Busunglück auf Madeira Deutsche Verletzte sollen Samstag zurückfliegen
Ein Ausflug zum Abendessen in der Inselhauptstadt Funchal wird für eine Gruppe deutscher Urlauber zur Fahrt in den Tod. In Portugal herrscht Staatstrauer. Wichtige Fragen sind noch offen.
Nach der Buskatastrophe auf Madeira mit 29 Toten sollen die meisten der überlebenden deutschen Urlauber an diesem Samstag zurück in die Heimat gebracht werden. Das bestätigte Portugals Präsident Marcelo Rebelo de Sousa nach einem Besuch im Krankenhaus Dr. Nélio Mendonça in der Inselhauptstadt Funchal. Die Ursache des Busunglücks auf der Ferieninsel war auch am Karfreitag weiter ungeklärt. Insgesamt wurden zwei Tage nach dem Unfall noch 16 der 28 Verletzten im Krankenhaus von Funchal behandelt.
Davon waren 14 Deutsche sowie der Fahrer und die Reiseleiterin, beides Portugiesen. Die besuchten Patienten hätten große Anerkennung und Dankbarkeit für die Helfer zum Ausdruck gebracht, zitierten portugiesische Medien Sousa. Vom Auswärtigen Amt hieß es zuvor, ein Flugzeug der Bundeswehr stehe für die Rückkehr der Verletzten bereit. Das Krankenhaus empfahl aber, die Verletzten nicht schon am Freitag auszufliegen, wie Miguel Reis von der Klinikleitung sagte.
Überlebende und ihre Angehörigen nahmen am Karfreitag in Funchal an einem Gedenkgottesdienst teil. Zu der Trauerfeier hatte die Pfarrerin der Deutschsprachigen Evangelischen Kirche auf der Atlantikinsel, Ilse Everlien Berardo, in der Kirche Igreja Presbiteriana eingeladen.
"Wir sind dankbar für alle tröstlichen Worte."
Einige der Gäste hätten deutliche Verletzungen am Körper und im Gesicht gehabt, berichtete die Zeitung "Correio da Manhã" am frühen Abend. Die 45-minütige Veranstaltung, an der auch Portugals Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa teilnahm, fand hinter verschlossenen Türen statt. "Portugal trauert, Deutschland trauert, und die Solidarität kommt aus dem Herzen beider Nationen, und nicht nur dieser beiden Nationen", sagte Berardo vor Beginn der Trauerfeier. "Wir sind dankbar für alle tröstlichen Worte."
In ganz Portugal galt derweil eine dreitägige Staatstrauer. Der Reisebus mit Dutzenden deutschen Urlaubern war am frühen Mittwochabend in dem Ort Caniço von der Straße abgekommen, hatte sich überschlagen und war einen Abhang hinunter auf ein Haus gestürzt. Als Ursache gilt ein Bremsversagen als wahrscheinlich, offizielle Ermittlungsergebnisse gab es aber noch nicht. Die Gruppe wollte zu einem typisch madeirischen Abendessen ins nahe gelegene Funchal und hatte gerade erst das Hotel verlassen, als der Unfall geschah.
Warum wurde der Bus immer schneller?
Der Bus soll immer schneller geworden sein, während der Fahrer verzweifelt versucht habe, das Fahrzeug zum Halten zu bringen – so hatten es Augenzeugen im portugiesischen Fernsehen geschildert.
Der Busfahrer, der das Unglück schwer verletzt überlebte, konnte portugiesischen Medienberichten zufolge zunächst nicht vernommen werden. Angehörige der überwiegend deutschen Opfer reisten nach Angaben des Reiseveranstalters Trendtours auf die Insel, wo der Bus am Mittwoch einen Abhang hinunter auf ein Haus gestürzt war.
Der Reiseveranstalter bezeichnete die Busfirma als seriösen und verlässlichen Partner. "Laut den uns vorliegenden Informationen war der sechs Jahre alte Bus Ende Januar 2019 zur Inspektion und hat im Rahmen dieser Inspektion eine gültige Zulassung bis Februar 2020 erhalten", ließ Trendtours auf dpa-Anfrage mitteilen. 51 Fahrgäste waren Trendtours-Touristen.
Reiseveranstalter bereitet Rückreise der Fahrgäste vor
Keiner der 16 Verletzten im Krankenhaus sei in Lebensgefahr, zwei Patienten lägen aber weiter auf der Intensivstation, zitierte die Online-Zeitung "Observador" die Direktion der Klinik.
Leichtverletzte könnten umgehend die Heimreise antreten, erklärte Trendtours: "Wir haben für unsere Gäste ausreichend Flugkontingente organisiert, so dass jeder auf eigenen Wunsch nach Hause reisen kann." Erste Angehörige seien auf dem Weg nach Madeira und würden dort von den Fachkräften in Empfang genommen und unterstützt.
Fast alle Passagiere seien bei dem Unfall aus dem Bus herausgeschleudert worden, zitierten Medien den Koordinator der medizinischen Notfalldienste, António Coelho. "Nur fünf Menschen, darunter der Fahrer, waren beim Eintreffen der Rettungsteams im Bus. Alle anderen befanden sich außerhalb." Wahrscheinlich hätten sie keine Sicherheitsgurte angelegt, meinte Coelho.
Große Mehrzahl der Opfer sind wohl Deutsche
Ursprünglich waren 28 Verletzte in das Krankenhaus gebracht worden, "26 mit deutscher Nationalität", erklärte die Klinik. Ein Patient starb später. Etliche andere wurden mittlerweile entlassen.
Auch am Freitag gab es zunächst keine offizielle Bestätigung der Bundesregierung, ob die Todesopfer – nach portugiesischen Berichten 11 Männer und 18 Frauen – ausschließlich Deutsche waren. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind wahrscheinlich 27 der 29 Toten deutsche Staatsangehörige. Portugiesische Medien meldeten, auch zwei Einheimische könnten ums Leben gekommen sein.
- Busunglück auf Madeira: Überlebender vermutet Bremsversagen
- Pfarrerin auf Madeira berichtet: "Sie haben die schrecklichen Bilder vor Augen"
Außenminister Heiko Maas (SPD) war am Gründonnerstag auf die portugiesische Atlantikinsel gereist und hatte an der Unglücksstelle einen Kranz niedergelegt. Er traf mit seinem Amtskollegen Augusto Santos Silva zusammen und dankte den Rettern. Präsident Sousa gedachte am Freitag auf der Atlantikinsel der 29 Toten des Busunglücks. Am Unfallort in Caniço legte er einen großen Kranz mit pfirsichfarbenen Rosen sowie einer großen rot-grünen Schleife nieder und hielt eine Schweigeminute für die Opfer ab.
- Nachrichtenagentur dpa