Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Leserstimmen zu Baerbock "Das entspricht dem Doppelten meiner Jahresrente"
Annalena Baerbock hat 25.000 Euro verspätet beim Bundestag gemeldet. War das ein großer Fehler oder ein kleines Versäumnis, das von der Konkurrenz aufgebauscht wird? Das sagen die t-online-Leser.
Bis "auf den letzten Cent" sollen Abgeordnete ihre Nebeneinkünfte angeben. Das fordern die Grünen. Doch Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock hat nun Bonuszahlungen erst verspätet an die Bundestagsverwaltung gemeldet. Cem Özdemir war das Gleiche passiert und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach räumte ebenfalls Versäumnisse bei der Meldung von Einkünften ein.
Die Leserinnen und Leser von t-online bewegt das Thema sehr. Wir hatten Sie gefragt: Halten Sie Annalena Baerbocks verspätete Meldung in Hinblick auf den Wahlkampf für sehr relevant oder ist es ein Fehltritt, der vorrangig von den politischen Kontrahenten ausgenutzt wird? In Hunderten von E-Mails haben Sie uns Ihre Meinungen dazu geschickt. Hier eine Auswahl der Einsendungen.
"Hier ist ein Rücktritt vom Amt oder von einer Kandidatur in der Politik folgerichtig"
t-online-Leser Klaus-Peter Schimming: "Einer Kanzlerkandidatin oder einem Kanzlerkandidaten muss kurz vor der Wahl klar sein, dass viele Menschen besonders genau hinsehen, wer die Person ist und was sie auszeichnet. Verfehlungen jeder Art gibt es leider immer wieder in allen Parteien auf allen regionalen Ebenen – seien sie verbaler Art, materieller Art oder auch schlichtweg ein Vertrauensbruch gegenüber der Bevölkerung und den Wählern. Die Größenordnung ist relativ. Möglicherweise hat Frau Baerbock gar nicht gemerkt, dass diese Summen bei ihr eingingen und schon in der Vergangenheit mit jedem Cent meldepflichtig waren. Ich hätte es auf meinem Konto gemerkt, denn die Summe entspricht etwa dem Doppelten meiner Jahresrente.
Betrachten wir auch Frau Giffey. Der materielle Schaden einer regelwidrigen Promotionsschrift mag gering sein, moralisch ist das Plagiat für ein politisches Amt verwerflich und muss auch als Vertrauensbruch gegenüber den Wählern gewertet werden. Es geht hier prinzipiell um den Umgang mit einem politischen Amt, nicht nur um die Summe in Euro. Hier ist ein Rücktritt vom Amt oder von einer Kandidatur in der Politik folgerichtig und notwendig, zumal wenn man im Parteiprogramm hehre politische Ziele aufstellt, denen man zumindest in Teilen selbst nicht entspricht."
"Es gibt ausreichend Stoff zur sachlich-politischen Auseinandersetzung"
t-online-Leser G. Klenk: "Wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein! Wenn die konkurrierenden Parteien keine anderen Geschütze auffahren können, sollten sie gleich kapitulieren und die veranschlagten Wahlkampfkosten für einen guten Zweck spenden. Es gibt bei Baerbocks Qualifikation für das höchste Regierungsamt und im Parteiprogramm der Grünen ausreichend Stoff zur sachlich-politischen Auseinandersetzung."
"Die Nachmeldung kann man nur als Flucht nach vorne begreifen"
t-online-Leser Rolf Schell: "Baerbock und Özdemir haben definitiv ihren eigenen Ansprüchen nicht genügt. Das stellt natürlich viel infrage, auch in anderen Bereichen der Grünen Politik. Das hat mit Glaubwürdigkeit zu tun. Da ändert leider späte Reue auch nicht mehr viel, denn die Nachmeldung kann man meines Erachtens nur als eine Flucht nach vorne begreifen.
Die Union täte gut daran, ihre innere Moral und Ethik zutiefst zu überprüfen – und zu korrigieren! Moralapostolei steht ihr einfach nicht zu, spätestens nach den Skandalen in den eigenen Reihen nicht. Ausgerechnet Markus Blume, könnte man sagen, denn zuvorderst die CSU hat sich in vielfacher Weise moralisch und ethisch geradezu deklassiert. Es gilt eine Wahrheit für beide Lager: Wer mit dem Finger auf einen anderen zeigt, bemerkt meist nicht, dass drei Finger auf ihn zurück zeigen! Vorbilder sehen ganz anders aus."
"Es ist eine äußerst blöde Ungeschicklichkeit"t-online-Leser Andreas Hoffmann: "Es ist schon erstaunlich, wie aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird. Es ist eine äußerst blöde Ungeschicklichkeit mit den Zahlungen, die nicht angegeben wurden. Der Schaden, so man ihn denn so nennen will, betrifft allerdings vor allem die Personen selbst. Und diese werden sich auch am meisten darüber ärgern. Grüne sind halt ehrlich und melden solche Zahlungen nach. Viele Abgeordnete anderer Parteien würden so was nicht tun und wahrscheinlich machen sie sich über die Ehrlichkeit auch noch lustig."
- Einsendungen von Leserinnen und Lesern von t-online