"Das Schlimmste, was man sich vorstellen kann" Vermisste Frau nach Hausexplosion tot geborgen
Ein Wohnhaus in Nordrhein-Westfalen ist in die Luft geflogen. Für eine Frau kam jede Hilfe zu spät: Sie starb unter den Trümmern.
Nach dem Hauseinsturz im sauerländischen Hemer in Folge einer Gasexplosion ist eine 57-jährige Frau tot aus den Trümmern geborgen worden. Im Rahmen der Sucharbeiten wurde die Frau gegen 8.50 Uhr ausfindig gemacht, teilte die Polizei am Samstagmorgen mit.
Zuvor waren zwei weitere Unglücksopfer aus den Trümmern lebend geborgen worden. Es handelt sich um eine 32-jährige Frau und einen 36-jährigen Mann, die wie die 57-jährige Verstorbene in dem Mehrfamilienhaus gelebt haben. Beide wurden ins Krankenhaus gebracht, schweben nach Auskunft von Feuerwehrsprecher Andreas Schulte und Hemers Bürgermeister Christian Schweitzer (CDU) aber in Lebensgefahr.
"Kein Stein mehr auf dem anderen"
"Es ist ein sehr tragischer Vorfall. Jetzt geht es erstmal darum, dass die beiden schwer verletzten Personen optimal versorgt werden. Meine letzte Information war, dass sie noch um ihr Leben kämpfen", sagte Schweitzer der Deutschen Presse-Agentur. Der Feuerwehr zufolge seien keine weiteren Menschen mehr unter den Trümmern verschüttet. "Nach dem jetzigen Ermittlungsstand gehen wir davon aus, dass keine Personen mehr unter den Trümmern liegen", sagte Sprecher Schulte.
Am Freitagabend waren bereits kurz nach der Explosion zwei Personen gerettet worden. Beide seien nach Auskunft von Bürgermeister Schweitzer – anders als berichtet – nur leicht verletzt worden. Drei der insgesamt acht Bewohner des Sechs-Parteien-Hauses waren den Angaben zufolge zum Zeitpunkt des Einsturzes nicht zu Hause gewesen.
Das Haus in der 40.000 Einwohner-Gemeinde war nach einer Gasexplosion am Freitagabend vollständig eingestürzt. Auf Bildern waren nur noch Trümmer zu sehen. "Es ist leider komplett eingestürzt, es steht kein Stein mehr auf dem anderen", so ein Sprecher der Feuerwehr zum Nachrichtenportal "Lokalstimme.de".
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"Das Schlimmste, was man sich vorstellen kann"
Während an der rund 100 Meter entfernten Hauptstraße das Leben am Samstagmittag bereits wieder wie gewohnt weiterging, traf der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) am Unglücksort ein. Nach dem Hauseinsturz mit einem Todesopfer zeigt er sich bestürzt und betroffen. "Wir sind alle in Gedanken bei den Angehörigen der toten Frau. Es ist das Schlimmste, was man sich vorstellen kann. Gestern Abend haben wir noch gehofft, dass es doch gut geht. Aber wenn man diesen Riesenhaufen sieht, weiß man, das war nicht so ganz wahrscheinlich", sagte Herbert Reul.
Er war mit den Gedanken bei den beiden Schwerstverletzten: "Wir alle hoffen und beten, dass die, die im Krankenhaus sind und um ihr Leben kämpfen, dass sie es schaffen und durchkommen", betonte Reul, der den vielen Einsatzkräfte ausdrücklich dankte. "Vom Baggerführer bis zu Polizei, Feuerwehrleuten, THW oder Rotem Kreuz – wir können schon sehr, sehr froh sein, dass wir in NRW so viele Menschen im Ehrenamt oder Beruf engagieren und so kompetent sind. Sie wissen, was zu tun ist in so einem Moment. Und wenn man die Jungs und Mädels sieht, in deren Gesichtern, dann weiß man, was das für eine Anstrengung war und ist."
Leichte Schäden an umliegenden Häusern
Man sei "froh, dass wir zwei Menschen retten konnten", erklärte Feuerwehrsprecher Schulte. Die Unglücksstelle sei jetzt an die Kriminalpolizei für die weiteren Ermittlungen übergeben worden. Vor allem die genaue Ursache der Gasexplosion soll herausgefunden werden. "Wir unterstützen die Polizei noch weiter mit unserem Personal", so der Feuerwehrsprecher.
Laut Bürgermeister Schweitzer sind angrenzende Wohnhäuser ebenfalls durch die Detonation leicht beschädigt worden. Dabei handele es sich aber nur um "zerstörte Fensterscheiben". Zwei weitere Menschen, die sich in der Nähe aufhielten, hätten durch herumfliegende Trümmerteile leichte Verletzungen erlitten. Ihnen gehe es aber gut.
"Ich bin froh, dass den Nachbarn nichts passiert ist. Fenster kann man neu kaufen. Aber das ist nur ein kleines Problem. Die sind alle gesund und ich hoffe, dass die in der nächsten Nacht wieder ruhig schlafen können", sagte Reul.
Neben dem Innenminister und Schweitzer war auch der Landrat des Märkischen Kreises, Marco Voge (CDU), an der Unglücksstelle, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Wie er dankte auch Schweitzer den Rettungskräften, darunter auch Polizei-Hundestaffeln. "Sie alle haben alles gegeben und unsere größte Anerkennung verdient."
Nachdem am Vormittag festgestanden hatte, dass keine Person mehr vermisst wurde, begann die Kriminalpolizei mit weitergehenden Ermittlungen, vor allem zur genauen Ursache der Explosion. "Den Rest müssen jetzt die Ermittler machen. Da muss jetzt in Ruhe abgewartet werden, denen müssen wir auch Zeit geben", sagte Reul.
- Nachrichtenagentur dpa