Tod des US-Unternehmers Gefängniswärter von Epstein haben offenbar geschlafen
Zur Todesnacht des wegen Missbrauchs angeklagten Jeffrey Epstein werden immer mehr Details bekannt. Laut einem US-Medienbericht sollen seine Wärter geschlafen und einen Bericht gefälscht haben.
Die beiden Wärter, die den Multimillionär Jeffrey Epstein in seiner Gefängniszelle beaufsichtigen sollten, haben nach einem Medienbericht in seiner Todesnacht im Dienst geschlafen. Statt wie vorgeschrieben alle 30 Minuten nach dem Inhaftierten zu schauen, seien die beiden Beamten in der Gefängniseinheit Epsteins eingeschlafen und hätten dessen Zustand für rund drei Stunden nicht kontrolliert. Das berichtete die "New York Times" am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf Ermittlungs- und Gefängnisbeamte.
Epstein nahm sich mutmaßlich in dieser Zeit das Leben. Der 66-Jährige wurde von Mitarbeitern der Haftanstalt am vergangenen Samstagmorgen gefunden und später in einem Krankenhaus für tot erklärt.
Justizministerium zieht Konsequenzen
Das US-Justizministerium zog aus dem Tod des US-Unternehmers Konsequenzen. Der Direktor der Haftanstalt werde auf Veranlassung von Minister William Barr während der laufenden Untersuchungen versetzt. Zudem wurden die beiden Wachen, die mit der Aufsicht Epsteins in dessen Todesnacht betraut waren, beurlaubt, teilte eine Sprecherin des Ministeriums am Dienstag mit. Dem 66-Jährigen wurde sexueller Missbrauch von Minderjährigen vorgeworfen.
Der in elitären Kreisen bestens vernetzte Geschäftsmann Epstein soll am Wochenende in dem New Yorker Gefängnis Suizid begangen haben. Er wurde dort von Mitarbeitern der Haftanstalt gefunden und in ein Krankenhaus gebracht. Dort wurde er schließlich für tot erklärt. US-Justizminister Barr hatte "schwere Unregelmäßigkeiten" in der Haftanstalt beklagt und eine gründliche Untersuchung des Falles angekündigt.
Nach Medienberichten hielten die Wachen nicht die vorgeschriebenen Richtlinien ein, alle 30 Minuten nach dem 66-Jährigen zu schauen. Auch habe der schwerreiche Ex-Investmentbanker trotz eines offenbar vorangegangenen Suizidversuchs nur kurz unter besonderer Beobachtung wegen möglicher Wiederholungsgefahr gestanden.
FBI durchsucht private Karibikinsel
Am Dienstag hatte die US-Bundespolizei FBI nach Medienberichten das Anwesen des Unternehmers auf den Amerikanischen Jungferninseln durchsucht. Der "Miami Herald" berichtete, es sei die erste Durchsuchung auf Epsteins Privatinsel Little St. James gewesen. Ein Video, das US-Beamte auf der Insel zeigte, wurde von verschiedenen Medien veröffentlicht. Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt.
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Die Staatsanwaltschaft in New York warf Epstein vor, Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht zu haben. Der Geschäftsmann habe zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring aufgebaut, hieß es in der Anklageschrift.
Ehemalige Partnerin im Visier der Ermittler?
US-Medien spekulieren, dass ein Prozess weitere Prominente schwer belastet hätte. Epstein zeigte sich gerne öffentlich mit Stars und hatte unter anderem – zumindest zeitweise – Kontakte zum heutigen Präsidenten Donald Trump, Ex-Präsident Bill Clinton und Prinz Andrew aus Großbritannien. In den Gerichtsakten des Falls, die öffentlich zugänglich sind, finden sich demnach auch zahlreiche Anschuldigungen gegen Epsteins ehemalige Partnerin Ghislaine Maxwell.
Einer Klage aus dem Jahr 2017 zufolge soll die Tochter des verstorbenen Geschäftsmannes Robert Maxwell Epstein minderjährige Mädchen zugeführt haben, die der Unternehmer dann sexuell missbrauchte. Die 57-Jährige bestritt damals jegliches Fehlverhalten – und die Klage wurde außergerichtlich beigelegt. Nun sei Maxwell wieder ins Visier der Ermittler gerückt, wie unter anderem die "Washington Post" berichtete.
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Unterdessen spielte US-Präsident Donald Trump eine Twitter-Nachricht mit einer Verschwörungstheorie zum Tod von Jeffrey Epstein herunter, die er weiterverbreitet hatte. Trump hatte am Samstagabend eine Nachricht retweetet, die den demokratischen Ex-Präsidenten Bill Clinton in die Nähe von Epsteins Tod rückt. Trump sagte dazu am Dienstag vor Journalisten, es habe sich um den Tweet eines "hoch angesehenen konservativen Experten" gehandelt. "Das war ein Retweet, das war nicht von mir, das war von ihm", fügte er hinzu. Auf die Frage, ob er wirklich glaube, dass die Clintons in den Tod von Epstein involviert seien, sagte Trump: "Ich habe keine Ahnung."
Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.
- Nachrichtenagentur dpa
- NBC News: "FBI agents swarm Jeffrey Epstein's private Caribbean island" (engl.)
- Washington Post: "