Corona-Pandemie Ärztepräsident rechnet mit schnellem Impf-Fortschritt
Lange stockte die Impfkampagne, nun hat sie Fahrt aufgenommen: Ärztepräsident Klaus Reinhardt zeigt sich zuversichtlich, die Herdenimmunität erreichen zu können. Forderungen kommen von den Arbeitgebern.
Der Ärztepräsident Klaus Reinhardt erwartet schnelle weitere Fortschritte bei den Corona-Impfungen in Deutschland. "Ich bin überzeugt, dass wir jetzt zügig eine ausreichend große Zahl von Menschen werden impfen können, um ein deutliches Abfallen der Infektionsraten zu erreichen", sagte der Chef der Bundesärztekammer der Deutschen Presse-Agentur. "Ich glaube, dass die Impfbereitschaft groß ist und wir sogar mehr als 70 Prozent der Bevölkerung erreichen können." Das gilt als Marke für einen Schutz der ganzen Gesellschaft.
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Dabei gebe es einen Teil der Bevölkerung, der lieber vom Hausarzt geimpft werden möchte, sagte Reinhardt. "Diese Menschen vertrauen ihrem Doktor, den sie seit Jahren kennen. Wenn er die Impfung für richtig erachtet, sagen viele: Ich mache das. Dieser Faktor wirkt erheblich im Hinblick auf diejenigen, die jetzt noch Zweifel haben." Auch in seiner Praxis kämen zunehmend Anfragen junger Leute.
Impftempo hat deutlich zugelegt
Reinhardt betonte: "Die Impfzentren funktionieren sehr gut, sie sind top-organisiert. Die Mitarbeiter leisten wirklich gute Arbeit." Das Impftempo legte in den vergangenen Tagen deutlich zu. Inzwischen haben 26,9 Prozent der Bundesbürger mindestens eine Impfung bekommen. Den vollständigen Impfschutz mit einer zweiten Spritze haben 7,7 Prozent der Bevölkerung.
Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger fordert, die Betriebsärzte rasch in die Corona-Impfungen einzubeziehen. "Die Politik ist jetzt gefordert, so rasch wie möglich die letzten Voraussetzungen zu schaffen und dafür zu sorgen, dass Impfdosen in ausreichender Menge auch für die Betriebsärzte zur Verfügung gestellt werden", sagte Dulger der "Rheinischen Post". "Unsere Betriebsärzte in den Unternehmen stehen in den Startlöchern."
"Wir erreichen rund 31 Millionen Menschen", unterstrich Dulger. Große Firmen hätten Impfstraßen errichtet, sie brauchten nur noch Impfstoff. Die Impfpriorisierung sollte dann aber fallen, mahnte Dulger. Sie wäre in den Betrieben kaum umsetzbar.
Göring-Eckardt fordert Impfstrategie für Kinder
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt fordert für die Corona-Impfungen bei Kindern und Jugendliche "schnellstmöglich" eine Impfstrategie. "Sonst wird das im Sommer wieder Streit und Chaos mit Ansage", warnte sie. "Bund und Länder müssen es dieses Mal endlich hinbekommen, vorausschauend zu handeln", sagte sie der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
Der deutsche Impfstoffhersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer haben bei der EU-Zulassungsbehörde EMA die Zulassung ihres Corona-Vakzins für diese Altersgruppe beantragt. "Dass junge Menschen nun schon viel früher als gedacht mit Biontech geimpft werden könnten, ist ein Hoffnungssignal für eine ganze Generation, die in der Pandemie besonders getroffen wurde", betonte Göring-Eckardt.
Lauterbach: Kein Grund, Geimpfte weiter in Freiheit zu beschränken
Unterdessen geht die Debatte über Lockerungen für Geimpfte und Genesene weiter. Die Bundesregierung bereitet dazu eine Verordnung vor. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält es bei gutem Willen aller Beteiligten für möglich, dass sie Ende nächster Woche mit der Bundesratssitzung am 7. Mai abgeschlossen sein kann.
Die Vorsitzende des Ethikrates, Alena Buyx, betonte in der "Rheinischen Post", die Gleichstellung von Geimpften, Getesteten und Genesenen sei "ethisch unproblematisch". Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag), aus medizinischer Sicht gebe es keinen Grund, Menschen mit dem vollen Corona-Impfschutz weiterhin in ihren Freiheiten zu beschränken.
- Nachrichtenagentur dpa