Bären. 2023 wurden in Trentino 98 Bären gezählt: Die Bärenpopulation ist im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent angestiegen.

Doch mit der wachsenden Zahl der Tiere häufen sich auch die gefährlichen Begegnungen mit Menschen. Trauriger Höhepunkt war die tödliche Attacke auf einen 26-jährigen Jogger im Frühjahr 2023. Die Bärin Gaia, die für den Angriff verantwortlich war, ist die Schwester des berühmten "Problembären" Bruno, der 2006 in Bayern abgeschossen wurde, und eines weiteren Bruders, der in der Schweiz getötet wurde. Gaia selbst hatte bereits zweimal Menschen verletzt, bevor sie den Jogger tötete.

Trotz mehrfacher Anordnungen, sie zu töten, hoben Gerichte die Tötungsbefehle auf. Nun soll Gaia in einem streng gesicherten Gehege im Schwarzwald untergebracht werden, wo bereits ihre Mutter Jurka lebt.

Die Debatte um den Umgang mit den Bären bleibt hitzig. Einerseits fordern Anwohner mehr Schutz und kritisieren das "Life Ursus"-Projekt, andererseits pochen Tierschützer auf das Lebensrecht der Tiere. Wanderwege im Trentino sind mittlerweile mit Warnschildern versehen und Einheimische tragen Pfefferspray oder Glöckchen bei sich, um Bären zu vertreiben – obwohl Experten warnen, dass die Tiere die Geräusche mit Nahrung verbinden könnten. Die Angst vor Bären ist allgegenwärtig, zumal die Tiere immer näher an Siedlungen herankommen. Nachdem im Sommer 2024 ein französischer Urlauber von einem Bären verletzt wurde, wächst auch die Sorge um den Tourismus in der Region

"Grundsätzlich ist Gefangenschaft für Wildtiere der Horror"

Im Schwarzwald bereitet man derweil das Gehege für Gaia vor. "Wir sind noch gut im Plan. Sobald es die Witterung zulässt, können die Arbeiten weitergehen", sagt Christopher Schmidt, Sprecher des Alternativen Wolf- und Bärenparks Schwarzwald. Doch er betont, dass Gefangenschaft für Wildtiere wie Gaia "der Horror" sei. "Eigentlich haben wir gesagt, dass wir keine Wildbären mehr aufnehmen. Mit Gaia sollte das aufhören", so Schmidt.

Die Folge einer Gefangenschaft sei, "dass das Tier irgendwann daran zerbricht, sich seinem Schicksal ergibt und sein Leben fristet." Im Bärenpark jedoch soll dies sanft begleitet werden und am wenigsten Leid für das Tier bringen. Jedoch sei der Abschuss besser, als das Tier einzusperren. Der Abschussbefehl würde auch unauffälligen Tieren ermöglichen, in der Freiheit zu leben, so Schmidt. "Es ist auf jeden Fall für das Tier besser, als es einzusperren. Es ist eine Handhabe, die praktikabel ist, wenn sie dazu führt, dass unauffällige Bären in Freiheit leben dürfen."

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