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Corona: Ungeimpfte sind schuld, wenn ein Lockdown kommt!


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Ohne jedes Mitgefühl
Ihr seid schuld!

  • Kati Degenhardt
MeinungVon Kati Degenhardt

Aktualisiert am 24.11.2021Lesedauer: 4 Min.
"Querdenker" demonstrieren in München: Wer sich nicht impfen lässt, hat keine Solidarität verdient.Vergrößern des Bildes
"Querdenker" demonstrieren in München: Wer sich nicht impfen lässt, hat keine Solidarität verdient. (Quelle: Alexander Pohl/imago-images-bilder)
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Die Pandemie hört nicht auf. Wir alle leiden. So viele Tote. So viele Erkrankte. Warum fühlen wir noch immer mit den Ungeimpften, warum nehmen wir Rücksicht auf die Rücksichtslosen? Ich habe es satt.

Am Freitag wurden die letzten Proben dieses Jahres und das Weihnachtskonzert des Chors meiner neunjährigen Tochter abgesagt. Keine Überraschung, nein, wirklich nicht. Aber traurig. Als Begründung schreibt das Team: "Wir können die Proben mit Blick auf die Entwicklung der aktuellen Corona-Zahlen nicht mehr verantworten."

Kinder werden stumm geschaltet

Ja, die aktuellen Corona-Zahlen. Es ist auch nicht das erste abgesagte Konzert. Schon im vergangenen Jahr mussten die Kinder im Herbst auf Zoom-Chorproben ausweichen. Wissen Sie, wie bedrückend das ist, wenn Ihr Kind allein vor einem Computer singt? Die Mikros der Kinder werden stumm geschaltet, damit die Chorleiterin und die Stimmbildnerin ihre Arbeit machen können. Es ist ganz schön schwer, ein fröhliches, geselliges Kind für dieses einsame Singen zu begeistern.

Ebendieses Kind berichtet neuerdings wieder Tag für Tag von neuen Einschränkungen: Drei Selbsttests pro Woche vor Unterrichtsbeginn, Maskenpflicht, Fenster ganztägig im Klassenraum geöffnet, okay. Immerhin wird weiter unterrichtet. Trotzdem ist Corona überall: der abgesagte Projekttag – einer der Lehrer hatte Corona. Der misslungene Ausflug in die Oper, wo das geplante gemeinsame Essen abgesagt wurde – wegen Corona. Und Klassenkameraden in Quarantäne – wegen, ach, ich kann es nicht mehr hören.

Sie wissen sicher, wie cool die meisten Kinder diesen Ausnahme-Dauerzustand meistern. Sie passen sich an, sie akzeptieren die Einschränkungen, sie sind irgendwie ungeheuer duldsam.

Mit Corona-Tests durch die Kita-Jahre

Mein kleiner Sohn, fünf, lebt jetzt schon fast zwei Jahre in der Pandemie. Eltern mit Masken, strenge Vorschriften der Kita für das Abholen und Bringen, Homeoffice, Spucktests, Nasentests, Rachenabstrich. All das ist nun sein Alltag und er trägt es mit Fassung. "Mama, wenn ich negativ bin, ist das gut, oder?"

Einmal, kurz nach irgendeinem Lockdown in irgendeiner Welle, durfte er nach langer Durststrecke endlich wieder seinen besten Freund besuchen. Beide Kinder waren gesund und frisch getestet, die Regel dort: Es wird nur draußen im Hof gespielt, draußen gegessen, kein Raufen, keine Nähe. Als ich ihn abgeholt habe, erzählte er dann, dass er doch in der Wohnung des Freundes gewesen sei. Hurra! Die Jungs durften unter Einhaltung der Abstandsregeln gemeinsam auf dem Balkon essen. Auf dem Weg durch die Wohnung musste er eine Maske aufsetzen.

Lockdown und 3G, 2G, 2G+

All das rührt mich, berührt mich. Es sind ja meine Kinder und ich wünschte, ich könnte etwas tun, damit sie weniger unter den Einschränkungen der Pandemie leiden müssen. Was wir als Eltern tun konnten, haben wir getan: Wir sind doppelt geimpft und haben Termine für unsere Booster-Spritzen. Wir haben uns an alle Regeln und Vorgaben gehalten, die uns in den verschiedenen Phasen der vergangenen beiden Jahre abverlangt wurden. Lockdown, Treffen nur von einem Haushalt plus einer Person, die kranken Großeltern über Monate nicht besucht, 3G, 2G, 2G+. Unsere Familie leistet ihren Beitrag zur Eindämmung der Pandemie.

Und mich regen wirklich all die auf, die es immer noch nicht begreifen. Alle müssen mitmachen, sich an die Regeln halten, sich impfen lassen! Sonst schaffen wir es nicht und es nimmt nie ein Ende mit Corona.

Ich kenne auch ein paar Leute, die sich nicht impfen lassen. Sie denken nicht daran, es zu tun.

"Was soll uns denn passieren?"

Die Tochter eines Freundes – Anfang 20 – glaubt nicht, dass die Impfstoffe sicher sind. "Und wenn ich Corona kriege, passiert mir nichts. Ich bin nicht Risikogruppe." Ein mit meiner Mutter befreundetes Paar, sie, eine ehemalige Krankenschwester, Mitte 70, er über 80. Beide Impfskeptiker: "Wir treffen doch niemanden, was soll uns denn passieren?" Inzwischen hat sie vor ein paar Wochen ihre Schwester besucht, sich mit dem Coronavirus infiziert und nach der Rückkehr ihren Mann angesteckt. Jetzt liegt er auf der Intensivstation: "Aber halb so schlimm, er muss nicht beatmet werden, er bekommt nur Sauerstoff. Und jetzt hatten wir es dann wenigstens."

Jetzt hatten wir es? Das ist wirklich eine tolle Strategie. Gerade habe ich zufällig ein Gespräch mitgehört, eine Frau erzählte ihrer Freundin: "Die Soundso hat jetzt auch Corona, 11.11., Karneval und so. Aber die ist happy. Sie will sich nicht impfen lassen. So gilt sie jetzt bald als genesen. Alles gut."

Alles gut? Wenn ich die Enttäuschung meiner Kinder miterlebe, die schon wieder von Woche zu Woche auf mehr verzichten müssen, dann finde ich: Wir alle und vor allem der Staat nehmen sehr viel Rücksicht auf die individuellen Befindlichkeiten der 30 Prozent immer noch Ungeimpften. Unser Land, wir alle, haben sehr viel Verständnis für die unwissenschaftlichen Argumente der Impfgegner, -zögerer und -verweigerer. Herrje, was ist eure vermeintliche Freiheit wert, sich gegen das Impfen entscheiden zu dürfen, wenn diese Freiheit so viele Opfer fordert: fast 100.000 Tote, mehr als fünf Millionen Infizierte, das abgesagte Weihnachtskonzert meiner Tochter. Die meisten Geimpften haben sehr viel Nachsicht mit der ungeimpften Minderheit. Ich nicht.

Wenn ein Lockdown kommt, dann seid ihr schuld

Euch Ungeimpften verdanken wir die täglich steigenden Fallzahlen, die unkontrollierte Ausbreitung des Virus, die neuerliche Kapitulation der Gesundheitsämter und den drohenden Zusammenbruch der intensivmedizinischen Versorgung. Wenn ein Lockdown kommt, dann seid ihr daran schuld. Und meine Kinder hocken drin, wir alle hängen drin.

Im vergangenen Jahr haben die Chorkinder gemeinsam ein Weihnachtslied aufgenommen. Es ist sehr schön geworden und hat uns über viele Wochen einen Ohrwurm beschert, hören Sie mal:

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Damals, mitten in der zweiten Welle, mit der Aussicht auf Impfstoffe und die Impfkampagne haben wir uns aufs nächste Weihnachtsfest gefreut und darauf, die verpassten Weihnachtsmärkte nachholen zu können.

Ich kann es nicht fassen, dass ich meinen Kindern nun sagen muss: "Wir werden wohl auch dieses Jahr nicht auf einen Weihnachtsmarkt gehen."

Lasst euch impfen, verdammt noch mal.

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