Mehr als 600 Fälle Coronavirus-Ausbrüche in der Fleischindustrie mehren sich

Erst kürzlich steckten sich mehr als 100 Mitarbeiter in einem Fleischbetrieb mit dem Covid-19-Erreger an. Jetzt deckt ein Bericht auf: Auch bei anderen ähnlichen Unternehmen griff das Virus um sich. Hat die Branche ein Problem?
In deutschen Schlachtbetrieben sind nach "Spiegel"-Informationen bislang mehr als 600 Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet worden. Meist hätten sich rumänische Werkvertragsarbeiter angesteckt, die oft in Gemeinschaftsunterkünften lebten, berichtete das Magazin am Freitag unter Berufung auf Behördeninformationen. Demnach wurden beim baden-württembergischen Produzenten Müller Fleisch in den vergangenen Wochen etwa 300 Infizierte registriert, beim Unternehmen Westfleisch in Nordrhein-Westfalen mehr als 200.
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"In den Betrieben darf weitergearbeitet werden, weil die Behörden davon ausgehen, die Lage mit den verfügten Quarantänemaßnahmen unter Kontrolle zu haben", schrieb der "Spiegel". Demnach dürfen Mehrbettzimmer nur von Partnern oder Familien bewohnt werden, die Fleischproduzenten verweisen auf verstärkte Hygiene in ihren Betrieben. Die Firma Vion allerdings habe ihren Schlachtbetrieb im schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt nach einem Corona-Ausbruch mit mehr als hundert Infizierten geschlossen. Am Freitagnachmittag gab Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) bekannt, dass auch der Betrieb der Firma Westfleisch in Coesfeld geschlossen wird.
Die SPD fordert Konsequenzen
Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Katja Mast sagte dem Magazin, die seit Mitte April geltenden Vorgaben des Arbeitsministeriums würden "nach allem, was ich weiß, in kaum einer Unterkunft" für Arbeitskräfte eingehalten.
Sie will künftig die Fleischproduzenten selbst statt Subunternehmen für die Wohnsituation haften lassen: "Das Geschäftsmodell mit den prekären Unterkünften für osteuropäische Arbeiter muss beendet werden", forderte die SPD-Politikerin.
- Nachrichtenagentur AFP