Megxit, Andrew und Corona Nichts als Ärger: Die Queen wird 94
London (dpa) - Farblich auffallende Kostüme, ein stets souveränes Auftreten und hin und wieder ein Ritt auf einem Pferd: Königin Elizabeth II. sieht man weder ihr Alter noch ihren Gemütszustand an.
Dabei musste sie sich vor ihrem 94. Geburtstag am Dienstag (21. April) mit großen Sorgen plagen. Bislang galt in ihrer 68-jährigen Regentschaft 1992 als das Annus horribilis (Schreckensjahr), wie sie es nannte.
Damals gingen die Ehen von drei ihrer vier Kindern in die Brüche und ihr geliebtes Schloss Windsor brannte. Was sich aber in jüngster Zeit im Umfeld der Queen abspielte, dürfte das noch toppen.
Wegen der CORONA-PANDEMIE musste sie sich mit Ehemann Prinz Philip (98) auf Schloss Windsor zurückziehen. Die Queen verzichtet auf die traditionellen Salutschüsse zum Geburtstag. Das sei in diesem Jahr nicht angemessen, ließ sie ausrichten. Auch die Militärparade "Trooping the Colour" wurde abgesagt.
Das Spektakel zum Geburtstag der Monarchin findet normalerweise im Juni statt, da im April oft das Wetter schlecht ist. Wie ernst die Queen die Bedrohung ihres Volkes durch das Virus nimmt, zeigte eine ihrer seltenen Reden an die Nation. Sie forderte darin die Briten zum Kampf gegen den Erreger auf: "Es werden wieder bessere Tage kommen ... Wir werden mit unseren Familien vereint sein. Wir werden uns wiedersehen."
Großbritannien könnte sich mit Blick auf die Todesrate zu dem am schlimmsten betroffenen Land in Europa werden, fürchten Experten. Zu den bereits Infizierten gehörte auch ihr ältester Sohn PRINZ CHARLES (71). Der ewige Thronfolger und Biobauer zeigte aber nur milde Symptome und kurierte sich auf seinem Landsitz in Schottland aus.
Um PRINZ PHILIP dürfte sich die Monarchin nicht nur wegen der Pandemie sorgen. Schon kurz vor Weihnachten musste der 98-Jährige ins Krankenhaus gebracht werden. Nach vier Nächten im Londoner King Edward VII's Hospital machte er sich pünktlich zu Heiligabend direkt auf den Weg zum Landsitz Sandringham. Dort feiert die Queen traditionell mit ihrer Familie Weihnachten.
Warum der Senior im Krankenhaus war, ist nicht bekannt. Britische Medien spekulierten, der Prinz habe lange an einem grippalen Infekt gelitten oder sei gestürzt. "Seine Königliche Hoheit möchte allen danken, die ihm gute Genesung gewünscht haben", teilte der Palast wortkarg mit.
Auch die jüngeren Royals bescherten der Queen wahrscheinlich schlaflose Nächte. Denn Enkel PRINZ HARRY (35) vollzog mit der Ex-Schauspielerin MEGHAN (38) zum 1. April den "Megxit" (Wortspiel zu Exit/Austritt aus dem Königshaus). Bereits im Januar hatte das Paar angekündigt, sich von seinen royalen Aufgaben teils zurückzuziehen und "finanziell unabhängig" werden zu wollen.
Später einigten sich die beiden mit dem Königshaus dann aber auf einen klaren Bruch. Sie unterstütze den Wunsch von Harry und Meghan, "ein neues Leben als junge Familie zu schaffen", teilte die Queen mit. Einen Stich dürfte ihr die Loslösung dennoch versetzt haben, zumal sie ihren bald einjährigen Urenkel Archie seit Monaten nicht gesehen haben soll. Das neue Zuhause der Familie ist Los Angeles, wo Meghan aufwuchs.
Die Queen hat noch ein Sorgenkind in ihrer Familie - vielleicht sogar ihr größtes. Ihr zweitältester Sohn PRINZ ANDREW (60) soll in den Missbrauchsskandal um den verstorbenen US-Multimillionär Jeffrey Epstein verwickelt sein und Sex mit einer Minderjährigen gehabt haben. Mit einem Interview hatte der Prinz die Vorwürfe entkräften wollen. Stattdessen redete er sich um Kopf und Kragen. US-Ermittler werfen ihm vor, nicht mit ihnen zu kooperieren.
Anfangs schien Elizabeth II. noch zu ihrem Sohn zu halten; beide strahlten sich etwa bei der gemeinsamen Fahrt zur Kirche an. Doch dann tauchte der Prinz quasi ab - bis kurz vor Ostern ein Bild veröffentlicht wurde, das ihn beim Einpacken von Geschenktüten für ein Hospiz zeigt.
Und dann noch der Streit um den BREXIT. Die Queen hält sich eigentlich mit politischen Äußerungen zurück. Doch angesichts der eskalierenden Streitereien sprach sie dann doch ein Machtwort - auf ihre Weise.
Sie rief in einer Rede zu mehr Respekt auf: "Wenn wir in der heutigen Zeit nach neuen Antworten suchen, bevorzuge ich die bewährten Rezepte wie: gut übereinander sprechen, verschiedene Sichtweisen respektieren, zusammenkommen, um Gemeinsamkeiten zu erkunden und niemals das große Ganze aus den Augen verlieren." Für britische Medien war klar: Das ist eine Anspielung auf das Hauen und Stechen im Parlament. Am 31. Januar trat Großbritannien aus der EU aus - mehr als dreieinhalb Jahre nach dem Brexit-Referendum.