Krank nach Arztbesuch Angeklagter Mediziner steckte 51 Patienten mit Hepatitis-C an
Sie erhofften sich Heilung und bekamen Hepatitis C: Ein Arzt soll an einem schwäbischen Krankenhaus über 50 Patienten mit der Leberkrankheit angesteckt haben. Nun steht er vor Gericht.
Ein Narkosearzt, der in den Jahren 2017 und 2018 mindestens 51 Patienten mit Hepatitis C angesteckt haben soll, steht nun fünf Jahre, nachdem der Fall publik wurde, vor Gericht. Anfangs ging das Gesundheitsamt nur von vier bis fünf Fällen aus. Letztlich wurden von der Behörde mehr als 1.700 Männer und Frauen, die von dem beschuldigten Mediziner in einer Klinik nordschwäbischen Donauwörth behandelt wurden, aufgefordert, sich auf Hepatitis C testen zu lassen.
Das Landgericht Augsburg plant zwölf Verhandlungstage, ein Urteil könnte es Mitte Juli geben (Az. 200 Js 137689/18). Die Anklage wirft dem Narkosearzt gefährliche Körperverletzung, Unterschlagung der Medikamente sowie Nutzung mangelhafter Arzneien vor. Seitens der Verteidiger gab es auf Anfrage keine Stellungnahme. Nach Angaben seines Verteidigers David Herrmann will der beschuldigte Mediziner umfassend aussagen.
"Es tut mir sehr leid", sagte der Mediziner beim Prozessbeginn vor dem Landgericht Augsburg. Die bei Operationen übertragene Infektion streitet der 60-Jährige nicht ab, sagte aber: "Letztendlich ist es so, dass ich es nicht erklären kann, wie es dazu gekommen ist."
Opiate abgezweigt
Das Gericht will nun klären, wie das Blut des Narkosearztes in den Körper der Patienten gelangen konnte. Der 60-Jährige betonte, er habe die Utensilien eigentlich immer getrennt und die Hygienevorschriften eingehalten.
Der angeklagte Anästhesist war insgesamt rund zehn Jahre in dem Krankenhaus beschäftigt. Laut Anklage hatte er wegen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung jahrelang Opiate, die eigentlich für die Patienten während der OPs vorgesehen waren, abgezweigt und sich selbst verabreicht, um arbeitsfähig zu bleiben. Einmal erwischte eine Krankenschwester den Mann im OP mit einer Nadel im Arm.
Der Mann soll die Hygieneregeln verletzt haben und so seine eigene Hepatitis-C-Infektionen auf die Patienten übertragen haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Mediziner selbst gar nichts von seiner Infektion wusste.
Hepatitis C ist eine Krankheit, die mangels Symptomen oftmals unentdeckt bleibt, allerdings auch schwere Spätfolgen haben kann. Laut der Deutschen Leberhilfe heilt die Infektion in 20 bis 50 Prozent der Fälle binnen eines halben Jahres von alleine aus. In den anderen Fällen werde die Leberentzündung chronisch. Nach 20 bis 30 Jahren könnten dann bei einigen Betroffenen Zirrhose und Leberkrebs auftreten. "Durch neue Medikamente ist Hepatitis C jedoch heute fast immer heilbar", betont der Selbsthilfeverein.
- Nachrichtenagentur dpa