Papst Benedikt gibt Interview "Ich bin ein alter Mann am Ende meines Lebens"
Vor sieben Jahren gab Benedikt XVI. sein Amt als Oberhaupt der katholischen Kirche auf. Den Vatikan hat er bis heute nicht verlassen – dabei sehnt er sich schon lange nach einem anderen Ort.
Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sieht seine Kräfte schwinden und sehnt sich mit 92 Jahren nach seiner Heimat Bayern. "Ich bin ein alter Mann am Ende meines Lebens", sagte er bei einem Besuch des Bayerischen Rundfunks und des "Münchner Merkur" an seinem Rückzugsort im Vatikan. "Früher hatt' ich ein großes Mundwerk; jetzt funktioniert es nimmer."
Er vermisse Bayern, wo er in Marktl am Inn geboren wurde und einen großen Teil seines Lebens verbrachte. "Ich bin im Herzen stets mit Bayern verbunden und empfehle unser Land am Abend immer dem Herrn."
"Im Herzen wandere ich einfach die Heimat ab"
Benedikt lebt seit seinem Rücktritt im Februar vor sieben Jahren zurückgezogen mit seinem Privatsekretär Georg Gänswein in einem Kloster im Vatikan. Inzwischen ist er zu schwach, um zu reisen. "Er sagt oft: Aber ich bin ja trotzdem in Bayern, im Herzen wandere ich einfach die Heimat ab", erzählte Gänswein. "Eine Wanderung, die unabhängig ist von seinen physischen Kräften und Einschränkungen."
Und dann gibt es auch so ein Stück Bayern in Rom. "Der Papa liebt besonders Süßspeisen aus seiner Heimat", sagte Gänswein. Am Anfang hätten die Nonnen, die sich um ihn kümmern, lernen müssen, auch bayerisch zu kochen. Am Hauseingang hängt laut dem Bayerischen Rundfunk ein Lebkuchenherz mit der Aufschrift "Dahoam is Dahoam".
Der "Papa emeritus" habe seinen Rücktritt nie bedauert, so Gänswein. "Der Rücktritt war eine lange, reichlich durchbetete und durchlittene Entscheidung, die er nie bereut hat. Der Papa ist mit sich völlig im Reinen." Am 28. Februar 2013 war Benedikt XVI. als erster Papst seit mehr als 700 Jahren freiwillig abgetreten. Papst Franziskus hatte am 13. März 2013 sein Amt übernommen.
- Nachrichtenagentur dpa