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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Falsche Rechnung für zwei Feuerwehrautos Stadt überweist Betrügern 400.000 Euro

Eine Stadt in Nordrhein-Westfalen ist professionellen Betrügern auf den Leim gegangen. Drei Prüfstellen konnten dies nicht verhindern.
Die Stadt Dülmen im Kreis Coesfeld hat Betrügern 404.600 Euro überwiesen – im Glauben, eine Rechnung für zwei neu bestellte Feuerwehrautos zu begleichen. "Ich war geschockt", sagte jetzt Dülmens Bürgermeister Carsten Hövekamp (CDU) dem WDR. "Ich hätte nicht gedacht, dass uns das passieren kann."
Der Fall wurde diese Woche bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik der Kreispolizeibehörde bekannt. Die fragliche Überweisung tätigte die Stadt bereits im Februar 2024.
Wie die "Dülmener Zeitung" berichtete, hatte Dülmen zuvor tatsächlich zwei Feuerwehrautos geordert. Die Betrüger müssen das mitbekommen haben – sie klinkten sich in die Kommunikation zwischen Stadt und Hersteller ein. Dann schickten sie der Stadt, die ja wirklich auf Rechnungen für die Feuerwehrautos wartete, manipulierte Mails und leiteten das empfangene Geld über unterschiedliche Konten im In- und Ausland weiter.
Obwohl das Vier-Augen-Prinzip eingehalten wurde und es in dem Fall sogar drei Prüfstellen gab, sei der Schwindel nicht bemerkt und das Geld überwiesen worden, teilte die Kommune mit.
Betrugsmasche "am oberen Ende der Skala"
Polizeisprecher Moritz Bredekamp erklärt t-online: "Bei der Masche geht es darum, die direkte Kommunikation zu unterbrechen, sodass beide Seiten davon ausgehen, weiter mit dem echten Gegenüber in Kontakt zu stehen." Auf der Skala der Betrugsmaschen – vom Enkeltrick über falsche Polizeibeamte – stehe diese "am oberen Ende", so der Polizeisprecher weiter. Die Betrüger seien mit großem Aufwand vorgegangen. Ihnen sei es gelungen, sowohl bei der Stadt als auch beim Hersteller der Feuerwehrautos die Kommunikation zu manipulieren.
Der Betrug fiel erst auf, als der Hersteller eine Mahnung schickte. Über diese wunderte sich die Stadt, erklärte Bürgermeister Hövekamp, "weil wir ja eine Zahlung geleistet hatten".
Polizei hat Verdächtige im Visier – aber das Geld ist erst einmal weg
Seither ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft. Die Spur führte zu einer mutmaßlichen Geldwäschebande im Ausland. Es gibt zwei konkrete Verdächtige, die allerdings noch nicht festgenommen werden konnten.
Mit ihnen bleiben auch die 400.000 Euro verschwunden. Dülmens Stadtsprecher André Siemes sagte der "Bild"-Zeitung: "Wir haben versucht, das Geld zurückzuholen – leider vergeblich." Den Schaden teilen sich nun die Stadt und der Hersteller der Feuerwehrautos.
Jahr für Jahr Millionenschäden
Polizeisprecher Bredekamp mahnt: Derartige Betrugsmaschen seien kein Einzelfall. Namhafte Unternehmen bis hin zu Global Playern ließen sich davon täuschen. Allein in Nordrhein-Westfalen entstünden so Jahr für Jahr Millionenschäden. Er rät allen, immer kritisch zu bleiben. Insbesondere wenn sich plötzlich Mailadressen, Telefonnummern oder sonstige Kontaktdaten von Geschäftspartnern ändern würden, sei das ein Alarmsignal.
Die Stadt Dülmen hat als Lehre aus dem Betrug ihre Sicherheitsprozesse nachgeschärft. Die IT sei aufgerüstet worden, sagte Bürgermeister Hövekamp dem WDR. Außerdem seien Mitarbeiter bei Nachschulungen sensibilisiert worden: "Gerade bei Mails von extern weisen wir nochmal daraufhin, besonders vorsichtig zu sein."
- Telefonat mit einem Sprecher der Polizei Coesfeld
- wdr.de: "400.000 Euro weg: Stadt Dülmen wird Opfer von Betrügern"
- dzonline.de: "Stadt Dülmen überweist Betrügern über 400.000 Euro"
- bild.de: "Stadt überweist 400.000 Euro an Betrüger"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa