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Wehrpflicht: Wie Bürger über eine Rückkehr zum Grundwehrdienst denken


Streitthema Wehrpflicht
"Im Ernstfall sollten wir gerüstet sein"

MeinungVon t-online, Mth

Aktualisiert am 07.07.2024Lesedauer: 3 Min.
Ein salutierender Wehrdienstleistender: Viele wünschen sich einen Grundwehrdienst zurück.Vergrößern des Bildes
Ein salutierender Wehrdienstleistender: Viele wünschen sich einen Grundwehrdienst zurück. (Quelle: Imago / Camera 4)

Viele Bürger wünschen sich eine Wehrpflicht alten Modells zurück. Doch nicht jeder ist von der Idee eines Grundwehrdienstes überzeugt.

Vielen geht das von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius vorgestellte Wehrpflichtmodell nicht weit genug – so wie CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter. Sein t-online-Streitgespräch mit Alexander Müller, verteidigungspolitischem Sprecher der FDP, lesen Sie hier.

Es brauche keine Wehrpflicht light, die weitgehend auf Freiwilligkeit beruhe, sondern zur unbedingten Pflicht für jeden jungen Bürger des Landes werden müsse, meinen auch viele t-online-Leser. Andere sprechen sich komplett gegen sie aus.

"Europa muss sich verteidigen können"

Thomas Morgner schreibt: "Die Wehrpflicht abzuschaffen, in der Hoffnung, man könne damit viel Geld einsparen, war einer der schwersten Fehler der damals politischen Verantwortlichen. Damit wurde nicht nur der Armee und ihrem Ansehen massiv geschadet, auch die Gesellschaft litt erheblich darunter."

Der ehemalige Berufssoldat begründet das damit, dass erstens die heutige Truppe nicht annähernd verteidigungsfähig sei und zweitens junge Menschen zu verwöhnt seien. "Die Generation derer, die nicht mehr in den 'Genuss' des Wehrdienstes kam, wurde zu einer Generation bequemer und wenig bescheidener Genießer der Annehmlichkeiten des Lebens, die gesellschaftliche Werte und Normen zunehmend verachtet. Das eigene Ego geht vielen vor die Bereitschaft, sich in den Dienst des Vaterlandes zu stellen."

Die Ukraine zeige, wie dringend es genügend ausgebildetes Personal brauche, um einem zahlenmäßig überlegenen Gegner entgegentreten zu können. Außerdem plädiert er dafür, sich im Ernstfall nicht auf die USA zu verlassen. "Europa muss prinzipiell auch ohne die Amerikaner in der Lage sein, sich schnell und effektiv verteidigen zu können."

 
 
 
 
 
 
 

"Infrastrukturell ist eine Wehrpflicht nicht denkbar"

"Es wäre viel sinniger, die Bundeswehr in eine Berufsarmee zu transferieren", meint Max, der sich gegen eine Wehrpflicht ausspricht. "Der Soldatenberuf als solcher ist schlichtweg nicht reizvoll. Die Bundeswehr ist aktuell eine vollkommen übertriebene Bürokratie-Krake." Zudem fehle es ihr an Ausbildern, um Wehrpflichtige überhaupt vernünftig ausbilden zu können.

Der t-online-Leser fügt hinzu: "Infrastrukturell ist eine Wehrpflicht nicht denkbar. Wie soll man Wehrpflichtigen erklären, dass sie in Zelten schlafen müssen, da Gebäude der Bundeswehr Sanierungsfälle sind oder es schlichtweg keine Gebäude gibt, weil man in den letzten 15 Jahren einen Großteil der Kasernen abgewickelt hat?", fragt er rhetorisch.

"Im Ernstfall sollten wir gerüstet sein"

Alle sechs Brüder von Sabine Rüffer waren bei der Bundeswehr. "Es hat keinem geschadet", stellt sie fest. "Dort wurden Disziplin, Gehorsam und Respekt verlangt, was der heutigen Jugend absolut fehlt. Die Bundeswehr würde sehr schnell respektloses Verhalten abschaffen und auf den Straßen ginge es friedlicher zu", glaubt die t-online-Leserin.

"Ich hoffe nicht, dass es dazu kommt, aber im Ernstfall sollten wir gerüstet sein, was allerdings mit dem Material, das die Bundeswehr jetzt hat, sehr schlecht möglich ist."

Video | Wehrpflicht zurück? Ein Pro & Kontra zweier Ex-Soldaten
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Quelle: t-online

"Zum Rumhängen verurteilt"

"Als ich meinen 15-monatigen Wehrdienst ableistete, waren wir zwölf davon zum Rumhängen verurteilt", erzählt Gerald Rapp. "Wir erhielten einen Hungerlohn, während Leute, die ausgemustert wurden, ein normales Gehalt verdienen konnten."

Der t-online-Leser kritisiert, dass es für die 15 Monate keinen finanziellen Ausgleich gab, was sich nun auch auf seine bald beginnende Rente auswirke. Jungen Menschen wünscht er diese Erfahrung nicht und spricht sich gegen eine Wehrpflicht aus.

"Jeder profitiert davon, Gesellschaft und Mensch"

Helmut Merz mailt: "Ich habe die Wehrpflicht miterlebt und möchte diese Zeit meines Lebens nicht missen. Als ich eingezogen wurde, war ich lasch, von Mama verwöhnt, ohne große eigene Meinung und hing abends und an Wochenenden oft sinnlos mit Kumpels ab. Bei der Bundeswehr lernte ich schon in der Grundausbildung Kameradschaft und Zusammenhalt, aber auch Struktur und Gehorsam. Nach der Grundausbildung wurde ich erwachsen."

Dadurch habe er im anschließenden Berufsleben mit Durchhaltevermögen, Zielsetzung und sicherem Auftreten gepunktet. "Die Zeit als Wehrpflichtiger hat mich positiv geprägt. Junge Menschen erleiden keinen Schaden, einmal eine gewisse Zeit für die Allgemeinheit zu geben. Jeder profitiert davon, Gesellschaft und Mensch."

Verwendete Quellen
  • Zuschriften von t-online-Lesern
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