Katastrophenschutz Erdbeben, Tsunami: Griechenland übt den Ernstfall
Die Mittelmeer-Anrainer sind Erdbeben gewöhnt - doch wie reagiert der Staat, wenn es zum großen Wumms kommt? Das wollen die Griechen mit einer umfassenden Übung auf der Insel Kreta testen.
Das Szenario: Ein starkes Erdbeben der Stärke 6,4 erschüttert die Stadt Chania auf der Insel Kreta, binnen 24 Stunden folgt ein weiteres der Stärke 7,3 in der Stadt Heraklion. Wohnhäuser und Schulen stürzen ein, in der Samaria-Schlucht kommt es zu Erdrutschen, Touristen sitzen fest. Der Tunnel wird geschlossen, Menschen sind in ihren Autos eingeschlossen, es folgt ein Tsunami.
Diese katastrophale Situation zu meistern, gehört zu der großangelegten Übung "Minos", mit der die griechischen Behörden am Montag und Dienstag auf Kreta den Ernstfall proben wollen, wie das Ministerium für Katastrophenschutz mitteilte.
Es gehe vor allem darum, Behörden, Rettern und Helfern, Polizei, Katastrophenschutz und allen anderen Beteiligten vor die größten Herausforderungen zu stellen, sagte Kostas Synolakis, Professor für Naturkatastrophen und Koordinator des Stresstests, in griechischen Medien. "Die Idee ist, dass die Übung scheitern muss, denn es geht darum, herauszufinden, wo der Staatsapparat nicht reagieren kann. Es geht darum, Lücken und Schwächen zu identifizieren."
Beim Szenario eines eingestürzten Schulgebäudes etwa: Wer rettet die Kinder, wer transportiert sie ins Krankenhaus, haben die Verletzten Vorrang bei der Behandlung, und wer informiert die Eltern? Bereits in der Vorbereitung seien die Verantwortlichen auf etliche Abstimmungslücken gestoßen, die es zu schließen gelte, berichteten griechische Medien.
Das Szenario wurde gut sechs Monate lang vorbereitet, um so real wie möglich zu sein - auch die Bürger sind eingebunden, sie erhalten Warn-SMS-Nachrichten, wie es sie in Griechenland seit mehreren Jahren gibt. Allerdings sind die Nachrichten mit dem Hinweis "Übung" versehen. Dennoch nehmen die meisten Menschen die Warn-SMS sehr ernst - denn auf Kreta bebt die Erde immer wieder.
- Nachrichtenagentur dpa