Kinder überleben 40 Tage im Dschungel Kolumbien feiert Nationalhelden – doch er bleibt vermisst
Es gleicht einem Wunder: 40 Tage lang irrten vier Kinder durch den Dschungel, nun sind sie wieder da. Seinen Helden hat das Land bereits gefunden – doch von ihm fehlt jede Spur.
Die Gefahren im kolumbianischen Regenwald sind groß: Schlangen, Jaguare, Pumas leben dort, außerdem sind bewaffnete Drogenbanden aktiv. Und dann sind da noch die Dissidenten der Guerillaorganisation Farc. Doch 40 Tage nach Absturz eines Flugzeugs in einem unzugänglichen Teil des Amazonas ist das Wunder geschehen: Die überlebenden vier Kinder sind gerettet – darunter ein kleines Mädchen, das erst im Dschungel seinen ersten Geburtstag feierte.
Wie gering die Behörden die Chancen, die Kinder wohlbehalten zu finden, einschätzten, zeigen auch die drei möglichen Theorien, welche man als Grundlage für die Suche nahm: Entweder waren sie bereits tot, in der Gewalt einer Farc-Splittergruppe – oder sie waren am Leben, allein und verloren im Regenwald, erklärte Pedro Sánchez, Kommandeur der mit der Suche beauftragten Spezialeinheit. Am Ende glückte die "Operation Hoffnung" – und zu verdanken ist das wohl einem Hund. Doch nun gilt auch dieser als verschwunden.
Am 1. Mai war das Kleinflugzeug vom Typ Cessna 206 mit den vier Kindern an Bord in Araracuara im Südosten Kolumbiens gestartet. Mit im Flieger saßen der Pilot, ein indigener Anführer sowie die Mutter der Kinder – alle drei kamen ums Leben. Ihr Ziel war San José Del Guaviare, doch im Department Caquetá im Süden des Landes stürzte die Maschine ab. Laut einem vorläufigen Bericht der Luftfahrtbehörde habe der Pilot vor dem Absturz per Funk über Motorprobleme berichtet.
Unmittelbar nach dem Absturz begann die Suche nach den Kindern, der Fund von Schuhen und Windeln waren ein Hinweis darauf, dass sie überlebt haben könnten. Noch vor ein paar Tagen wurden zerbrochene Äste und geöffnete Lebensmittelpakete sowie ein Fußabdruck gefunden – was die Hoffnung des Suchtrupps steigerte, die Kinder lebend zu finden.
Wurden die Kinder von einem Hund begleitet?
Entscheidend für den Erfolg der Suche waren der Fund von Fußspuren eines der Kinder und die Pfotenabdrücke eines Hundes, wie "BBC News Mundo" berichtet. Einem der Einsatzleiter zufolge gehörten sie zu Wilson, einem der drei Hunde, die zu dem Suchtrupp gehörten. Der Vierbeiner war allerdings einige Tage zuvor verschwunden. "Wir glauben, dass der kleine Hund sie gefunden und sie begleitet hat", sagte Lucho Acosta, der Koordinator der Guardia Indígena.
Mitglieder der Gruppe seien ihm laut Medienberichten während der Suche begegnet, doch niemand habe ihn einfangen können. Jetzt sind die Kinder wieder da – doch Wilson irrt weiterhin durch den Dschungel. Der neue Vermisstenfall schlägt in den sozialen Netzwerken hohe Wellen, auf Twitter mehren sich die Appelle, die Suche nach Wilson fortzusetzen.
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"Wilson war der Schlüssel zum genauen Aufenthaltsort der vier Kinder, jetzt müssen wir zurück in den Dschungel, um ihn zu finden. Vergessen Sie bitte den Hund nicht, Herr Präsident", heißt es etwa in einem Tweet. Gustavo Petro ist Kolumbiens Präsident, er bestätigte zuvor, dass die Kinder auf einen Hund, womöglich Wilson, gestoßen seien.
Auch Senatorin Esmeralda Hernández rief die Behörden dazu auf, die Suche nach dem Vierbeiner fortzusetzen. "Tiere sind immer Helden – wir lieben dich, Wilson!", postete sie auf ihrem Account. Auf dem Kurznachrichtendienst lassen sich viele Beiträge dieser Art finden, oft wird Wilson als "héroe nacional" bezeichnet – als Nationalheld.
Ob und wie nun mit dem neuen Vermisstenfall umgegangen wird, ist bislang nicht bekannt. Laut der kolumbianischen Zeitung "El Colombiano" hofften die Behörden allerdings, dass man die Suche nach Wilson bald fortsetzen könne.
- bbc.com: "Niños perdidos en la selva de Colombia: cómo fue el "Operativo Esperanza" con el que se logró encontrar con vida a los 4 menores desaparecidos en el Guaviare" (spanisch)
- elespectador.com: "¿Seguirán buscando a Wilson, el perro perdido en la selva? El llamado en redes" (spanisch)
- elcolombiano.com: "¿Y Wilson? No han encontrado al perro rescatista que ayudó a buscar en la selva a los niños indígenas" (spanisch)
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