Räumung, Umleitung, Sperrung Bombenentschärfung: riesige Evakuierung in Frankfurt
Noch liegt der Blindgänger im Schatten der Europäischen Zentralbank, am Wochenende wollen Experten ihn entschärfen. Dazu müssen tausende Menschen ihre Wohnungen verlassen – für einige ist das schwierig.
Experten des Kampfmittelräumdienstes wollen an diesem Sonntag in Frankfurt eine 500 Kilogramm schwere Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärfen. Der US-Sprengkörper war vor rund zehn Tagen bei Bauarbeiten in der Nähe der Europäischen Zentralbank gefunden worden. Da die Bombe an ihrem Fundort aber stabil lag, musste sie nicht unmittelbar nach ihrer Entdeckung entschärft werden.
Nach Angaben des Regierungspräsidiums Darmstadt, bei dem der Kampfmittelräumdienst angesiedelt ist, habe die Bombe zwei mechanische Zünder an Kopf und Heck. Der Sprengstoffanteil sei mit 145 Kilogramm zwar etwas geringer als bei anderen Sprengbomben, dafür gebe es aber bei dieser Bombe mehr Splitter. Voraussichtlich soll die Bombe mit einer Wasserstrahl-Schneideanlage entschärft werden.
Zuvor muss jedoch sichergestellt sein, dass sich außer den Sprengstoffexperten niemand mehr in der Sperrzone aufhält, die für die Entschärfung eingerichtet wird. Dafür müssen rund 16.500 Menschen ihre Wohnungen im Frankfurter Ostend, aber auch in Teilen Sachsenhausens, verlassen. Bis acht Uhr soll das Gebiet evakuiert sein.
Auch Alte und Pflegebedürftige werden evakuiert
Vor allem die schwerst pflegebedürftigen Bewohner eines Pflegeheims in der Sperrzone sollen bereits am Samstag in anderen Heimen oder Krankenhäusern untergebracht werden. Auch drei Altenwohnanlagen liegen nach Angaben der Feuerwehr in dem von der Evakuierung betroffenen Gebiet.
Wer aufgrund von Krankheit oder anderen Einschränkungen nicht in der Lage sei, aus eigener Kraft den gesperrten Bereich zu verlassen, solle sich bis spätestens Freitagmittag über das Bürgertelefon der Feuerwehr melden. Auch online sei eine Transportanmeldung möglich, hieß es.
Die Bewohner sollen Medikamente mitnehmen
Die Feuerwehr riet allen von der Evakuierung Betroffenen, wichtige persönliche Dokumente wie Personalausweis, Führerschein oder medizinische Unterlagen mitzunehmen. Auch notwendige Medikamente sollten unbedingt eingepackt werden. Haustiere könnten dagegen in den Wohnungen bleiben. Dann solle aber auf jeden Fall sichergestellt werden, dass sie auch dann genug Futter und Wasser hätten, sollte sich die Rückkehr ihrer Besitzer verzögern.
Für alle, die nicht bei Freunden oder Verwandten außerhalb der Sperrzone unterkommen können, gibt es ab Sonntagmorgen eine Betreuungsstelle im Zoogesellschaftshaus. Der Zoo selbst, der unmittelbar an das Evakuierungsgebiet angrenzt, bleibt an dem Tag geschlossen. Auch Giraffen, Menschenaffen und Huftiere, deren Gehege am nächsten an der Zone liegen, sollen nach Angaben einer Zoosprecherin in den Tierhäusern bleiben.
Auch auf den Nah- und Fernverkehr der Bahn wird die Bombenentschärfung Auswirkungen haben. Dafür hat die Stadt veranlasst, dass diejenigen, die ihre Wohnungen für die Bombenentschärfung verlassen müssen, am Tag der Evakuierung freien Eintritt in die Städtischen Museen und in den Palmengarten erhalten.
In Frankfurt tauchen immer wieder Blindgänger auf
Die Frankfurter Feuerwehr hat mittlerweile reichlich Erfahrung im Umgang mit Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg. In den vergangenen Jahren gab es wiederholt Bombenentschärfungen, für die mehrere tausend Anwohner ihre Wohnungen verlassen mussten.
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Besonders aufwendig war im September 2017 die Evakuierung vor der Entschärfung einer 1,8 Tonnen schweren Bombe: Damals mussten rund 65.000 Frankfurter aus ihren Wohnungen, auch ein Kinderkrankenhaus mit Frühgeborenenstation musste geräumt werden. Für die größte Evakuierungsaktion seit dem Zweiten Weltkrieg waren mehrere tausend Polizisten, Feuerwehrleute und Helfer im Einsatz.
- Nachrichtenagentur dpa