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Illerkirchberg: Hunderte nehmen Abschied von 14-Jähriger Ece


Nach Messerattacke in Illerkirchberg
Hunderte nehmen Abschied von getötetem 14-jährigen Mädchen

Von dpa, ari

Aktualisiert am 08.12.2022Lesedauer: 3 Min.
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Letzter Abschied: Tage nach der Gewalttat nehmen Hunderte von dem jungen Mädchen Abschied. (Quelle: dpa)
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Zwei Tage nach der Messerattacke in Illerkirchberg ist die getötete Ece S. beigesetzt worden. Derweil beging ein zeitweise Verdächtiger Suizid.

Eine so große Beisetzung hat das Örtchen Illerkirchberg lange nicht gesehen: Begleitet von Tränen, Trauer und mehreren Hundert Menschen ist die getötete Ece S. am Mittwoch beigesetzt worden. Ein Polizeisprecher sprach von "unglaublich vielen Menschen", die zum Friedhof kamen, um von der 14-Jährigen Abschied zu nehmen, einige Medien schätzen die Zahl der Trauernden auf über 1.000. Die Schülerin gehörte zur alevitischen Gemeinde in Ulm, wo bereits am Dienstagnachmittag eine große Beileidsbekundung stattgefunden hat. Die Beerdigung fand nach muslimischem Ritus statt.

Viele der Trauernden auf dem kleinen Friedhof trugen ein Foto von dem Mädchen an der Jacke. Um den Menschen ein "Gefühl der Sicherheit" zu geben, seien auch mehrere Polizisten beim Friedhof in Illerkirchberg gewesen, sagte der Sprecher. "Es war davon auszugehen, dass in so einem Zusammenhang viele Menschen ihre Anteilnahme zeigen." An der Trauerfeier nahmen auch der türkische Botschafter Ahmet Basar Sen und Illerkirchbergs Bürgermeister Markus Häußler teil.

Mitschüler und Freunde unter den Trauernden

Die Trauergemeinde sei so groß, dass Teile der muslimischen Begräbnisfeier auf den Parkplatz vor dem Friedhof verlegt werden mussten. Viele Mitschüler der Getöteten legten am Grab Blumen nieder. Eine Freundin der Verstorbenen hielt eine kurze Ansprache, berichteten Reporter vor Ort.

Ein Mann hatte am Montag in Illerkirchberg bei Ulm zwei Mädchen auf dem Schulweg mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. Eines der Opfer, die 14-jährige Ece S. starb später in der Klinik. Die Obduktion ergab, dass sie nach Stichverletzungen verblutete. Das zweite Mädchen, 13 Jahre alt, erlitt schwere Verletzungen.

Die Polizei fand bei dem 27-jährigen Eritreer das Messer, das als Tatwaffe in Betracht komme. Gegen den Verdächtigen wurde ein Haftbefehl wegen Mordes und versuchten Mordes erlassen. Der Mann befand sich zuletzt verletzt in einem Justizvollzugskrankenhaus. Die Vernehmung der ebenfalls schwer verletzten Mitschülerin von Ece S. konnte noch nicht abgeschlossen werden.

Laut Staatsanwaltschaft gab es zunächst keine Anhaltspunkte, dass sich der Mann und die Opfer kannten. Die Ermittler prüfen nach eigenen Angaben, ob der 27-Jährige zuvor auffällig aggressiv gewesen sei. Bei den Behörden war der Mann vor dem Angriff nicht durch Gewalttaten bekannt. Er befindet sich den Angaben zufolge seit 2016 in Deutschland.

Verdächtiger verletzte sich selbst, anderer Mann beging Suizid

Neueste Erkenntnisse weisen darauf hin, dass sich der Verdächtige selbst verletzt haben soll. Die Staatsanwaltschaft verspricht sich nach Angaben vom Donnerstag von rechtsmedizinischen Untersuchungen mehr Aufschluss darüber, wie es konkret zu den Verletzungen kam.

Derweil hat sich ein anderer Mann, der vorübergehend im Zuge der Ermittlungen verdächtigt worden war, selbst getötet. Wie die Staatsanwaltschaft und Polizei am Donnerstag berichteten, war der 25-Jährige aus Eritrea festgenommen und verhört worden und kam wenig später wieder frei. Es habe keinen Tatverdacht gegen ihn und einen weiteren Mann gegeben, betonten die Behörden. Der mutmaßliche Angreifer sei nach der Tat in die Wohnung des 25-Jährigen geflüchtet.

"Heimtückisches Verbrechen hat eine einzelne Person begangen"

Doch wie kam es zu dem Angriff? Warum traf es die beiden Mädchen? Was ging in dem Täter vor? "Die Ermittlungen laufen noch", sagte dazu nur ein Polizeisprecher am Mittwochnachmittag. Keine voreiligen Schlüsse zu ziehen und nicht zu verallgemeinern - daran appellierte auch der Bürgermeister. "Ich bitte Sie, den bei uns lebenden Geflüchteten aller Nationen weiterhin offen zu begegnen und diese nicht unter Generalverdacht zu stellen. Der Angriff auf die beiden Mädchen muss mit aller Konsequenz verfolgt und bestraft werden – dieses heimtückische Verbrechen hat aber eine einzelne Person begangen, nicht eine Bevölkerungsgruppe", schrieb Häußler in einem offenen Brief an die Bürgerinnen und Bürger seiner Gemeinde.

Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) hatte am Dienstag bei einem Besuch am Tatort noch betont, dass es keine Hinweise auf eine politische oder religiöse Motivation der Tat gebe. Nach der tödlichen Attacke stehen weiter Notfallseelsorger den betroffenen Familien zur Seite. "Es geht darum, dass sie das Gefühl bekommen, dass sie in diesen schweren Stunden nicht allein sind", sagte der Leiter der Notfallseelsorge Ulm/Alb-Donau-Kreis, Michael Lobenhofer. Außerdem werde eine Person betreut, die das Verbrechen gesehen habe.

Auch Eltern und Lehrer melden sich bei der Notfallseelsorge, um zu erfahren, wie sie mit ihren erschütterten Kindern umgehen sollen. Es gelte dann, darauf hinzuweisen, dass man in Deutschland generell in Sicherheit lebe, solche Dinge aber immer wieder vorkämen, betonte Lobenhofer. Zu den Aufgaben der Notfallseelsorge gehöre es auch, Gerüchten und Halbwahrheiten entgegenzuwirken.

Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.

Verwendete Quellen
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