Nach Viagra-Enthüllung Brasilianische Armee soll auch Penis-Prothesen bestellt haben
In Brasilien sind Medikamente und medizinische Produkte oft ein knappes Gut. Da sorgen ungewöhnliche Bestellungen des Militärs für Ärger. Medizinische Erklärungen überzeugen die Kritiker nicht.
Die brasilianische Armee soll neben Tausenden Dosen Potenzmitteln auch Dutzende Penis-Implantate bestellt haben. Der Kongressabgeordnete Elias Vaz erklärte am Dienstag, das Verteidigungsministerium habe "den Kauf von 60 Penis-Prothesen bewilligt". Vaz sprach von Kosten in Höhe von umgerechnet insgesamt mehr als 645.000 Euro und forderte eine Erklärung von der Regierung des rechtsradikalen Präsidenten Jair Bolsonaro.
"Unsere Frage lautet: Warum gibt die Bolsonaro-Regierung öffentliche Gelder für diese Prothesen aus?", hieß es in einer Mitteilung des Abgeordneten. Während die brasilianische Bevölkerung Probleme habe, an Medikamente zu kommen, werde eine kleine "Gruppe mit teuren Prothesen behandelt".
"Unsere Krankenhäuser haben nicht genug Medikamente"
Das Verteidigungsministerium reagierte zunächst nicht auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zu Vaz' Angaben. Der Abgeordnete hatte zuvor bereits eine Bestellung von 35.000 Pillen gegen Erektionsstörungen für die brasilianischen Streitkräfte öffentlich gemacht.
Vaz hatte seine Informationen nach eigenen Angaben vom Transparenzportal der brasilianischen Regierung erhalten, das auf Anfrage den Zugang zu Daten über öffentliche Ausgaben ermöglicht. "Unsere Krankenhäuser haben nicht genug Medikamente, und Bolsonaro und seine Leute verwenden öffentliche Gelder, um die kleine blaue Pille zu kaufen", sagte der Oppositionsabgeordnete am Montag in Anspielung auf das bekannteste Potenzmittel Viagra.
Spott trotz medizinischer Erklärung
Vaz zufolge wird Viagra in den Regierungsdokumenten aber nicht namentlich erwähnt. Stattdessen sei vom Kauf Tausender Tabletten mit "Sildenafil" die Rede, dem in Viagra enthaltenen Wirkstoff. Der linke Abgeordnete kündigte an, den Fall der Staatsanwaltschaft zu übergeben.
Das Verteidigungsministerium erklärte, die Pillen seien in Wahrheit "zur Behandlung von Patienten mit pulmonaler arterieller Hypertonie" – auch Lungenhochdruck genannt – bestimmt. Sildenafil bewirkt auch eine Erweiterung verengter Lungenarterien.
Den Spott der Internetnutzer konnte die offizielle Erklärung nicht verhindern. Auf Twitter verbreiteten sich rasch Karikaturen, die Panzer mit herabhängenden Kanonen zeigten. "Einige sagen, diese Pillen sollen den Streitkräften helfen, die Demokratie noch mehr zu f***en", schrieb die Satire-Seite Sensacionalista.
- Nachrichtenagentur AFP