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Umstrittener Kardinal George Pell nach OP mit 81 Jahren gestorben


Nach Hüftoperation
Umstrittener Kardinal George Pell mit 81 Jahren gestorben

Von t-online, dpa, cc

Aktualisiert am 11.01.2023Lesedauer: 3 Min.
Kardinal George Pell: Der frühere Finanzchef des Vatikans besaß trotz der schweren Missbrauchsvorwürfe gegen ihn großen Einfluss in der katholischen Kurie.Vergrößern des Bildes
Kardinal George Pell: Der frühere Finanzchef des Vatikans hatte trotz der schweren Missbrauchsvorwürfe gegen ihn großen Einfluss in der Kurie. (Quelle: Giuseppe Lami via www.imago-images.de)
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Einer der umstrittensten katholischen Kleriker ist tot. Der australische Kardinal George Pell starb infolge einer Hüftoperation.

Der australische Kardinal George Pell ist tot. Pell sei in Rom gestorben, teilte der Erzbischof von Sydney, Anthony Fisher, in der Nacht auf Mittwoch auf seiner Facebook-Seite mit. Der Kardinal wurde 81 Jahre alt. Das Erzbistum bestätigte der Deutschen Presse-Agentur die Authentizität der Mitteilung.

Er habe Pell in der vergangenen Woche noch bei der Trauerfeier für den emeritierten Papst Benedikt XVI. getroffen, schrieb Fisher in einer Mitteilung. "Der Kardinal und ich wussten nicht, dass dies das letzte Mal sein würde, dass wir uns in diesem Leben treffen."

Nach Auskunft des Erzbischofs von Melbourne, Peter Comensoli, soll sich der Kardinal kürzlich einer Operation an der Hüfte unterzogen haben. Demnach kam es im Zusammenhang mit dem Eingriff bei Pell zu Herzproblemen, denen der 81-Jährige schließlich erlag.

Freispruch löste Welle der Empörung aus

Pell war eine der umstrittensten Figuren der katholischen Kirche. Von 2014 bis 2019 war der einflussreiche Kleriker Finanzchef des Vatikans und einer der Vertrauten von Papst Franziskus. Zu jener Zeit musste Pell sich in Australien allerdings einem Missbrauchsprozess stellen, weil er in den Neunzigerjahren zwei Jungen sexuell missbraucht haben soll. Der Prozess sorgte weltweit für Aufsehen, da Pell der bislang höchste katholische Geistliche war, der wegen Vorwürfen sexueller Gewalt vor Gericht stand. 2019 wurde er von einer Jury einstimmig zu sechs Jahren Haft verurteilt und wanderte zunächst ins Gefängnis. Dort blieb er allerdings nur 405 Tage.

Im April 2020 sprach ihn der Oberste Gerichtshof Australiens überraschend frei. Grund dafür war ein juristischer Formfehler einer früheren Instanz, bei der Pell Berufung gegen das ursprüngliche Urteil eingelegt hatte. Der Freispruch des Kardinals rief eine Welle der Empörung unter den Opfern hervor. Pell war wieder ein freier Mann – und kehrte wenige Monate nach seiner Freilassung, mitten in der Corona-Pandemie und trotz Reisebeschränkungen – in den Vatikan zurück.

Australiens Premierminister spricht Trauernden sein Beileid aus

"Für viele Menschen, besonders katholischen Glaubens, wird das ein schwieriger Tag", sagte Australiens Premierminister Anthony Albanese am Mittwochmorgen im Bundesstaat Queensland. Er sprach allen Trauernden sein Beileid aus und kündigte an, dass der Leichnam des Kardinals nach der Trauerfeier im Vatikan zurück nach Australien gebracht werde. Dort solle er in der St. Mary's-Kathedrale in Sydney beerdigt werden. Albanese, der selbst Katholik ist, gab zunächst keine Auskunft darüber, ob er an der Beerdigung teilnehmen wird.

Als kirchlicher und kultureller Konservativer habe Pell sowohl Lob, als auch Kritik auf sich gezogen, sagte der frühere australische Premierminister Tony Abbott. Tatsächlich sei der Kardinal aber sehr fürsorglich gewesen, habe die Fehler der Menschen verstanden und sei "mehr als fähig" gewesen, sich in Sünder einzufühlen und sie zu beraten. Der australische Oppositionsführer und Vorsitzende der Liberalen in Australien, Peter Dutton, bezeichnete die Missbrauchsvorwürfe gegen Pell und dessen Inhaftierung als "politische Verfolgung".

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Nachfolger: "Für alle ein großer Schock"

Papst Franziskus nannte Pell im Dezember einen großartigen Menschen, dem man viel schulde. Pells Nachfolger im Erzbistum Sydney schrieb am Mittwoch, die Nachricht vom Tode des Kardinals sei "für alle ein großer Schock". Vielen anderen, vor allem abseits der katholischen Kirche, dürfte vor allem der tiefe Fall des Kardinals im Gedächtnis bleiben.

Der ehemalige Vorsitzende der Wahrheitskommission der katholischen Kirche in Australien, Francis Sullivan, sagte dem Sender ABC, es gebe eine Spaltung innerhalb der Kirche. Dafür seien viele der Erzbischöfe und auch Kardinal Pell verantwortlich.

Geboren wurde Pell am 8. Juni 1941 im australischen Ballarat. Im Jahr 1966 wurde er zum Priester geweiht, 1987 zum Weihbischof der Erzdiözese Melbourne gewählt. In dem Jahr erhielt er auch die Bischofsweihe. Von 2001 bis 2014 war er Erzbischof von Sydney. Schon damals war Pell mit Missbrauchsvorwürfen konfrontiert – 2002 ließ er sein Amt als Erzbischof von Sydney vorübergehend ruhen, die Vorwürfe aber wies er zurück. Obwohl sich Anschuldigungen gegen Pell hielten, machte er in der katholischen Kirche Karriere. Er wurde später zum Vertrauten von Papst Franziskus, der ihn 2014 zum Präfekten des Wirtschaftssekretariats ernannte, um die Finanzen des Vatikans zu sanieren.

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