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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Offenbar Nachbarschaftsstreit Bienenbüttel: Jäger erschoss wohl Nachbar-Ehepaar und sich selbst
Großeinsatz der Polizei in Niedersachsen: In Bienenbüttel wurden am Freitag auf benachbarten Grundstücken mehrere Tote gefunden. Es soll einen Streit unter Nachbarn gegeben haben.
Auf benachbarten Wohngrundstücken im niedersächsischen Bienenbüttel sind drei Tote gefunden worden. Ersten Erkenntnissen zufolge hatte es eine blutige Auseinandersetzung zwischen den Nachbarn gegeben, wie die Polizei am Freitagabend mitteilte. Bei den Toten handelt es sich um einen 85-jährigen Grundstückseigentümer sowie den 62-jährigen Eigentümer des benachbarten Grundstücks und dessen 61-jährige Ehefrau.
Nach vorläufigen Erkenntnissen hat der 85-Jährige seine Nachbarn erschossen. "Wir gehen davon aus, dass der Mann sich danach mit einer seiner legalen Schusswaffen im Wohngebäude selbst gerichtet hat", sagte Polizeihauptkommissar Kai Richter am Samstag. Der Tatverdächtige verfügte über eine Jagdlizenz und soll mehrere Schusswaffen besessen haben.
Weitere Personen seien nicht involviert gewesen. Alle drei Getöteten wiesen Schussverletzungen auf. Die Staatsanwaltschaft sei über alle Ergebnisse der Tat wenige Kilometer südlich von Lüneburg informiert worden.
SEK-Zugriff auf Wohnhaus am frühen Abend
In dem Wohngebiet in Bargdorf, einem Ortsteil von Bienenbüttel im Landkreis Uelzen, hatten Nachbarn nach t-online-Informationen gegen 12.15 Uhr die Polizei alarmiert, weil etwa fünf Schüsse gefallen seien. Zwischen 13 Uhr und 13.30 Uhr wurden dann Anwohner evakuiert. Die Polizei ging von einer akuten Gefährdungslage aus.
Weil das Spezialeinsatzkommando aus Hannover nach t-online-Informationen in einem anderen Einsatz war, war zunächst das Mobile Einsatzkommando aus Lüneburg vor Ort. Im Außenbereich eines Grundstücks sei dann eine leblose Person entdeckt worden, so die Polizei. Nach t-online-Informationen wurde dann für den Zugriff auf das Wohnhaus um kurz nach 18 Uhr das SEK aus Hamburg angefordert.
Im Zusammenwirken mit den Spezialkräften aus Hamburg und dem Spezialeinsatzkommando Hannover sei der weitere Grundstücksbereich gesichert und das Wohngebäude betreten worden, so eine Mitteilung der Polizei vom Abend.
Anwohner in ihre Häuser zurückgekehrt
Nach t-online-Beobachtungen vor Ort hatte das SEK die Haustür des Wohnhauses des 85-Jährigen aufgesprengt. Daraufhin waren laute Knallgeräusche zu hören – sogenannte Irritationskörper, die in die Räume geworfen wurden, um mögliche Angreifer zu verwirren. Anwohner hatten diese für weitere Schüsse gehalten. Der Jäger wurde dann in dem Wohnhaus tot aufgefunden. Da auf den 85-Jährigen als Jagdberechtigten mehrere Schusswaffen zugelassen waren, seien die Einsatzkräfte mit einem hohen Maß an Umsicht vorgegangen, erklärte die Polizei am Abend.
Ein Pastor betreute die Anwohner seelsorgerisch. Das ländliche Gebiet wurde zunächst evakuiert. Nachbarn wurden Notunterkünfte zugewiesen, bis sie am Abend wieder in ihre Häuser zurückkonnten. Auch der Bürgermeister von Bienenbüttel, Merlin Franke, habe sich sehr gekümmert, erzählte Polizeihauptkommissar Richter.
Die Tatortarbeit der Polizei wurde in der Nacht weitgehend abgeschlossen, nun werden die Leichen rechtsmedizinisch untersucht. Die Ergebnisse der Obduktion wird es voraussichtlich erst in der nächsten Woche geben. Die Ermittlungen zu den Hintergründen dauern noch an, wie es hieß.
Polizei: Nicht der erste Nachbarschaftsstreit
Laut t-online-Informationen war die Polizei bereits in der Vergangenheit mit Streit zwischen dem Jagdberechtigten und seinen Nachbarn befasst. Die Ermittler bestätigten am Samstag eine Vorgeschichte mit Streitigkeiten zwischen den Nachbarn. Zuvor seien diese jedoch nicht ausgeufert.
Die Anwohner haben demnach geschockt reagiert. "Sie konnten sich das nicht vorstellen, die Beteiligten wohnten in der idyllischen Siedlung schon seit Jahren", sagte Richter. "Wir gehen von einer absoluten Kurzschlusshandlung aus."
Hinweis: Hier finden Sie sofort und anonym Hilfe, falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen.
- Beobachtungen und Recherche vor Ort
- Pressemitteilung der Polizeiinspektion Lüneburg
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa