Unglück Hauseinsturz in Florida: Zahl der Toten steigt auf neun
Miami (dpa) - Nach dem Teileinsturz eines zwölfstöckigen Wohnhauses im US-Bundesstaat Florida sind in den Trümmern weitere Todesopfer gefunden worden.
Die Zahl der Toten sei damit auf neun gestiegen, sagte die Bürgermeisterin des Bezirks Miami-Dade, Daniella Levine Cava, am Sonntag an der Unglücksstelle in Surfside nahe Miami. Vier der Toten seien bislang identifiziert worden. Erst am Samstagabend (Ortszeit) hatte Levine Cava den Fund eines fünften Todesopfers verkündet. Experten fürchten, dass die Zahl noch deutlich steigen dürfte. Mehr als 150 Menschen galten zuletzt als vermisst.
Das strandnahe Gebäude mit rund 130 Wohneinheiten war in der Nacht zu Donnerstag teilweise eingestürzt. Die Menschen wurden im Schlaf von dem Unglück überrascht. Seitdem läuft eine verzweifelte Suche nach möglichen Überlebenden. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Rettungsteams sind rund um die Uhr im Einsatz - mit Spürhunden, Spezialkameras, Horchinstrumenten und schwerem Gerät.
Nach Angaben von Levine Cava von Samstagabend (Ortszeit) galten zuletzt 156 Menschen als vermisst. Die Behörden hatten aber zuvor bereits betont, dass die Vermissten nicht unbedingt auch alle in dem Gebäude gewesen sein müssen. Es handelt sich um eine Liste an Personen, die sich potenziell zum Zeitpunkt des Unglücks in dem Haus aufgehalten haben könnten. Viele Familien bangen um ihre Angehörigen.
Die Polizei hatte am Wochenende die Namen von vier identifizierten Todesopfern veröffentlicht, die bereits am Donnerstag und Freitag gefunden worden waren: eine 54-jährige Frau, ein 54 Jahre alter Mann und ein älteres Ehepaar im Alter von 79 und 83 Jahren.
Levine Cava sagte am Wochenende, die Suchkräfte hätten auch weitere noch nicht identifizierte "menschliche Überreste" gefunden. Konkreter wurde sie nicht. Die Identifizierung sei nicht einfach, betonte sie. Hier würden DNA-Tests genutzt. Von Angehörigen seien dazu DNA-Proben eingesammelt worden. Sie betonte, die Einsatzkräfte versuchten weiter, Überlebende zu finden. Man gebe nicht auf.
Der Leiter der Feuerwehr im Bezirk Miami-Dade, Alan Cominsky, sagte, die Suchkräfte arbeiteten unermüdlich, 24 Stunden am Tag in rotierenden Teams und mit aller Kraft daran, noch Überlebende zu bergen. Die Lage sei "extrem schwierig" und fordernd.
Zwischenzeitlich hatte ein Feuer in den Trümmern die Suchaktion erheblich behindert. Die Rettungskräfte hatten laut Levine Cava zunächst Schwierigkeiten gehabt, den Ursprung des Brandes unter den Trümmern ausfindig zu machen, ihn zu isolieren und zu löschen. Dies habe die Suche nach möglichen Verschütteten sehr erschwert.
Levine Cava sagte am Sonntag jedoch, es sei am Vortag gelungen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Die Sucharbeiten seien dadurch zuletzt wieder besser vorangekommen. Die Einsatzkräfte hätten in den Trümmern eine Art Graben ausgehoben, um die Schuttberge besser durchkämmen zu können.
Bei dem Unglück in Surfside wurden mehrere Menschen verletzt. Mehr als 35 Personen konnten bislang gerettet werden.
Die Ursache des teilweisen Einsturzes ist weiter ein Rätsel. Der als Champlain Towers South bekannte Wohnkomplex stammt aus den 1980er Jahren. Am Wochenende wurde ein von einer externen Firma verfasster Inspektionsbericht aus dem Jahr 2018 öffentlich, in dem Experten mehrere Mängel, darunter auch größere strukturelle Mängel am Beton des Gebäudes, aufgelistet hatten. Ob diese in irgendeinem Zusammenhang mit dem Einsturz stehen könnten, blieb offen.
Levine Cava betonte, ihr sei der Bericht zuvor nicht bekannt gewesen. Die Behörden gingen allen Hinweisen nach und der Ursache für das Unglück auf den Grund, damit so etwas nie wieder passiere, versprach sie. In der Zwischenzeit werde auch überprüft, ob andere ähnlich alte Gebäude sicher seien.
Der Bürgermeister von Surfside, Charles Burkett, sagte, ein nahe gelegenes Gebäude, das etwa zur gleichen Zeit vom gleichen Bauunternehmen errichtet worden sei, werde besonders inspiziert. Für Bewohner, die sich bis zum Abschluss der Inspektion nicht sicher in dem Gebäude fühlten, werde eine alternative Unterbringung angeboten.
Um zusätzliche Mittel und Material nach dem Unglück freizugeben, hatte Floridas Gouverneur Ron DeSantis den Notstand ausgerufen. Dieser wurde von Präsident Joe Biden bereits am Freitag bestätigt, um so auch Bundesmittel zur Verfügung stellen zu können. Auch die Katastrophenschutzbehörde FEMA ist eingeschaltet. Internationale Helfer sind ebenfalls involviert. Israel hat eine Delegation zur Unterstützung der Sucharbeiten geschickt.