Untersuchung in Kassel Studie: Mehr Polizei stärkt nicht das Sicherheitsgefühl
Eine Studie untersucht, wie sich Polizeipräsenz auf das Sicherheitsgefühl der Bürger auswirkt. Das Ergebnis ist überraschend.
Wachsende Polizeipräsenz fördert nicht das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Das ist das Ergebnis einer Studie aus Kassel, die sich mit dem Sicherheitsgefühl und der Kriminalitätslage in der hessischen Stadt auseinandergesetzt hat. Mehr Polizeipräsenz führte demnach zu einem erhöhten Unsicherheitsgefühl bei den Bürgern, wie der Projektleiter und Kriminologe Tim Pfeiffer von der Justus-Liebig-Universität in Gießen der "Hessenschau" erklärte. Dieses Phänomen wird als Präsenzparadoxon bezeichnet.
Wenn Menschen häufig Polizisten in ihrer Umgebung sehen, würden sie dadurch meist auf mehr Probleme in dieser schließen, so Pfeiffer laut der "Hessenschau". Trotzdem wünschen sich laut internationalen Befragungen etwa zwei Drittel der Teilnehmer mehr Polizeipräsenz zur Verbesserung der Sicherheit in ihren Städten. Es besteht also eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität.
Experiment zeigt: Präventive Polizeipräsenz kontraproduktiv
Der Kriminologe führte ein bundesweit einmaliges Experiment in Kooperation mit dem Polizeipräsidium Nordhessen und der Stadt Kassel durch, um diese These zu untersuchen. Innerhalb von zwölf Monaten wurde unbemerkt die Polizeipräsenz in zufällig ausgewählten Bereichen der Stadt erhöht. Das Resultat: Das Unsicherheitsgefühl der betroffenen Bürger stieg signifikant an.
Nach dieser Erkenntnis plant das Polizeipräsidium Nordhessen die Präsenz ihrer Streifen künftig gezielter an bekannten Hotspots einzusetzen. Ordnungsdezernent Heiko Lehmkuhl zeigte sich überrascht von den Studienergebnissen, da die Stadtpolizei bisher bei ihren nächtlichen Streifenfahrten durchweg positive Rückmeldungen erhalten habe. Pfeiffer betonte jedoch, dass das Experiment nicht zeigt, dass Polizeipräsenz generell nicht gebraucht wird, sondern dass weitere Forschung notwendig ist, um zu ermitteln, wo und wie sie am effektivsten eingesetzt werden kann.
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- Nachrichtenagentur dpa