"Schlimmster Tag in meinem Leben" Lkw-Fahrer fuhr Klimaaktivisten an – nun steht er vor Gericht
Ein Lkw-Fahrer fährt im Sommer einen Aktivisten der "Letzten Generation" an. Er verliert seinen Job und Führerschein. Heute beginnt der Prozess.
Der Prozess gegen den Lkw-Fahrer, der im Juli einen Klimaaktivisten der "Letzten Generation" über mehrere Meter mit seinem Lastwagen mitgeschleift haben soll, läuft seit dem heutigen Dienstagmorgen in Stralsund.
Der Mann soll am 12. Juli am Heinrich-Heine-Ring in Stralsund zwei Aktivisten gewaltsam von der Straße gezerrt haben, wie das Amtsgericht Stralsund schreibt. Anschließend soll er mit seinem Lkw losgefahren sein, obwohl der Aktivist Lukas Meyer noch vor dem Fahrzeug saß.
Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung
Der Student aus Greifswald wurde über mehrere Meter von dem Fahrzeug mitgeschleift, bevor der Fahrer den Lastwagen wieder anhielt.
Dem angeklagten Fahrer wird ein vorsätzlicher gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, versuchte Nötigung und versuchte gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt.
Lkw-Fahrer: Sollte Gase für medizinische Operation liefern
Der damals 41-Jährige hatte bereits kurz nach dem Vorfall einen Strafbefehl erhalten, mit dem ein Jahr Führerscheinentzug und 5.400 Euro Geldstrafe einhergingen. Das Speditionsunternehmen, für das er arbeitete, kündigte dem Mann. Er beschrieb den 12. Juli damals als den "bisher schlimmsten Tag in meinem Leben".
Er habe an dem Tag "Gase für medizinische Operationen" transportieren müssen – und das unter hohem Zeitdruck. Die Ärzte, die auf die Narkosemittel für ihre Behandlungen noch am selben Tag gebraucht hätten, hätten ihn während der Fahrt wiederholt angerufen, das habe eine Stresssituation bei ihm ausgelöst.
Klimaaktivist drückt Mitgefühl für Lkw-Fahrer aus
Er habe nicht gesehen, dass der Klimaaktivist sich wieder vor den Lkw gesetzt hatte. Zuvor habe er noch versucht, die Blockade zu verhindern.
Im Anschluss starteten Kritiker der "Letzten Generation" eine Spendenaktion, um für den Unterhalt des Lkw-Fahrers aufzukommen. Er habe eine "gute fünfstellige Summe" erhalten, erklärte er damals. Er habe auch Job-Angebot erhalten – die er aber erst annehmen könne, wenn er wieder einen Führerschein hat.
Auch Lukas Meyer, der Klimaaktivist, der angefahren wurde, drückte im t-online-Interview seine Empathie mit dem Fahrer aus: "Ich habe Mitgefühl mit dem Lkw-Fahrer. Weil er unglaublich viel in seinem Leben verloren hat dadurch."
- mv.justiz.de: "In der Strafsache gegen einen LKW-Fahrer" vom 16. November 2023
- Eigene Recherche