Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gläubige trauern auf dem Petersplatz "Der einzig wahre Kaiser der Welt"

Am frühen Ostermorgen ist Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren gestorben. In Rom strömen die Menschen seit dem Vormittag zum Petersplatz.
Noch am Sonntag hatte sich der 88-jährige Papst Franziskus für den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis) auf der Loggia des Petersdoms gezeigt. Es war ihm wichtig, dieses höchste Fest seiner Kirche zu begehen und das weltberühmte Gebet selbst zu sprechen. Doch Gläubigen, die ihm dabei zusahen, wurde schon da klar: Dem Papst geht es nicht gut. Seine Stimme war von den Strapazen der letzten Wochen noch immer stark geschwächt, die Worte des Segens bereiteten ihm sichtlich viel Mühe. Doch dann ging alles sehr schnell. Nur wenige Stunden später verbreitet sich die Nachricht vom Papst-Tod auf dem Petersplatz, im Vatikan und von da um die ganze Welt.
Victor und seine Frau sind über die Ostertage in Rom. Am Ostersonntag waren sie auf dem Petersplatz und haben Franziskus live gesehen, als er nach dem "Urbi et Orbi" im Papamobil über den Petersplatz gefahren ist. "Ich war sehr besorgt, als ich ihn sah", sagt der 73-jährige US-Amerikaner. "Man sah, dass er nicht mehr er selbst war, dieser temperamentvolle Mann, als den wir ihn kannten." Er und seine Frau, die von den Philippinen stammt, haben im Gesundheitswesen gearbeitet, erzählt Victor weiter. "Es ist schlimm, aber ich sagte gestern: 'Ich glaube wirklich nicht, dass er es schaffen wird.'"
Fünfwöchiger Krankenhaus-Aufenthalt
Erst am 23. März war Franziskus nach fünfwöchigem Aufenthalt aus dem Gemelli-Krankenhaus in Rom entlassen worden. Wegen eines andauernden Atemwegsinfektes eingeliefert, wurde nur wenig später festgestellt: Der Papst hat eine beidseitige Lungenentzündung. Erschwerend kam hinzu, dass Franziskus in jungen Jahren ein Teil des rechten Lungenflügels entfernt werden musste.
Schon während der Zeit im Krankenhaus sah es zeitweise sehr schlecht aus. Die Ärzte der Gemelli-Klinik erklärten nach seiner Entlassung, Franziskus sei zweimal im Zuge schwerer Atemnotanfälle am Rande des Todes gewesen. Der Chef des Ärzteteams, Sergio Alfieri, sprach von einem Wunder, als der Papst in den vergangenen Tagen immer wieder in der Öffentlichkeit aufgetreten war. Die Ärzte hatten ihm eigentlich zu zwei Monaten absoluter Schonung geraten.
Die Gläubigen strömen auf den Petersplatz,
Am Montag strömen die Gläubigen auf den Petersplatz, viele halten inne und beten, am Abend ist für 19.30 Uhr ein gemeinsames Rosenkranzgebet für Franziskus geplant. Die Trauernden kommen und gehen, sodass sich bis zum Nachmittag keine große Masse bildet und viele bis auf den Platz vorkommen. Die Taxifahrer wollen hingegen mittags schon nicht mehr in Richtung Petersplatz fahren – aus Angst vor einem Verkehrschaos, das sie für den Rest des Tages dort festhalten würde.
Die Freundinnen Maura Ruggiero und Carmina Verrengia, beide 63 Jahre alt, hatten ohnehin geplant, zum Ostermontag ihren üblichen Spaziergang durch die Stadt zu machen. Der Petersplatz ist seit Jahren ein fester Bestandteil davon und so ist es kein Zufall, dass sie an diesem Montagmittag hier stehen. "Wir haben gegen 11 Uhr vom Tod des Papstes erfahren", sagt Ruggiero. "Unsere Kinder riefen uns an, sie hatten es über die Medien mitbekommen."
Für Carmina Verrengia war Franziskus ein "großartiger Papst, vor allem schon wegen der Wahl seines Namens. Seine Entscheidung, für Armut und Einfachheit zu stehen und statt im Apostolischen Palast in San Marta zu leben, macht ihn zu etwas ganz Besonderem." Er habe sich so lebhaft für die Menschen am Rande der Gesellschaft in verschiedener Hinsicht eingesetzt. "Er war also ein etwas revolutionärer Papst, wie der heilige Franziskus und wie Jesus Christus, der meiner Meinung nach der größte Revolutionär ist." Für die Frau aus Latina, einer kleinen Stadt in der Nähe von Rom, ist und bleibt Franziskus ein Vorbild, "für viele Priester und für viele Christen."
Franziskus suchte den Frieden auf der Welt
Den Wunsch nach einer Kontinuität äußern viele Menschen an diesem Tag in Rom. "Der nächste Papst sollte einer sein, der ein wenig an der Botschaft der früheren Päpste festhält, insbesondere an der von Franziskus", sagt Carmina Verrengia. Vor allem die Einfachheit und das Bewusstsein für die Zurückgelassenen in der Gesellschaft wünscht sie sich auch von dem nächsten Papst.
Maura Ruggiero fügt den Ausführungen ihrer Freundin noch hinzu, dass sie auch aus politischer Sicht eine Kontinuität für wichtig hält. "Es gibt heute Persönlichkeiten, die sich wie Imperatoren aufspielen", sagt die 63-jährige Römerin. "Ich denke, dass der einzige wahre Kaiser der Welt der Papst ist, denn der Papst hat wirklich die Möglichkeit, auf die Menschen in der ganzen Welt Einfluss zu nehmen." Insbesondere Papst Franziskus sei ein Anführer aller gewesen, weil er den Frieden suchte. "Damit war er auch ein großer Staatsmann, ein Kaiser des Friedens." Sie hoffe, dass der nächste Papst vor allem diesen Weg weitergehe.
- Reporterin vor Ort