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Panorama | NRW-Innenminister spricht von "außerordentlich schwieriger" Lage


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NRW-Innenminister spricht von "außerordentlich schwieriger" Lage

14.07.2021Lesedauer: 4 Min.
Altena in Nordrhein-Westfalen: Durch Starkregen kam es zu einem Erdrutsch.Vergrößern des Bildes
Altena in Nordrhein-Westfalen: Durch Starkregen kam es zu einem Erdrutsch. (Quelle: Markus Klümper/dpa)

Überflutete Straßen, ein evakuiertes Seniorenheim, von Wassermassen eingeschlossene Autofahrer: Tief "Bernd" zieht über Deutschland und hält die Rettungskräfte in Atem. Ein Bundesland ist besonders betroffen.

Die anhaltenden starken Regenfälle haben nach Angaben von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zu einer "außerordentlich schwierigen Lage" in einigen Regionen des Landes geführt. "Die weitere Entwicklung ist derzeit nicht mit Sicherheit absehbar", sagte Reul am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Seit Dienstag hätten landesweit rund 3.900 Kräfte fast 2.100 Einsätze bewältigt. "Viele von ihnen sind ehrenamtlich tätig und arbeiten gerade unermüdlich, um die Wassermassen zu bewältigen", so der Minister. Ihnen und allen anderen Helfern und Einsatzkräften in den betroffenen Regionen sei er sehr dankbar, sagte Reul.

Besonders NRW betroffen

Starkregen hat einige Regionen Deutschlands in den Ausnahmezustand versetzt und etliche Feuerwehreinsätze ausgelöst. Während sich die Lage an manchen Orten am Mittwoch zunächst beruhigte, waren vor allem Nordrhein-Westfalen und dort die Ruhrgebietsstadt Hagen noch schwer betroffen. Das Tief "Bernd" soll nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) auch in den kommenden Tagen teils heftige Niederschläge in einige Regionen Deutschlands bringen.

Im sächsischen Erzgebirgskreis wurde ein 53-Jähriger von einer Sturzflut mitgerissen und bis Mittwochnachmittag immer noch vermisst. Der Mann hatte am Dienstagabend wegen des stark gestiegenen Pegels des Dorfbaches versucht, sein Grundstück vor den Wassermassen zu schützen. Dabei wurde er nach Angaben von Anwohnern mitgerissen. Die Suche gestalte sich wegen des hohen Wasserstandes des Steinbaches und der topographischen Gegebenheiten als schwierig, so die Polizei.

Starkregen macht Seniorenheim in Hagen unbewohnbar

In Baden-Württemberg soll bereits in der Nacht zu Montag ein 81 Jahre alter Mann bei Arbeiten an seinem Haus in den Fluss Jagst gestürzt sein, der nach starken Regenfällen Hochwasser führte. Auch er wurde am Mittwoch weiterhin vermisst.

Am Mittwoch war die Situation vor allem in Nordrhein-Westfalen angespannt. In Altena im Sauerland starb ein Feuerwehrmann bei Rettungsarbeiten nach dem Starkregen. Er sei ertrunken, hieß es von der Polizei. Ein Altenheim mit 76 Bewohnern in Hagen wurde wegen einströmender Wassermassen evakuiert. "Das Seniorenheim ist sehr stark betroffen und unbewohnbar geworden", sagte ein Stadt-Sprecher. Eltern wurden gebeten, ihre Kinder nicht in die Kita zu schicken und auch die Ferienbetreuung an den Grundschulen nicht zu nutzen. Eine verschüttete Person sei leicht verletzt gerettet worden. Mehrere Fahrer seien aus ihren von Wassermassen eingeschlossenen Autos befreit worden. Es gab mindestens 200 Einsatzorte. Einige Ortsteile waren zum Teil nicht mehr zu erreichen. "Die Leute sind verzweifelt", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Hagen.

Dramatischer Rettungseinsatz in Mettmann

Auch in anderen Teilen des Bundeslandes wurden Bäche zu reißenden Strömen. Es kam zu Erdrutschen, Straßen wurden überspült, Keller liefen voll, der Bahn- und Straßenverkehr war gestört. Eine Mitarbeiterin eines Seniorenheims in Mettmann nahe Düsseldorf wurde von einem umstürzenden Baum schwer verletzt und wäre beinahe ertrunken. Ein Helfer konnte den Kopf der Frau über Wasser halten, bis Feuerwehrleute die eingeklemmte Frau befreit hatten.


Die Feuerwehr in Köln meldete 180 unwetterbedingte Einsätze. In Düsseldorf rückte sie zu rund 330 Einsätzen aus. Auch die Tiefgarage des Rheinmetall-Konzerns war betroffen – dort stand das Wasser 40 Zentimeter hoch. Um Kunstwerke im Wert von rund fünf Millionen Euro in einer Galerie zu schützen, waren Feuerwehrleute stundenlang im Einsatz. In Erkrath nahe der Landeshauptstadt mussten etwa 100 Bewohner eine Unterkunft für Geflüchtete verlassen.

Flut bedroht historischen Stadtkern von Kornelimünster

In Altena im Sauerland kämpften Einsatzkräfte gegen Wasser-, Erd- und Geröllmassen, wie ein Feuerwehrsprecher berichtete. Von den umliegenden Hängen seien an mehreren Stellen größere Wassermengen auf die Stadt herabgestürzt, es sei zu "massiven Abrutschen" gekommen. Bisher habe es keine Verletzten gegeben. Zudem drohte eine Überflutung des historischen Stadtkerns von Kornelimünster in Aachen.

Bereits am späten Dienstagabend war im Landkreis Hof in Bayern wegen der Unwetter mit starken Regenfällen der Katastrophenfall ausgerufen worden. Am Mittwochmorgen wurde er nach einer Entspannung der Lage wieder aufgehoben. Mehr als 50 Feuerwehren mit knapp 1000 Leuten sowie 140 Angehörige des Technischen Hilfswerks (THW) waren im Dauereinsatz, um Wasser aus Kellern zu pumpen und Sandsäcke zu beschaffen. Straßen und Keller wurden überflutet, Bäume stürzten um, vereinzelt fiel der Strom aus.

Starkregen zieht am Donnerstag nach Süden

Auch in Thüringen gab es extremen Dauerregen und länger anhaltenden Starkregen. Im Land wurden ebenfalls mehrere Straßen überschwemmt und Keller geflutet. In Baden-Württemberg führte anhaltender Regen zu Hochwasser an Rhein und Bodensee. Am Dienstagabend wurde die Schifffahrt bei Karlsruhe gesperrt, nachdem die Marke von 7,50 Meter erneut überschritten worden war. Der anhaltende Regen bereitete besonders Städten und Gemeinden an Rhein und Mosel in Rheinland-Pfalz Sorgen.

Laut DWD-Prognosen lassen die Regenfälle am Donnerstag im Westen nach und ziehen vermehrt in den Südwesten und Süden. Allerdings seien die Wassermengen in der Fläche nicht mehr so ausgeprägt, wie sie am Mittwoch im Westen erwartet wurden. Unwetterartige Starkregenfälle könnten aber lokal nicht ausgeschlossen werden, hieß es. Freundlicher sieht es am Donnerstag dagegen im Norden und Osten aus, wo sich laut DWD häufiger die Sonne zeigt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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